Titelfoto: Im Retezat (R. Kerker), Quelle: Wandern im Nationalpark Retezat
In dieser Ausgabe:
Tips, Termine, Workcamp
interkulturelles Workcamp (in der Druckausgabe von Rennkuckuck.de übernommen)
Bukarester Herbstakademie (in der Druckausgabe von Rennkuckuck.de übernommen)
R. Wagner: Rezension (in der Druckausgabe von Rennkuckuck.de übernommen)
Reisetipps (in der Druckausgabe von Rennkuckuck.de übernommen)
Visafrei nach Europa
Rumänische Vögel brauchen Hilfe
Copilul e.V.
Sockenstube in Viscri zerstört
Einweihung Goldfaden-Spinnerei
Hilfsverein Jonas e.V.
Haiduken der Jahrtausendwende
Initiative Rumänien Dresden (Eibesdorf, Arbeit, Infos, Familienpatenschaften, Rettungswesen, Fahrradwerkst.)
Ein verwunschenes Bad ...
Politia Rutiera in Broos / Orastie
Neuer Bußgeldkatalog
Informationen und Adressen
Kreuzworträtsel
Sylvester 2001/2002
Nachrichten, Rechnung
Der Rumänien-Rundbrief will Informationen verschiedenster Art über Rumänien vermitteln. Er wendet sich sowohl an Touristen als auch an andere interessierte Personen. Die Bandbreite reicht von Reisetips, Informationen über Projekte und Hilfsorganisationen bis hin zu politischen, geschichtlichen und kulturellen Themen.
Ein wichtiges Ziel ist die Vernetzung von Initiativen und Einzelpersonen, die sich mit Rumänien beschäftigen. Diesen soll der Rundbrief als Sprachrohr dienen.
Im Rundbrief kann jeder veröffentlichen, Honorar kann jedoch nicht gezahlt werden. Der Rundbrief erscheint zweimal im Jahr. Er wird ehrenamtlich erstellt, die Einnahmen sind für Druck, Papier und Postgebühren.
Abos über 4 Ausgaben: Normalabo 7 Euro , Förderabo 10 Euro (oder mehr). Mehrfachbesteller zahlen ab 4 Hefte 1,25 Euro pro Heft. Alte Ausgaben gibt es, solange der Vorrat reicht. Leser/innen in Rumänien können den Rundbrief bis auf Widerruf kostenlos beziehen.
An die sockenstrickenden Frauen in Viscri
RO-3029 Viscri Nr. 57, jud. Brasov
____Ich bestelle einen Beutel mit 25 Paar Echte Schafswoll-Socken aus Viscri", gemischt, 3 Paar Kinder, 19 Paar Gr. 36-44, 3 Paar Übergröße zum Inklusivpreis von 90 Euro
____Ich bestelle dasselbe im Abo, einmal im Jahr 25 Paar Socken zum Sonderpreis von 85 Euro.
Ich möchte sie im Monat ____ haben.
____Ich möchte mehr wissen und benötige Hintergrundinformationen.
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Unterschrift Vor- und Zuname in Druckbuchstaben
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Straße, Hausnummer Postleitzahl, Ort
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Vorwahl, Telefon, Fax
Einzelbestellungen bitte an Charlotte Willberg, Mühlbachweg 13, D-90559 Burgthann, Tel. 09183 / 95 00 39, email: HHWillberg@Compuserve.com
Am Anfang steht mal wieder die obligatorische Entschuldigung für die Verspätung. Der Druck wird auch für diese Ausgabe dankenswerter Weise vom StudentInnenrat der Martin-Luther-Universität Halle gefördert.
Per Email wird diese Ausgabe letztmalig verschickt. Ich nehme an, dass alle Interessierten einen Internetzugang haben, der Rundbrief ist unter der Adresse www.rennkuckuck.de zu finden. Ich weise darauf hin, das dies nicht die Webseite der Redaktion ist. Vielmehr ist der Rundbrief dort neben anderen interessanten Dingen vertreten. Wer etwas auf der Webseite veröffentlichen will, mailt bitte direkt an reti@rennkuckuck.de.
Ich bitte um Verständnis, aber ich bin von der Verwaltung meines Computerchaos ohnehin schon oft überfordert. (Texte, brandaktuelle Texte, Adressen, Texte, uralte Texte, alte Texte, Emails, Virentest, Texte, hornalte Texte usw.)
Sorry leider habe ich weder Lust noch Zeit mich um den ordnungsgemäßen Ausdruck der rumänischen Buchstaben zu kümmern, also bitte die fehlenden Häkchen dazudenken. Dafür diesmal etwas Besonderes: ein Kreuzworträtsel.
Heft Nr. 16 erscheint ca. im Nov. / Dez. 2002 wenn genügend Texte in der Redaktion ankommen. Wenn nicht verschiebt sich das Ganze auf nächstes Jahr. Also nicht wundern, wenn kein Rundbrief kommt, im Notfall selbst was schreiben.
Veröffentlichungen im Rundbrief (Papiervariante): Wer Texte sowieso schon auf Computer hat, wird gebeten uns diese entweder auf Diskette (am besten RTF oder TXT-Format) oder als email zu schicken an: rumaenienrundbrief@web.de. Wer keinen Computer hat, kann die Texte natürlich weiter auf Papier schicken.
Achtung: Die Rechnung für Einzelabonnenten ist jetzt im Heft (S. 46) abgedruckt. Mehrfachbesteller erhalten wie bisher eine separate Rechnung.
Einen hoffentlich schönen Sommer, vielleicht in Rumänien wünscht
Andreas Merker
Versteigerung der beliebten KOMM MIT Bücher mit Reiseberichten (Serie 1970-1989 vollständig). Mindestgebot 50 Euro. Der Erlös kommt einem sozialen Projekt in Rumänien zugute. Gebote bitte bis 30. Juni 2002, danach auch Einzelverkauf (siehe Bücher-Bestellschein hinten). Bitte kein Geld im Voraus schicken, da begrenzter Vorrat.
Meldung vom 2. Juli: Die KOMM MIT Bücher sind für 85 Euro zugunsten des Sockenprojektes in Viscri versteigert worden.
Redaktion: Rumänien-Rundbrief, Ludwigstraße 37, D-06110 Halle/S.
Fax 0345 / 170 1241, email Redaktion: rumaenienrundbrief@web.de
Internet: www.rennkuckuck.de mail zum Internetmacher: reti@rennkuckuck.de
Bestell-Nr. ISSN 1433-5867, Auflage ca. 500 Stück
V.i.S.d.P.: Andreas Merker
Unterzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder, die Rechte für diese Beiträge liegen bei den Autoren.
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- Visafrei können ab 01.01.2001 alle Staatsangehörigen der Mitgliedsländer der EU mit gültigem Reisepass nach Rumänien einreisen (bis 30 Tage).
- Meldepflicht: Wer Ausländer in RO länger als 15 Tage beherbergt, muß das binnen 3 Tagen bei der Polizei melden (gilt auch für "visafreie" EU-Bürger)
- Umtauschkurs am 17.Mai 2002: 1 Euro = ca. 30.000 Lei; 1 USD= 33350 Lei
- Transportmöglichkeit für 42 Bildtafeln (Ausstellung) von RO nach Berlin gesucht. Stefan Drube, Tel. 03943 / 260886, ernstenena@compuserve.de
Als europaweit agierendes Handelsunternehmen suchen wir aktiv nach
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Teil II oder: Teufel und Beelzebub / von Axel Bormann
Rumänien wurde auf der Sitzung der Justiz- und Innenminister der EU zwar zusammen mit Bulgarien als den letzten beiden Beitrittskandidaten die visafreie Einreise in die Mitgliedsstaaten der EU eingeräumt, dieser Schritt jedoch hinsichtlich seiner praktischen Umsetzung für Rumänien von der Erfüllung diverser Bedingungen abhängig gemacht. Inzwischen wurden zahlreiche Fortschritte bei der Sicherung der Grenzen zu den weiter östlich gelegenen Nachbarn (insbesondere betrifft dies de Staatsgrenzen zu Moldawien und zur Ukraine) gemacht, die erst vor knapp sechs Jahren eingeführten neuen Reisepässe durch neuere mit besseren Sicherheitsmerkmalen ersetzt, die "Schwarze Liste" der rumänischen Grenzpolizei über die typischen Herkunftsländer von illegalen Einwanderern wurde entgegen politischen Widerständen und außenpolitischen Rücksichtnahmen mit den Schengen-Staaten harmonisiert. In Anerkennung dieser Fortschritte benötigen rumänische Staatsbürger seit dem 1. Januar 2002 für die Einreise in die Schengen-Staaten tatsächlich kein Visum mehr. Diese Veränderung scheint auf den ersten Blick rundum begrüßenswert. Der Pferdefuß der neuen Situation ergibt sich aus einer Reihe von Gesetzen* und Verordnungen, die Rumänien auf Druck der EU um den Jahreswechsel 2001/2002 in Kraft gesetzt hat.
In einer Verordnung des Innenministeriums vom 22.12.2001 wurden die schon vorher in einer Dringlichkeitsverordnung der Regierung von November 2001 (144/2001) enthaltene allgemeine Regelung, die rumänische Staatsbürger verpflichtet, bei der Ausreise in die EU-Staaten eine bestimmte Summe in frei konvertierbarer Währung vorzuhalten, der Höhe nach konkretisiert. Diese Verpflichtung wird ergänzt durch die schon aus den Verfahren zur Visaerteilung bekannten Erfordernis, eine gültige Krankenversicherung für den Reisezeitraum und ein Rückfahrticket vorzulegen. Der vorzuweisende Betrag an frei konvertierbarer Währung beläuft sich auf 100 Euro pro Tag und Person, wobei jedoch mindestens ein Betrag in Höhe von fünf Tagessätzen mitzuführen ist**. Das Geld kann an der Grenze in bar vorgezählt werden (eine Möglichkeit, die jeder, der einmal mit dem Zug von Bukarest in Richtung Mitteleuropa die dazwischenliegenden Grenzen passiert hat, als zu riskant verwerfen wird), in Form von Reiseschecks oder aber als Kreditkarte*** für Valutakonten nachgewiesen werden.
Die Kontrolle der erforderlichen Bargeldbestände bzw. der sonstigen Dokumente und Nachweise soll schon bei der Ausreise aus Rumänien erfolgen. Erste Erfahrungen Reisender zeigen, dass sich die Wartezeiten bei der Ausreise, wie nicht anders zu erwarten, erheblich verlängert haben. Andererseits kontrollieren die Schengen-Staaten noch ein zweites Mal bei der Einreise. Daraus ergibt sich für die Reisenden das zusätzliche Risiko, zwar ausreisen zu können, jedoch in der Folge an der Außengrenze des Schengenstaates abgewiesen zu werden.
Hatte man also früher mit dem endlich erlangten Visum eigentlich die Garantie für die Einreiseerlaubnis in der Hand, bleibt die Unsicherheit jetzt bis zur tatsächlichen Einreise erhalten. Positiv erscheint in diesem Zusammenhang lediglich, dass die bisher erforderliche "Verpflichtungserklärung" nach Auskunft des Polizeipräsidiums in der Berliner Puttkammerstraße weiter gegen eine Gebühr von 20 Euro ausgestellt und von den deutschen Grenzbehörden als Nachweis einer Einladung akzeptiert wird.
Unzweifelhaft ist jedenfalls, dass die vorgesehenen Bargeldbeträge schon bei einer moderaten Reisedauer selbst die Möglichkeiten von Personen mit überdurchschnittlichen Einkommen übersteigen****. Aus gegenwärtiger Sicht entsteht daher der Eindruck, dass sich hier die wirtschaftliche und politische Elite
die Reisefreiheit durch Regelungen erkauft hat, die gleichzeitig den größten Teil der Bevölkerung vom Genuss dieser Freiheit ausschließen.
Aus überwiegend humanitären Gründen wurden eine Reihe Voraussetzungen in die Verordnung aufgenommen, bei deren Vorliegen der Nachweis der oben beschriebenen finanziellen Mittel entbehrlich ist. So sind etwa Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren freigestellt, sofern sie sich auf einer Reise zu Eltern oder Verwandten befinden. Gleiches gilt für Personen, die sich zum Zwecke einer medizinischen Behandlung oder aber einer wissenschaftlichen oder kulturellen Veranstaltung ins Ausland begeben. In letzterem Fall sind zum Nachweis entsprechende Dokumente vorzulegen. Gleichfalls befreit sind Arbeitnehmer, die sich wegen einer legalen Beschäftigung ins Ausland begeben und eine entsprechende Arbeitserlaubnis vorweisen können.
Auch die beschriebenen Ausnahmeregelungen scheinen weite Ermessensspielräume für die Grenzbehörden zu eröffnen. Schließlich muss in einer Vielzahl von Einzelfällen entschieden werden, ob die vorgelegten Dokumente und der vorgebliche Anlass der Reise auch für die Befreiung ausreichen, so dass auch hier über die praktische Durchführung der Ausnahmeregelungen Unsicherheiten bestehen. Sicher scheint dagegen, dass die in den letzten Jahren etwas zurückgegangene Korruption an der Grenze durch die neuen Bestimmungen wieder aufleben wird. Wer will es einem Reisenden verdenken, wenn er seinen die letzte Überzeugungskraft vermissen lassenden Dokumenten durch eine kleine Direktzahlung an den Grenzbeamten etwas aufhelfen will. Sicher scheint auch, dass die Vertreter der sogenannten organisierten Kriminalität von den neuen Bedingungen profitieren werden, schließlich dürften zumindest sie über das zum Ausreisen nötige Bargeld verfügen. Auch tun sich ganz neue Dienstleistungsperspektiven auf: Für Geldverleiher, die das Geld vor der Grenze gegen eine Gebühr ausleihen und hinter der Grenze wieder einsammeln; für "Reiseunternehmen", die Bescheinigungen für organisierte Touren ausstellen und zumindest auf dem Papier für einen geordneten Reiseablauf garantieren; für Händler mit medizinischen Attesten und falschen Behandlungsverträgen, die es den Reisewilligen ermöglichen, einen medizinischen Grund der Reise vorzutäuschen. Will man all diese Dinge durch Kontrollen verhindern, entsteht ein enormer bürokratischer Aufwand.
Der Autor ist Jurist und lebt in Berlin. gekürzt aus: Deutsch-Rumänische Hefte / Caiete Germano-Române, Frühjahr 2002
Kontakt: Axel Bormann, Wichertstr. 64, 10439 Berlin, email: axel.bormann@berlin.de
*Eine recht gute Zusammenstellung aller für Auslandsreisende relevanten Verordnungen und Gesetze sowie auch eine Anzahl von sonstigen Tips für den Aufenthalt im Ausland ("Werfen Sie im Gastland keine Zigarettenkippen auf die Straße.") findet sich auf der Homepage des rumänischen Innenministeriums www.mi.ro.
** Zum Vergleich: Der Tagessatz für die Türkei und die ehemaligen sozialistischen Staaten wurde in der Verordnung auf 50 Euro festgesetzt.
*** Die Ausgabe einer international benutzbaren Kreditkarte wird von den meisten Banken in Rumänien an den Nachweis eines Guthabens von mindestens 1.500 Euro geknüpft.
**** Das rumänische Durchschnittseinkommen lag im Jahr 2000 bei umgerechnet ca. 140 Euro pro Monat.
Die rumänischen Vögel brauchen dringend eure Hilfe. Das weltberühmte Histria-Grindul Chituc Gebiet an der Mündung der Donau, wahrscheinlich das beste Gebiet für Vögel in ganz Europa, leidet unter gnadenlosen Angriffen von rumänischen Unternehmern. Der ganze Ort ist jedoch das Donaudelta- Schutzgebiet, welche Bezeichnung stark durch die Weltbank unterstützt wird.
Diese salzigen Steppen sind in Europa eine Seltenheit, und haben ein Gleichgewicht, das leicht gestört werden kann. Es gibt nur wenige solcher Orte in Europa, und leider war Histria-Grindul einer davon. Viele von uns werden diesen wundervollen Ort nicht in der Form sehen, in der sie vor dem Bau war. Es gibt jetzt 15 Meter Haufen von Sand, die aus dem Boden heraus gegraben wurden, und auch Straßen, die 1,5 m hoch sind. Diese lassen Narben in der Heimat der Collared Prantincole (Vögel) und trennen diese Vögel von dem Ort, wo sie sich vermehren. Es gibt auch noch verschiedene Arten von gefährdeten Vögeln - Paddyfield Warbler, Steppen- und Marmorpolecats, usw. Die erwähnten Baustellen haben das Gleichgewicht zerstört. In Chituc wird ein Hotel mit Wassersportmöglichkeiten gebaut, was den Ort vollständig vernichten wird. Es gibt allerdings keine offizielles Erlaubnis.
Ich würde euch bitten, diese Situation zu bekämpfen, und den Nachrichten zu folgen. Wir müssen die Firmen, die diese unmenschlichen Taten durchgeführt haben, unter Druck setzten, damit sie den Ort wieder reparieren und verlassen. Jedes europäisches Land muss seine Herkunft bzw. seine Zukunft beschützen. Alle sollen protestieren, und Beiträge an den Reservat Führer (arbdd@ddbra.ro) schicken. Briefe und Unterschriften werden von Botond Kiss (jbkiss@indd.tim.ro) gesammelt. Ich hoffe, dass Proact und andere Vereine bzw. Organisationen auch gegen diese unvorstellbaren Umstände protestieren, die den Ort bedrohen.
All the best, Lajos The GreenEye Ecotours & Images Ltd.
8300-Tapolca, Berzsenyi D. ut. 56. HUNGARY,
Tel.: (+36) 30 302 6432 Fax: (+36) 87 413 484
E-mail: greeneyehungary@freemail.hu
Hilfe für notleidende Kinder in Fágàras/Rumänien
Ahrensburger Radder 21, 22926 Ahrensburg, Tel. 04102 / 633 46, Fax -96
Noch immer begegnet uns die Armut in Rumänien überall: Laut Statistik gibt es 758.000 arme Familien in Rumänien (Mindesteinkommen je Familienmitglied: unter – umgerechnet – 45 DM). Und wenn die Zeitung vermeldet, dass das Mindesteinkommen je Familienmitglied von Staats wegen ab Januar 2002 auf 630.000 Lei festgesetzt wird, dann heißt es einen Tag später in der gleichen Zeitung, dass vom selben Datum an die Heizkostenzuschüsse so dramatisch gesenkt werden, dass vom zusätzlichen Einkommen nichts mehr übrig bleibt – denn auch der Staat ist "arm dran"! (Deutsche Allgemeine Zeitung für Rumänien v. 2.+3. 11.01)
Was tun wir dagegen? Mit Ihrer Hilfe einiges. Hier nur eine Auswahl:
Durch die Freiwilligen-Agentur der Bürgerstiftung Region Ahrensburg haben wir Dirk Woltmann als Webmaster gewonnen, der uns eine Homepage fürs Internet bastelt. Internetadresse: www.rumaenienkinderhilfe.de oder einfach www.copilul.de.
Ich möchte einiges über Spenden und Spender sowie Empfänger dieser Spenden sagen:
Laut Satzung hat Copilul den Zweck, "... elternlose Kinder, alleinerziehende Elternteile und sozialschwache kinderreiche Familien sowie die Abteilung für dystrophische Kinder des Spitals in Fágàras/Rumänien (zu unterstützen). Außerdem wird sich der Verein am Aufbau eines Kinderheims in dieser Stadt beteiligen. ..." Und womit will der Verein das erreichen? "... insbesondere durch die Beiträge der Mitglieder und das Sammeln von Spenden sowie auf andere geeignete Weise ..." Der Zentralbegriff unserer humanitären Anstrengungen heißt also Spendensammeln. Und hier gibt es einige Anlässe zu Fehlinterpretationen und Missverständnissen, auf beiden Seiten, bei den Spendern wie bei den Empfängern.
Mit herzlichen Grüßen Achim Kessler-Binder
Spendenkonto: Sparkasse Stormarn, BLZ 230 516 10, Konto-Nr. 900 33 293
e-mail: kesslerbinder@aol.com
gekürzt aus: Spenderbrief 18
Geduld hat viele Facetten - ihr wichtigster Aspekt aber ist das Ertragen von Unrecht und die freudige Bereitwilligkeit schwierige Situationen zu akzeptieren.
4.11.2001
Liebe Freundinnen und Freunde,
diesen Satz las mir eben Maria vor aus einem Brief unserer Supervisorin Marlies Bötnagel, den sie vor einigen Tagen erhielt.
Ich stelle dies an den Anfang des nun folgenden Berichtes.
In der Nacht vom 1. zum 2. November wurde unsere Sockenstube aufs Gemeinste zerstört. In den drei Räumchen, der eigentlichen Annahmestelle, die nun schon längst zum wöchentlichen Treffpunkt vieler Frauen geworden war; im Eingangsraum, der das Lager und eine kleine Bibliothek beherbergte; und in meinem Winzig-Büro, das ich so fein hergerichtet hatte, wurde Feuer gelegt, nachdem alles, was beweglich war aus den Fächern gerissen war, ob Socken, ob Prospekte, ob Briefumschläge, Aktenordner.
Die angrenzende Werkstatt wurde geplündert - und eines unserer letzten Hühner mitgenommen.
Wir, Maria und ich, hatten diese Nacht mit einer Gruppe von Frauen, die für die Schularbeiten-Hilfe am Nachmittag verantwortlich sind, in Vulcan (Wolkendorf), 100 km von hier verbracht. Maria hatte die sechs Frauen zu einer Arbeitstagung eingeladen ... und zwei "unserer" Kinder, Ioaa und Ana, durften über Nacht bei uns im Haus bleiben, in Anerkennung auch des Vertrauens in die beiden Mädchen, 13 und 14 Jahre alt.
Sie haben das Drama, das sich im Nebengebäude abspielte, erst bemerkt, als sie morgens zur Toilette im Hof gingen. Und das Telefon streikte nicht, sicherheitshalber hatten wir die Telefonnummer von Vulcan ins Gerät programmiert. Um 7 Uhr morgens erhielten wir den Notruf von Ioana. Maria, Camelia, die Hauptverantwortliche für die Socken, und ich nahmen ein Taxi. Und trafen gleichzeitig mit Polizei, Bürgermeister aus Bunesti, Pfarrer, Ortsbürgermeisterin Caroline und Kriminalisten ein, es war 11 Uhr geworden.
Das Feuer hatte sich, Glück im Unglück, nicht ausbreiten können, in den drei Räumen war es bei Schwelbrand geblieben, der in jeden Socken, jede Ritze kriecht, in jede. Undenkbar, was wäre gewesen, das Haus wäre in Flammen aufgegangen in der unmittelbare Nähe unserer Scheune, und dann auf jedem Hof eine neben der anderen.
Erschütterte Frauen, zum Teil weinend, kamen einzeln und in Gruppen - gut, dass die Banditen nicht entdeckt wurden, es war eine Stimmung, die blitzschnell in Lynchjustiz umgeschlagen wäre.
Schließlich waren alle Hefter verbrannt, in der die Sockenabgabe jeder einzelnen Frau von Haus Nr. 1 bis 255 vermerkt war - nun waren sie Asche, die
Socken - viele ver- und angebrannt, der Rest durch die ätzenden Schwelbrandgase unbrauchbar.
Mir schossen die Tränen in die Augen, mein Herz klopfte zum Zerspringen, ich musste dieser Realität ins Auge blicken, ich musste und konnte es tragen und ertragen. Es war in Jahresfrist der zweite Brand - unser Haus in Deutschland war am 20./ 21. November 2000 abgebrannt.
Die Flut der Geschädigten aus dem Dorf hörte nicht auf. Am Sonnabend Nachmittag war bei herrlichem Winterwetter im Hof Vollversammlung, fast 80 Frauen waren gekommen - der Brand hat die Frauen näher zusammenrücken lassen. Die Verantwortlichen Cutza, Camelia, Maria hatten bereits am Vormittag zusammengesessen und folgendes beraten:
Alle Frauen melden ihre nicht bezahlten Socken im Zeitraum von August bis Oktober und das wird zunächst festgehalten. Alle Frauen bekommen auf dieser Basis aus Rücklagen die August-Socken innerhalb der übernächsten Woche ausgezahlt - wie bereits geplant. Alle Frauen können wie bisher wieder Socken abgeben, wenn die Räume instandgesetzt sind. Der Schaden wurde im Einzelnen aufgelistet und beträgt insgesamt über 9.500 DM. Die Instandsetzungsarbeiten werden wohl auch annähernd 1.000 DM verschlingen
Und dann kamen die Vorschläge aus der Vollversammlung: Wir stricken 1,2,3... Paar Socken ohne dafür Geld zu verlangen und trage damit zu einem Neuanfang bei, denn wir Frauen sind uns einig, diese Barbarei soll uns unsere Basis nicht zerstören, sie wurde zur Grundlage für das täglich Brot für Viele. Die Frauen einigten sich auf 2 Paar Socken für diesen Wiederaufbau.
Überwältigend viele Frauen wollten sofort mit den Instandsetzungsarbeiten anfangen, trugen sich in Listen ein, für jeden Tag 10 Frauen, waren bereits am Vormittag dagewesen um zu beginnen.
Ich sitze nun zwischen dem Rußverschmierten und versuche zu retten, was zu retten ist und mich wieder von Vielem zu trennen.
Die Täter? Es waren mehrere, es waren auch Männer aus unserem Dorf - und es gibt Beobachtungen, doch niemand will sich äußern, denn es gibt auch viel Angst untereinander, Feindschaften seit Jahrzehnten.
Unsere Aufgabe wird sein: den Zusammenhalt und die Solidarität der Frauen zu stärken, die Ruhe zu bewahren - im Gebet Gott um Führung und Lenkung zu bitten, denn "der Friede der Welt (und hier im Dorf) muss in unserem Herzen, in unserem Hause den Ursprung nehmen" (Reinh. Schneider).
Schalom, Harald
Wenn Ihr diesen Neuanfang finanziell unterstützen wollt, könnt, dann überweist Eure Hilfe auf das Konto "Frauen stricken Socken" Nr. 787280 bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft BLZ 520 604 10, Stichwort: FEUER
Unser Spendenkonto für unsere Arbeit im allgemeinen hat die neue Nummer 3700 283 bei der Ökobank, BLZ 500 90 100. Bitte nicht verwechseln.
Sonntag, 20. Januar 2002 – ein nicht sehr kalter, schneeverhangener Wintertag kündigt sich an, als ich in der Frühe unser Haus verlasse, durch den Hof gehe, hinüber zur Sockenstube, um zurecht zu legen, was ich später mitnehmen will zur Einweihung.
Heute endlich wird die Feier sein, die inauguraria, ich bin gespannt. Und ich habe Ruhe. Ob es daran liegt, dass diese Ruhe einfach ein Bestandteil unseres Lebens hier auf dem Dorf ist, weil hier überhaupt nur etwas geht, wenn ich die Ruhe behalte? Dabei war es gar nicht so einfach: im Juni 2000 hatten wir die Spinnmaschinen gekauft – jetzt im Januar 2002 weihen wir die Spinnerei ein. Ca. 1 ½ Jahre später. Und ob wir den Betrieb und ab wann richtig aufnehmen können, wissen wir nicht. Wir werden in wenigen Tagen mit der Einweisung der Wollverarbeiterinnen beginnen, die Maschinen laufen, das ist klar. Für den Anfang ist genug Rohwolle vorhanden.
Sonntag ist Ruhe. Ich treffe mich mit meinem Helfer Alin. Anette kommt mit dem Auto, wir schleppen, was wir brauchen, auch die beiden Schilder mit den ausgesägten Schafen, die als Wegweiser dienen sollen zur "Clivis". Ganz ursprünglich gehörte diese Straße wohl nicht zum Dorf, sie ist erst spät entstanden. Das Dorf hat zwei Zufahrten, die breite Hauptstraße, strada principale, den Weg zur Kirchenburg hinauf, und die Neue Straße, parallel zum Kirchweg, hinten am Dorfende zum Friedhof, zum Friedhof der evangelischen Gemeinde. Ein paar kleine Zugangsstraßen sind entstanden, Zweigwege, mit Pfaden, welche die Straßen verbinden. Und schließlich die "Kliwies", die kleine Wiese. Auch die Rumänen sagen "Clivis", ein paar stattliche Sachsenhäuser gibt"s dort noch. Jetzt wohnen fast nur noch Roma dort, Zigeuner, und Rumänen und Rumäninnen blicken mit Verachtung auf diese Straße. Dort wollen sie nicht wohnen. Die Häuser werden kleiner und ärmlicher. Die großen Scheunen fehlen, die Obststreuwiesen. Blicke ich die Straße hinauf, die so üppig breit dahinfließt, wie es in vielen Sachsen-Dörfern hier in Siebenbürgen üblich ist, erhebt sich das Auge über die leicht ansteigenden Felder, Wiesen und Weiden zum grad ein Stündchen Fußweges entfernten noch prächtigen Mischwald, der jetzt gerade in den Schneewinter verzaubert wurde. Dreh ich mich um, schaue zurück, steigt mächtig empor und doch zugleich erstaunlich gut angepasst an die Landschaft die Kirchenburg von Deutsch-Weißkirch.
"Clivis", "Kleine Wiese", auf der rechten Seite der Straße, eines der letzten Häuser, das Haus mit der Nummer 216: es wurde zur Spinnerei, ein ebenerdiges Wohnhaus mit drei Zimmern und der Küche, zwei kleineren Nebengebäude. "Torcatorie" steht auf dem Schaf: Spinnerei, das wir an diesem Morgen ans große etwas ramponierte grüne Holztor heften.
Das Haus zeigt mit der Stirnfront zur Straße.
Alin baut ein Podium, der Hof scheint uns zu klein, wenn doch, womit ich rechne, das ganze Dorf und dann noch Gäste von nah und fern an dem Ereignis teilnehmen wollen. Also, das Podium draußen auf die Straße, eine einfache Barriere, um den Fluss der Besucher zu bändigen.
Inzwischen sind die Frauen mit Cutza in dem kleinen Häuschen gleich rechts im Hof dabei, die "kalten Teller" zu richten und den großen Ofen, den der Schmied aus einer Metalltonne baute, warm zu kriegen. Zunächst gibt"s nur fum, Rauch. Und es ist und bleibt kalt, auch wenn der Ofen Wärme spuckt.
Das Haupthaus wurde umgebaut: die drei Zimmer sind einem großzügigen Raum gewichen, das Dach wird nun getragen von einem starken circa 12 Meter langen Eichenbalken. Es schließt sich die Küche an, der Aufenthaltsraum für die Mitarbeiterinnen und vielleicht auch hin und wieder Treffpunkt mit unseren Freundinnen und Freunden, wenn sie die Spinnerei besichtigen, die jedem Industriemuseum Ehre macht.
Letzte Vorbereitungen für die festliche Einweihungsfeier: der Elektriker hat gepfuscht und die Sicherungskästen nicht mit den dafür vorgesehenen Deckeln abgedeckt – und sich nicht geschämt, denn selbst der Laie wundert sich.
Überhaupt, es war ein Abenteuer sondergleichen, den Stromanschluss für die Maschinen zu bekommen, der Stromlieferant musste überzeugt werden, dass wir ihm tatsächlich seine Ware abkaufen wollten – und keineswegs mit einem gefüllten Bankkonto. Ich vermute, aus den Zeiten vor 1990 sind auch sie gewohnt, dass es für jede – schließlich hoch bezahlte – Dienstleistung auch noch einen angemessenen Betrag in die eigene Tasche gibt. Und nicht, dass wir auf dem freien Markt jemanden hätten nehmen können, der die Verkabelung der Maschinen nach dem Zähler vornimmt – der Stromlieferant arbeitet Hand in Hand mit dem Unternehmer, der uns die Maschinen-Anschlüsse installierte. Als wir dann endlich nach 7-monatigem Warten und Bitten und Drohen und Bitten den Strom am Hause hatten, vergingen fünf Wochen, bis uns der Anschlusskasten geliefert wurde, angeblich zur Zeit nicht lieferbar.
All das ist mir präsent an diesem Sonntagmorgen, und auch, dass ich all das nicht in der Hand hatte, ich hätte vielleicht aufgegeben. Die Laufereien und Betteleien hat Cutza, unterstützt von ihrem Mann Eugen, genervt und durchgesetzt.
Ich bin froh drum. An diesem Morgen. Und Alin montiert die Deckel, die als Kehrbleche umfunktioniert waren, auf die Kästen.
Ansonsten: Gitze kümmert sich, unser zukünftiger Mechaniker. Camelia und Clauditza, die beiden Frauen von der Socken-Organisation, richten die Küche, um dort das Programm der sockenstrickenden Frauen vorzustellen.
Die Frauen, welche die kalten Platten vorbereiten, rufen mich und bieten mir etwas zu essen an. Mit Entsetzen höre ich, dass sie sich mit 170 Tellern
begnügen wollen – und was ist, wenn 200 kommen? Aber zum Schluss reicht"s – aber wir haben auch nichts übrig.
Alin bringt noch an der Zufahrt zur "Clivis" das Holzschaf auf einem hohen Ständer an, damit es nicht so schnell zerstört wird. – Und bereits am nächsten Morgen fehlt die eine Hälfte.
Mittagszeit. Ich eile durchs Dorf nach Hause.
Maria ist guter Dinge – "unsere" Kinder treffen ein. Sie werden sich besonders schön kleiden – am meisten im Hinblick auf den Ball, der doch das größte Ereignis dieses Tages ist.
Friedemann, unser zukünftiger Mitarbeiter, trifft ein, und ich bespreche meine Rede "Alles begann mit den Socken" mit ihm, die er, der Siebenbürger Sachse, simultan übersetzen wird. Denn ich will und werde manches sagen, das sich in meinem Rumänisch recht dürftig anhören würde. Um 14 Uhr werden sie kommen, das Dorf, die eingeladenen Gäste aus der Umgebung, die eine oder der andere, die durch die Presse-Berichte in der rumänischen und der deutschen Zeitung hergelockt werden. 20 nach 1 gehe ich los. Unten, wo sich das Dorf teilt, rollt gerade der gelbe Schulbus vorbei – ich denke zurück, als wir um diesen Bus streikten, demonstrierten. Der orthodoxe Geistliche chauffiert die Kinder, heute darf er ihn benutzen auf dem Weg von der Gemeinde Dacia/Stein, wo er am Morgen den Gottesdienst hielt, zur Segnung unserer Spinnerei. Als ich unten ankomme, sind die Leute da, der Pfarrer ist da, aber das Tor ist verschlossen. Die Verantwortlichen kommen dann doch bald. Ich merke wieder, eine andere Mentalität, die mir wohl fremd und fern bleiben wird – und ich bin froh: ich habe keinen Schlüssel, ich habe nur eine kleine, vielleicht wichtige Verantwortung, und doch habe ich keinen Stress gehabt bis zuletzt, selbst wenn mir klar ist, die Form dieser Einweihungsfeier habe ich geprägt. Ich hatte die Vision und die anderen angesteckt: es soll eine Feier werden für alle, und deshalb am Sonntag – und deshalb ein Ball am Abend.
Das Dorf kommt – und die ersten Gäste treffen ein mit ihren Autos. Ich freue mich, haben doch viele Menschen, die ich hier kennen lernte, diesen Tag und diese Einladung nicht vergessen. Und es stellen sich auch Menschen ein, von denen ich lange nichts hörte.
Der Primar kommt, der Bürgermeister, und begrüßt mich herzlich.
Ralf Sudrigan trifft ein, der Journalist der ADZ, der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien", der schon so einen einladenden Artikel zur Einweihung geschrieben hatte. Mit ihm der Fotograf der Zeitung. Der Reporter mit seiner Crew, erfahren wir später, hat sich gründlich verfahren, auf der Suche nach unserem kleinen Nest, und schreibt später einen Artikel mit der fetten Überschrift "Das Dorf Viscri tritt langsam, langsam Europa bei" (Satul Viscri intra, încet-încet, în Europa), eine witzige Überschrift, bedenkt man, wie lange es schon Europa gibt. Diese Titulierung ist ja nicht nur typisch für das Gefälle von Stadt
und Land in Rumänien – für wie viele Europa-Karten ist Rumänien von Europa halb abgeschnitten.
14 Uhr – das Fest beginnt.
Es kommt auch der orthodoxe Pfarrer, zu dessen Bezirk Viscri gehört. Er wurde zuerst nicht gefragt, denn er hatte den Weihnachtsgottesdienst ausfallen lassen, da viele Gemeindemitglieder die Kirchenabgabe nicht geleistet hatten. So leistete er sich nicht zu kommen. Der Gottesdienst wurde nicht zelebriert, Pech gehabt. Der evangelische Pfarrer hatte seine Teilnahme zugesagt. Er blieb weg, warum, weiß ich nicht – und ich wollte doch die Gelegenheit nutzen zu einer halbwegs ökumenischen Weihe der Spinnerei.
Hier, in weiten Teilen des Landes, lässt die Ökumene grüßen; selbst wenn der Weltgebetstag der Frauen in diesem Jahr aus Rumänien kommt, heißt das nicht, dass die Christen verschiedener Bekenntnisse zusammenrücken. Und die Frauen werden sicher wieder in kleinem Rahmen unter sich "privat" den Weltgebetstag feiern.
Noch eine kleine Aufregung überwinden und Cutza (Maria Panait) tritt auf das Podium vor der Spinnerei – eine stattliche Menschenmenge hat sich versammelt, aber weder alle Frauen, die Socken stricken, noch weniger alle Männer – rund 160 Menschen sind gekommen, zählen wir später an den Tellern.
Cutza ruft die Menschen zusammen, begrüßt sie souverän.
Harald hält seine Rede, also ich, und ich schlage einen Bogen von dem "Alles begann mit den Socken" bis zum letzten Satz "Vom Faden zur Socke, von der Socke zur Spinnerei, von der Spinnerei zum Faden – und dann geht"s los, wünsche dem Unternehmen "Goldfaden" des Vereins "Viscri începe" Gottes Segen, steige vom Podium und schneide das rote Band durch, das Cutza und Luminitza vor den Eingang gespannt haben.
Jetzt sind die Pfarrer dran. Wir betreten die Maschinen-Halle. Gebete werden gesungen und gesprochen und Texte aus der Agende zitiert, die Maschinen, Gebäude und Menschen mit Wasser besprengt. Wir treten noch einmal nach draußen vor die Menge. Der Bürgermeister muss noch sprechen, und Caroline, die Oberbürgermeisterin. Rafira, eine Alte aus dem Dorf, bedankt sich für all die Arbeit, die geleistet wurde, und überreicht als Symbol der Kraft und des immer Grünenden einen Kieferzweig. Vor allem wünscht sie uns keinen Streit.
Endlich nun können sich die Menschen durch die Halle bewegen, vorbei auch an den Nebengebäuden, wo der Wolf frisst. "Jup" wird die Maschine genannt, welche die Rohwolle zerkleinert, bevor sie dann so aufgearbeitet auf die Holzförderrollen der "masina de pieptấnat lânấ" gelegt werden, auf die Kämm-Maschine.
Dort steht Luminitza mit rotem Kopf und erklärt, was passiert – und alle können es einfach sehen, die Maschinen laufen, und die meisten haben es nicht geglaubt. Für mich ist es ein Wunder, war doch alles auseinandergelegt, damals als die Maschinenteile in einer abenteuerlichen Aktion als Kronstadt/Brasov
geholt wurden. Cutza erklärt den "divizor", eine Maschine, die aus dem schönen weichen Fließ, der die Kämm-Maschine verlässt, flauschige Rollen herausteilt.
Nur die Maschine, die endlich den Faden dreht, ein großes Gerät mit über sieben Metern Länge, wollen wir nicht anwerfen, denn da muss gleich richtig gearbeitet werden.
Schön ist auch in der Küche, die ordentliche Holzmöbel bekommen hat, die Präsentation des Socken-Handels, dort informieren sich vor allem die Gäste von weiter weg, was Camelia und Clauditza mit Bravour verantworten. Später, als die verspäteten Presseleute eintreffen, sind sie die einzigen, die noch etwas vorführen können. Alle bekommen etwas zu essen und zu trinken.
Der erste Teil des Festes geht vorüber.
Sorgfältig hatten wir überlegt, wie wir mit den auswärtigen Gästen umgehen. Und eine kleine Lösung gefunden: im Gästezimmer von Cutza und Eugen werden wir ihnen eine Suppe reichen, etwas Kuchen, etwas zu trinken – und das wurde dann zu einem gelungenen Abschluss des Nachmittags. Dort erschienen mit Trara die Mitarbeiter des "Transilvania-Express", dort gab es das eine und andere aufmunternde Gespräch.
Der Höhepunkt des Tages sollte der abendliche Ball werden. Hier bekamen wir öfter das Danke zu hören. Denn wie selten sind solche Veranstaltungen und wie oft für viele nicht erschwinglich. Wir hatten jedoch aus der Kasse der Spinnerei die Kosten des Balles getragen, nur ein ganz kleines Entgeld hatten wir erhoben, 10 000 Lei, 75 Pfennige – und die sockenstrickenden Frauen hatten dafür auch noch einen Gutschein erhalten.
Ein Dorfball ist hier ganz anders als ich jemals in Deutschland erlebt habe. Er beginnt, wenn die "formatie", die Band, eintrifft, vielleicht zwei bis drei Stunden vor dem offiziellen Beginn, der war wie üblich um 8 Uhr. Doch die Kinder finden sich früher ein, wenn die ersten Klänge der Kapelle ertönen. Als wir, Maria und ich, eintreten, sitzen in der Nähe des Ofens schon viele bấtrâne", Alte, und eben die Kinder hüpfen herum – und ein leicht Alkoholisierter, anders kenne ich ihn nicht, nimmt sich Marias an, und Maria tanzt lachend den ersten Tanz mit ihm, alles klatscht, und der Ball ist eröffnet.
Und dann geht"s wirklich ab: 180 Erwachsene und weit über 100 Kinder bis 14 Jahre zählen wir. Die Tanzfläche in dem knapp 200 qm großen Raum Saal ist bis auf die letzte Ecke gefüllt. "Mama Lisa", eine von den Alten, sagt am Montag, sie sei bis halb 5 geblieben, weil es so schön war – und sicher nicht nur deshalb.
Die Rumänen tanzen anders als wir, Standardtänze unbekannt, ein schnelles dynamisches Tanzen, in dem die Tanzrichtung ständig wechselt, oft Ketten-Tänze, und überall Kinder, selbst die Kleinsten tanzen.
Na, und die "Unsrigen", die eigene Tochter Dorothee, Ioana, Ana, Aurica, Cristina, Simona, Ana-Maria, Tibi mitten darunter, und immer voll dabei. Spät kommen sie nach Hause – das Einzige, was trübt: am Montag fährt der
Schulbus für die Größeren um halb 7 – und hier in der Dorfschule fehlt die Hälfte der Kinder.
Ein guter Tag geht zu Ende – ein Tag und eine Nacht, wo vielleicht einmal viele die drängende Not vergessen können: aber sie steht vor der Tür – während wir tanzen, wussten wir noch nicht, dass ein junger Mann aus dem Dorf sich um Weihnachten herum einsam und verlassen auf seinem Hof das Leben genommen hatte.
Und doch bleibt, "weil wir Hilfe leben, leben wir an diesem Tag" – und das ist Marias Botschaft, die als letzte auf dem Podium vor der Spinnerei steht – und sie sagt mir: "Harald, weil du Menschen gewinnst und begeisterst, weil du eine Vision hast von Friede und Gerechtigkeit, Vertrauen in Gott und in die Menschen setzt, können wir heute Einweihung feiern. Mit der Vision hast du angefangen, und mit Hoffnung machst du weiter" – und dass sie das sagte, und wie sie es sagte, und selbstverständlich in der Sprache der Menschen hier, das war das schönste Geschenk für mich an diesem Tag.
Harald am 23. und 24. Januar 2002, gekürzt aus: Die Spinnerei von Deutsch-Weißkirch / Viscri. Eine kleine Dokumentation
Liebe Freundinnen und Freunde,
unsere Spinnerei sollte "Goldschaf-GmbH" heißen.
Der Rechtsanwalt macht daraus "Goldfaden" – und hat damit besser getroffen, worum es geht.
Im Laufe der letzten zwei Jahre habt Ihr gelegentlich eine Momentaufnahme erhalten und dadurch ein wenig Anteil nehmen können an der Entstehung dieses ersten Betriebes unseres Vereins "Viscri începe" – Viscri startet. Ihr habt viel gespendet.
Am 20. Januar 2002 haben wir den Betrieb feierlich eröffnet.
Am 28. Januar, einem Montag, haben wir mit der Einweisung der Frauen und des Mechanikers anfangen können.
Noch längst nicht alle Arbeiten sind abgeschlossen, die Maschinenhalle soll noch eine gute Isolierung erhalten, wir wollen Doppelfenster einbauen. Der Bau eines Duschraumes und einer ordentlichen Toilette sind die nächsten Maßnahmen, ökologisch selbstverständlich.
Die Nebengebäude sollen und müssen auch noch besser instand gesetzt werden.
Ein größeres Vorhaben ist die Versorgung mit einer zentralen Holzvergaser-Heizung, denn jetzt heizen wir unwirtschaftlich mit einzelnen Holzöfen.
Wir rechnen weiterhin mit Unterstützung verschiedenster Art.
Vielleicht bieten wir Work-Camps an, vielleicht kommt ein Elektriker, der den Pfusch des hiesigen ausbügelt. Wir brauchen Käufer und Käuferinnen für die zum Faden produzierte Wolle. Also, wer außer Socken noch Wolle braucht, hier gibt"s "ne Möglichkeit. Friedemann, von dem später noch die Rede ist, konnte als Koordinator gewonnen werden, ein Siebenbürger-Sachse – und das war inzwischen schon sehr hilfreich, hat er doch die richtigen Rechtsanwälte aufgespürt, die nun endlich die Rechtskonstruktion so verantworten, dass sie auch für uns stimmig ist: der Verein ist gemeinnützig und darf, das Gesetz existiert seit dem Jahr 2000, auch gewerbliche Betriebe führen, wenn der erwartete Gewinn für die Zwecke des Vereins genutzt wird – und nichts anderes haben wir vor.
Ich und wir freue(n) uns auf Rückmeldungen, auf Anfragen, auf Ideen...
Im Namen der sockenstrickenden Frauen und der "Goldfaden"-Spinnerei grüßt im beginnenden Frühling, Harald, 28. Februar 2002
Socken in Deutschland und ein bisschen darüber hinaus:
Charlotte und Hans Harald Willberg, Mühlbachweg 13, 90559 Burgthann
Telefon: 09183/95 00 39 für alle Sonderbestellungen und Nachfragen
Bei uns direkt: Gebinde ab 25 Paar, Abo (einmal im Jahr einen Beutel (25 Paar), Westen, Handschuhe, Fußlinge, Wolle (natur und ungefärbt alles!)
Unser Konto für Unterstützung unserer Anliegen:
Harald Riese Schalomdiakonat: Ökobank Kto: 37 00 283 BLZ: 500 90 100
(Bitte nur für Unterstützung! Absender und gegebenenfalls Zweck angeben)
(Auf keinen Fall Sockengeld auf dieses Konto!)
gekürzt aus: Die Spinnerei von Deutsch-Weißkirch / Viscri. Eine kleine Dokumentation
für die Wohltätigkeitsgesellschaft "Jonas" e.V. in Klausenburg/Cluj-Napoca, Rumänien
Renate Schumacher, Riensberger Str. 71a, 28359 Bremen
Tel. 0421/2 44 92 73, Fax 0421/2 44 92 68
Ansprechpartner: Frau Naumann, Mo-Do 18-20 Uhr 04791/5 99 70
Frau und Herr George 0421/25 16 81
Im Folgenden möchte ich Ihnen berichten von unserer Arbeit im Zeitraum Juni bis Dezember 2001. Mitte September brachte ein großer LKW ca. 14 t Hilfsgüter nach Rumänien. Mit Bangen sahen wir den Zollformalitäten an der ungarischen und an der rumänischen Grenze entgegen, eingedenk unserer alptraumhaften Erfahrungen vom März diesen Jahres. Um so mehr waren wir erleichtert, dass dieses Mal alle Kontrollen weitgehend unbehelligt durchlaufen werden konnten. Der LKW-Transport im September ließ unser Lager in Floresti bei Cluj sich wieder füllen, aber die Bestände wurden bis Weihnachten schon wieder stark gelichtet durch sukzessive Verteilung an Bedürftige. In unserem Lager in Floresti wacht die äußerst gewissenhafte Doamna Popa über strikten Verschluss und penible Buchhaltung.
Ein Jonas-Freund aus Cluj, Familienvater und Vater einer behinderten Tochter, war vier Wochen zu Besuch in Bremen. Als Ingenieur und Metallfachmann nahm er sich unserer beiden Container an, die uns hier in Bremen als Zwischenlager für Hilfsgüter dienen. Die Container wurden von unserem hiesigen Verein vor Jahren als ausrangierte See-Container preiswert beschafft. Jetzt waren sie stark verrostet, und der eine wurde schon undicht. In 5-tägiger fleißiger Arbeit hat unser Freund mit Sachverstand beide Container abgedichtet, entrostet und mit einem Rostanstrich versehen. Wir sind sehr dankbar für seine gute Arbeit. Von uns hätte das niemand machen können, und bei einer Firma wäre das sehr teuer gekommen.
Auf zahlreichen Kartons werden schon beim Verpacken in Bremen manche Adressaten vermerkt: Knabenkleidung für das Waisenhaus in Gilau, schwarze Herrenkleidung für das theologische Seminar in Cluj, medizinische Hilfsmittel für zwei ehrenamtlich arbeitende Ärztezentren, orthopädische Geräte für die Clinica Recuperare...
Kinderreichen Familien, Behinderten, verarmten Alten und Kranken brachten unsere rumänischen Freunde Kleidung, Bettzeug, Hausrat. Sie fahren die Sachen mit dem vereinseigenen alten, klapprigen VW-Bus mit Anhänger oder mit privaten PKWs aus.
Da der alte VW-Bus des Vereins in Floresti sehr reparaturbedürftig ist, kauften wir in Bremen einen gebrauchten Kleinbus (einen VW T4, Diesel) mit 9 Sitzplätzen und Anhängerkupplung. Das Fahrzeug wurde gleich auf den Namen des rumänischen Jonas Vereins angemeldet und nach dort überführt. Es dient zum Transport unserer Behinderten und zum Ausfahren von Hilfsgütern. Von einer Förderin in Liechtenstein erhielt Jonas $7.000, zweckgebunden für die Beschaffung des Minibusses für den Verein in Rumänien.
Es ist nicht erlaubt (mit wenigen Ausnahmen), Lebensmittel nach Rumänien einzuführen. Da es nach wie vor Menschen gibt, die sich qualitätvolle Nahrungsmittel nicht leisten können, kaufen wir Lebensmittel jetzt en gros in dem neu eröffneten Supermarkt in Cluj und stellen im Jonas-Haus Pakete mit identischem Inhalt zusammen. So verfuhren unsere Mitglieder aus Bad Salzdetfurth, als sie sich im Juni für drei Wochen im Jonas-Haus einquartiert hatten, und Lebensmittelpakete im Werte von 5.000 DM packten und verteilten. So machten wir es wieder im Dezember. Wir kauften für 130 Familien Lebensmittel ein. Zusätzlich wurden an die Empfänger zwei Pakete des hochbegehrten deutschen Waschmittels abgegeben.
Im Dezember konnten wir einige Adressaten, die in den Bergen südlich von Cluj wohnen, gar nicht erreichen, weil die stark vereisten Wege für unsere PKWs unpassierbar waren. Mehrmals halfen uns Pferdefuhrwerke aus.
Im August führten wir im Jonas-Haus den schon länger geplanten Nähkurs durch. Eine Woche lang arbeiteten fünf junge Frauen (vier davon waren behindert) unter fachkundiger Anleitung einer rumänischen Schneiderin an den gespendeten Nähmaschinen und mit Stoffen und Nähgarn aus unserem Sachspenden-Fundus. Es entstanden zuerst Kissenhüllen und Taschen, danach maßgerechte Röcke und Hosen. Mittags wurde für alle ein einfaches Essen bereitet und in fröhlicher Runde bei herrlichem Wetter im Garten eingenommen. Es wurde viel erzählt und gelacht – die jungen Frauen genossen es, einmal aus ihrem gewohnten Alltag herausgelangt zu sein. Am Schluss durfte jede Teilnehmerin "ihre" Nähmaschine mit nach Hause nehmen, dazu noch reichlich Nähmaterial. So können sie daheim für ihre Familien, vielleicht auch für andere auf Lohnbasis, weiter nähen.
Einer Schule für leicht behinderte Jungen und Mädchen in Cluj hatten wir voriges Jahr einige gebrauchte Computer gebracht. Leider gab es Probleme mit der Kompatibilität von Rechner und Zubehör. Mehrere Computer, die wir aus Deutschland erhielten, waren nach Meinung zweier unabhängiger Fachleute defekt, sie mussten in Rumänien entsorgt werden. Mit der Entsorgung dieser defekten Computerteile gingen zwei wertvolle Tage verloren! (Wieder mussten besondere Stempel und Papiere besorgt werden...) So entschied der Jonas Verein in Zukunft gebrauchte, aber gut erhaltene Computer in einem Geschäft in Cluj zu kaufen. Das Geschäft gewährt 6 Monate Garantie und steht für den Kundendienst zur Verfügung. Das Computergeschäft lieferte an die oben erwähnte Schule und installierte vier 486er Computer und zwei Drucker – die Freunde des Direktors war sehr groß, und er bedankt sich herzlich bei allen Spendern! Sofern es die finanzielle Situation von Jonas erlaubt, finden wir bei Computern diesen Weg besser – "wir kurbeln die rumänische Wirtschaft etwas an" – und wir sind auch aller Einfuhrschwierigkeiten entledigt.
Ein orthodoxer Pfarrer aus dem Dorf Cacova-Ierii (ca. 45 km südwestlich von Cluj) hatte uns einen eindringlichen Bittbrief gesandt. Er schilderte die Not einiger verarmter Bauernfamilien und fragte an, ob Jonas einige landwirtschaftliche Kleingeräte bringen könne. So beschafften wir in Bremen einen Kleintraktor, dazu einen Pflug und eine Bodenfräse, ferner eine Motorsense, Kettensägen mit Zubehör und ein manuelles Sprühgerät für Pflanzenschutzmittel. Als wir diese Dinge überbrachten, herrschte in dem ganzen Dorf große Freude.
Pfarrer Vasile Arion sagte uns, die Geräte sollen stets allen bedürftigen Bewohnern zur Verfügung stehen. "Jetzt können auch die Jüngeren, die Arbeitsfähigen den anderen bei den landwirtschaftlichen Arbeiten helfen". Mehrere arbeitslose Männer erhielten gespendete Kettensägen, die damit Lohnarbeit leisten und ihre Familien ernähren können. Später erhielt Jonas einen rührenden Dankesbrief von Pfarrer Arion.
In derselben Gegend lebte ein verarmtes Ehepaar mit zwei kleinen Kindern aus Mangel an geeignetem Wohnraum in einem Kuhstall. Der zuständige Pfarrer Daniel Bucur bat uns, Baumaterial zu spenden, dann könne der z.Zt. arbeitslose Familienvater Marius Balaj sich den Stall zu einer Wohnung ausbauen. Der Jonas-Verein ließ 7 Kubikmeter Ziegelsteine und 20 Sack Zement anliefern und in kürzester Zeit hatte Herr Balaj ein schönes 1-Zimmer-Heim für sich und seine Familie errichtet. Der Bürgermeister des Dorfes war über die Leistung von Herrn Balaj so erfreut, dass er spontan die Tür und das Fenster spendete. Kurz nach Fertigstellung der Mini-Wohnung fielen die Außentemperaturen auf minus 31°C! Wir waren sehr froh, mit wenig Aufwand einer Familie aus arger Not geholfen zu haben.
Mit einmaligen finanziellen Zuschüssen förderten wir:
All diese Aktivitäten von Jonas sind nur möglich, weil viele Freunde und Förderer uns reichlich mit Geld- und Sachspenden ausstatten. Allen unseren Spendern von großen wie von kleinen Gaben sagen wir im Namen unserer Betreuten ein herzliches Dankeschön!
Die Jonas-Mitglieder in Bremen und Bad Salzdetfurth, die alle nur ehrenamtlich tätig sind, sehen ihre Aufgabe darin, Spenden zu sammeln und an Bedürftige in Rumänien weiterzuleiten. Sparsamstes Wirtschaften ist uns dabei oberstes Prinzip, jede Spende wird ausschließlich für die Ziele unserer Organisation verwendet.
Auch allen Spendern von großen wie kleinen Sachspenden sagen wir im Namen der Empfänger herzlichen Dank. Alle Hilfsgüter werden von unseren absolut vertrauenswürdigen Helfern in Rumänien an Bedürftige persönlich überreicht.
Sachspenden werden von uns niemals zum Verkauf angeboten!
Wir sammeln gebrauchte tragbare Kleidung. Damenkleidung bekommen wir zu viel, wir wünschen uns mehr Herrenkleidung – und vor allem Kinderkleidung. Weiterhin sammeln wir medizinische und orthopädische Hilfsmittel, Windeln, Brillen, gebrauchte Hörgeräte, Haushaltstextilien, Bettwäsche, Bettzeug, Matratzen, Kinderbetten, Kinderwagen, Spielzeug, Küchengeräte, Glühbirnen, Büroartikel, Schreibwaren, Kurzwaren.
Immer wieder werden wir nach Hufnägeln (!) für Esel und Pferde gefragt.
Der kleine zugelaufene abgemagerte "Jonas" Hund erhielt eine alte Hundehütte und jetzt bewacht er von sich aus – ganz pflichtbewusst – das Jonas-Grundstück. Er erhält täglich von unserem "paznic", dem Wächter Mihai, etwas Futter.
Vor einem Jahr bat Frau Lucie Miron um eine finanzielle Unterstützung für die Familie Bogman in Baia Mare. Inzwischen geht es der Familie erfreulicherweise finanziell besser, der Vater hat Arbeit bekommen. Da es der Familie zufriedenstellend geht, braucht sie keine Unterstützung mehr. Sie bedankt sich bei allen Spendern, die ihr in ihrer finanziellen Not geholfen haben, sehr herzlich.
Es grüßt Sie sehr herzlich Ihre Renate Schumacher
gekürzt aus: Rundbrief Jahreswechsel 2001 / 2002
Von Hellmut Schmitt
Vorbemerkung
Vor der Wende lebten die Bewohner dieses Dorfes im Norden Rumäniens erheblich besser. Ein Großteil, vor allem Frauen, arbeiteten in der "CAP" - der LPG, einer Teppichweberei und Schneiderei im Ort, die Männer in der Mine von Borsa, im Ocolul Silvic (dem staatlichen Forst), ein kleiner Teil arbeitete in der Fabrik für Elektromotoren im benachbarten Ort oder bearbeiteten den ihnen noch verbliebenen Grund. Die Leute aus der Maramures sind schon seit Jahrzehnten als Schnitter und Erntehelfer (weil fleißig) in anderen Kreise gefragt - auch heutzutage - einige verdienen ihr Geld auf den Baustellen der Hauptstadt.
Davon ist heutzutage für die meisten nur noch der eigene Grund und die Arbeit als Erntehelfer geblieben. Das Bergwerk hat nur noch eine Rest-Belegschaft, die staatliche Forstbehörde hat große Teile der Wälder zurückgegeben, die Elektromotoren-Fabrik sowie Schneiderei und Teppichweberei wurden geschlossen.
So sind die meisten der Bewohner arbeitslos, leben von ihrer Subsistenz-Landwirtschaft mit einem Schwein, vielleicht zwei Kühen, Hühnern und Gänsen, das ist alles. Zuviel zum Sterben und zuwenig zum Leben. Kredite aufzunehmen ist zu gefährlich, weil die Banken sofort den Besitztitel auf die verpfändeten Häuser geltend machen. Das will keiner riskieren.
Tourismus ist bis jetzt noch nicht in dieses Gebiet gedrungen. Es gibt andere, schöner gelegene Dörfer als so ein Riesendorf mit fast 6.000 Einwohnern und alle Häuser möglichst eng an die sechs Kilometer lange Dorfstraße gedrückt.
Jugendliche gehen zehn Klassen zur Schule, ein teil auch bis zur zwölften und dann zum Studium. Dies kann sich aber heute nur noch ein Bruchteil leisten. Ein Großteil der Jugendlichen geht ohne jede Form von Bildung oder Wissen nach zehn Klassen ab und sitzt dann - ohne jede Möglichkeit der Ausbildung - auf der Straße. Hat so ein Jugendlicher Glück, dann ergattert er sich eine der Stellen mit einem Hungerlohn von 500.000 Lei (40 DM) oder sogar dem Doppelten. (1kg Brot, 1 Margarine je 8.000 Lei, 1 Liter Öl 22.000 Lei). Dies ist jetzt schon die zweite Generation, die ohne Arbeit heranwächst und sich irgendwie durchschlagen muss.
Der Durchschnittsverdienst der Rumänen liegt nur bei offiziell 3 Mio Lei. Aber von soviel kann ein auf seine eigene 2ha-Wirtschaft zurückgeworfener Kleinbauer nur träumen. Diese Verwerfung durch den Sturz des Diktators hat die sonst eher sesshaften, gläubigen (orthodox meist) und clan-orientierten Bewohner stark verarmen lassen. So sind sie eine gute Zielscheibe für die Politik Illiescus (PDSR) oder des ultrarechten Vadim Tudor (PRM).
Die Dorfbewohner trinken gerne, Männer wie Frauen, was sie auch schon früher gerne taten. Und wenn kein Geld da ist, dann lässt man eben anschreiben. Dicke Hefte geben Auskunft über den Zustand des Dorfes und seiner Schuldner. In diesem Sinne geht der Zerfall der ökonomischen Strukturen nicht mit dem der sozialen parallel. Die Dorfstruktur verändert sich aber, wenn schlagartig ein Großteil der jungen Leute nicht mehr da ist und auch die Männer und Frauen im mittleren Alter stark ausgedünnt sind, nur noch die Alten auf Kinder und Enkel aufpassen und Haus und Hof versorgen.
"Die Haiduken der Jahrtausendwende?"
Von Hellmut Schmitt
Ein ganz gewöhnliches Dorf im Norden Rumäniens: Giulesti. Hier in den Bergen muss man für seinen Lebensunterhalt hart arbeiten, denn der Boden gibt nicht viel her. Seitdem es keine Kollektivwirtschaft mehr gibt, suchen viele - vor allem die Männer - neue Wege, um ihren Lebensunterhalt ohne schwere Arbeit zu finanzieren. In einer kleinen Schenke am Rand der Hauptstraße sitzen Männer im schummrigen Licht und erzählen Geschichten von ihren Diebstählen in Deutschland und Frankreich: Nachdem es mit den Parkometern nicht mehr klappte, hatten sie sich den öffentlichen Telefonen und Fotoautomaten zugewandt, erzählt Mihai, ein junger Mann mit blonden Haaren und dunkler Kleidung, die ein wenig abgewetzt erscheint. Diese wurden mit Silk so präpariert, dass sie das eingeworfene Geld wieder herausholen konnten.
Man spinnt den Gesprächsfaden weiter: Von Angeboten der Mafia an Rumänen in Frankreich ist die Rede, für 350.000 Mark einen LKW mit Drogen irgendwohin zu fahren (was diese aber abgelehnt hätten) und warum gerade 20 Polizisten bei der Einweihungsfeier der neuen Pension im Dorf anwesend waren? In Frankreich waren 5 Pistolen gestohlen worden, Interpol hatte die Spur bis ins Tal hier verfolgt und der Kreispolizei darüber eine Mitteilung gemacht.
Da wird sicher die eine oder andere Flunkerei dabei sein, aber allein in Frankreich müssen sich Hunderte von Rumänen nur zum Stehlen aufhalten, in eng belegten Zimmern. Die beste Zeit dafür liegt in den Sommerferien, wenn die Städte entvölkert sind, aber auch danach lohnt sich ein Aufenthalt.
Vor kurzem war wieder ein Bus mit Jugendlichen unter 18 Jahren nach Frankreich abgefahren, die aufgrund ihrer Minderjährigkeit nicht bestraft, sondern nur abgeschoben werden, fast alle Kinder armer Eltern. Sie sind schulmüde oder schon aus der Schule und haben keine Berufsausbildung - wo sollten sie die schon erhalten? Und nun fahren sie in den goldenen Westen. (...)
Schon einige Familien sind nach der Wende durch derartige Aufenthalte wohlhabend geworden. Man baut sich ein neues Haus, stellt sich ein Auto vor die Tür und hat Startkapital für eine neue Existenz. Natürlich hat all dies schon Tradition: Die Haiduken, Räuber, die im 18. und 19. Jahrhundert ihr Zuhause verließen und sich gegen die Obrigkeit auflehnten, die Reichen plünderten und den Armen halfen, könnten ihre Ahnherren sein. Genauso ging es mit den rumänischen Dieben in den Heilbädern der Zwischenkriegszeit weiter. Diese Tradition lebte fort im Kommunismus, wo jeder - auch in den Dörfern - sich nach Kräften bediente, was aber inzwischen schon der Vergesslichkeit anheimgefallen ist - "damals herrschte überall Disziplin und Ordnung".
Es gab drei Märsche der Bergarbeiter aus dem Schiltal nach Bukarest. Jeder von ihnen endete in Gewalt, eingeschlagenen Scheiben, geplünderten Geschäften und Angst. Beim letzten Marsch der Bergarbeiter nach Bukarest 1999 zahlten die dortigen Händler den Polizisten dreieinhalb Monatslöhne, damit sie jene aufhielten. So war es dann auch und die Bergarbeiter mussten vor der Hauptstadt wieder umkehren.
Heute hängen zwar noch in vielen Dörfern die Torschlüssel an einem Faden hinter dem Tor und die Hausschlüssel sind kaum besser versteckt, doch kommen langsam in Rumänien bei den Reichen auch die Errungenschaften der Sicherungstechnik an. Zäune und Mauern werden unüberwindbar - so als müssten sie das oft zu leicht Erworbene ganz fest halten. Hunde bellen im Hof. Man separiert sich vom Nachbarn, schafft sich Raum, der stärker als der frühere Hofraum abgeschottet ist. Fragt man die alten Leute, die abends und feiertags auf der Bank vor ihren Häusern sitzen, erhält man widersprüchliche Aussagen: Die einen sagen, früher war alles besser und erst jetzt sähe man, wohin das mit der Wende führen kann. Für die anderen gab es schon früher Diebstähle - auch schon in der Zwischenkriegszeit und vorher - Diebe, die wie die Haiduken die Reichen beraubten und umverteilten und Leute aus dem Dorf, die ihren Nachbarn ohne Hemmungen bestahlen.
In einer stark von der orthodoxen Kirche geprägten Gesellschaft ist ein derartiges Verhalten eigentlich ungewöhnlich. Aber die Kirche äußert sich auch jetzt nur ganz nebulös zu den Diebstählen ihrer Schäfchen, nennt die Dinge nicht beim Namen. Es gibt Fälle, wo sich Leute durch eine größere Zuwendung von der Sünde freikauften. Aber darüber spricht man nicht. Das macht man oder lässt es. In der Bar von Giulesti wird kein Wort darüber verloren.
Plötzlich klingelt das Telefon. Mihai ruft aus Frankreich an, will unbedingt mit Leuten aus Giulesti reden. Dass Rumänen Meister im Umprogrammieren gestohlener Mobiltelefone sind, versteht sich von selbst. Dass sie aber immer wieder Möglichkeiten entdecken, in die bestehenden Netze einzudringen und dann kostenlos telefonieren, ist schon etwas komplizierter und delikater.
Der jüngere Mann mit den blonden Haaren und der abgewetzten Hose fragt den älteren, wie sie es geschafft hätten, die Juwelierläden mit Gullydeckeln zu plündern. Der kleine schnauzbärtige Dunkelhaarige gerät richtig in Fahrt, wie schlau sie es angestellt hatten. "Und die Leute, die geschnappt werden?", fragt die Wirtin den Blonden, während sie die Gläser spült. "Denen geht es ja unglaublich gut. Im Gefängnis erhältst Du Essen, ein sauberes Bett, kannst fernsehen und darfst arbeiten. 1200 DM hat ein Freund von mir in einem Knast in Deutschland pro Monat erhalten, das könnte er hier nie verdienen."
"Das wären ja fast 15 Millionen Lei !", ruft der kleine Vasile dazwischen und sein Vater kratzt sich bedächtig am Kopf. "Aber irgendwie kommen doch alle mit einer Macke von solchen Touren zurück" - entgegnet die Wirtin - "gestern war Gheorghe hier, der drei Jahre in Frankreich war zum Stehlen. Als er genug getrunken hatte, legte er sich auf den Tisch, hielt seine Hände vors Gesicht und stöhnte, als wollte ihn jemand schlagen. Heute kann er sich an nichts mehr erinnern. Und als er aus Frankreich zurückkam, hast Du da sein Haus gesehen? Alle Fenster, das ganze Mobiliar kurz und klein geschlagen, was seine Frau gerade angeschafft hatte. Die sind nicht mehr dieselben, da kannst Du mir erzählen was Du willst."
Auch Lucian sitzt dabei, ungefähr 35 Jahre alt, gekleidet wie die anderen, und schweigt. Er hatte seiner Frau einen Fernseher mit Bekannten geschickt, der hohl war und voller Schmuck. Jetzt kann sie jeden Tag einen anderen Ring tragen - wenn sie will. Ein neues Haus ist auf der gegenüberliegenden Straßenseite gebaut, zwei Autos im Hof, Geld auf der Bank. Sein Freund, mit dem er in Frankreich war und der Chef einer Bande aus Rumänien war, ist noch dort. Dessen Bruder wartet auf Geld, verleiht es und erhält gute Zinsen dafür. So hat sich die Familie in den letzten Jahren eine Menge Grund zusammengekauft. Lucian hat noch etwas in Frankreich vergraben, was er nach seiner Abschiebung unter falschem Pass holen wollte. Aber er wurde abermals geschnappt, gerade als er in Frankreich ankam. Er kann warten, bis ihm eine gute Lösung einfällt. Er zündet sich eine neue Zigarette an und bestellt sich einen Likör und ein neues Bier.
Eine Auswahl aus dem sehr schönen und umfangreichen Heft der Dresdener
Eibesdorf - Am Rande der Welt
Das Dörfchen Eibesdorf (Ighisu Nou) liegt gut sieben Kilometer abseits der Hauptstraße, welche Mediasch und Hermannstadt verbindet. Zu erreichen ist das Dorf nur über eine im Winter fest verschneite Straße. Nicusor - ein kleiner Junge, der heute im Kinderheim in Arbegen lebt - ist in diesem Dorf geboren und hat hier die ersten Jahre seines Lebens verbracht. Während unseres Winterferienlagers mit den Arbegener Heimkindern, an dem Nicusor auch teilnahm, nutzten wir die Gelegenheit, mit ihm gemeinsam seine Großeltern zu besuchen.
Bei den Großeltern erwartet uns große Gastfreundlichkeit, jedoch auch Armut und Not. Zu viert sitzt man schon mit Wattejacke und notdürftig genähten Fußlappen um einen kleinen Ofen, den man mit einigen Scheiten heizt. Die Gaspreise sind für die einfachen Leute nicht mehr zu bezahlen. Inzwischen heizt man wieder mit Holz. Die Freude über unseren Besuch ist groß, wir dürfen uns in die Nähe des Ofens setzen und man bietet uns Kuchen an. Den Großeltern stehen die Tränen in den Augen, wenn sie ihren Enkel sehen. Nach zwei Stunden gehen wir wieder nach Hause, jedoch nicht ohne zu versprechen, dass wir wieder mit Nicusor vorbeikommen.
Im Dorf fahren wir mit den Kindern aus Arbegen Schlitten, viele Leute kommen und schauen, um die Gäste zu sehen. Kinder aus dem Dorf bitten uns darum, mitfahren zu dürfen. Es sind Kinder, welche in einer dünnen Trainingshose durch die Kälte laufen. Ein Achtjähriger trägt die Schuhe seiner Mutter. Kinder mit blaugefrorenen Lippen ohne Jacke, ohne Mütze schauen uns neugierig an. Diese Kinder wachsen in ärmlichsten Verhältnissen auf. Sie können zum Teil die Schule nicht besuchen, weil die Eltern kein Geld für Schulhefte und Stifte haben. Die Behausungen dieser Familien gleichen baufälligen, lehmbeworfenen Lauben, diese Hütten sind weder richtig beheizbar, noch sind sie an die Wasserleitung angeschlossen. Wann, wenn nicht jetzt und an diesem Ort, sollte man seinen Mantel teilen? Wir schenken den Kindern Bonbons und einige Schneerutscher. Auch wenn das nicht gegen die schneidende Kälte hilft, strahlen die Kinder und rodeln den Berg hinunter.
Mit dem neuen Projekt "Familienpatenschaften" wollen wir versuchen, besonders armen Familien mit Kindern zu helfen. Die Armut und die Not der Menschen in diesem Dorf haben uns tief beeindruckt. Zurück in Deutschland haben wir die Bilder der frierenden Kinder und armen Leute oft vor Augen, zugleich erinnern wir uns der Fröhlichkeit dieser Menschen.
Andreas Thom
Die Arbeit der Initiative Rumänien e.V.
Aktuelle Informationen zu unseren geplanten Projekten und Vorhaben finden Sie auf unserer Homepage http://www.muenster.org/romania
"Zehn Elefanten schaukelten auf einem Spinnennetz ..."
Mit unseren Ferienlagern über Ostern, im Sommer und in den Weihnachtsferien in Eibesdorf/Ighisu Nou und Tarlungeni konnten wir im vergangenen Jahr wieder etwa 60 Heimkindern im Alter von 6-17 Jahren eine große Freude bereiten. Ein herzliches Dankeschön allen Spendern, die diese Aktionen mitgetragen haben. Für die Kinder sind das jedes Mal unvergesslich schöne Tage. Sie erleben in dieser Zeit nicht nur eine andere Umgebung, sondern bekommen auch intensive Betreuung und Zuwendung. ..... (leider zu lang zum Nachdruck) Bettina Rost
Information zu den Pakettransporten
In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder feststellen müssen, dass sich der Aufwand und die stets risikoreichen Fahrten mit Paketen und Päckchen kaum noch lohnen. Erstens gibt es im zweiten Jahrzehnt nach der Wende inzwischen auch in Rumänien fast alles zu kaufen, was zumeist den Inhalt der Pakete ausmacht. Zum andern haben sich die Zollbestimmungen zunehmend verschärft; ein Ende ist noch nicht abzusehen: Neben Kaffeepäckchen darf mittlerweile gebrauchte Kleidung nicht mehr ins Land eingeführt werden. Des Weiteren stehen seit kurzem Spielzeug für Kleinkinder, Puppensachen sowie Holzspielzeug auf der Verbotsliste. Dazu kommt, dass wir – neben den Schwierigkeiten und den extrem langen Wartezeiten an der ungarisch-rumänischen Grenze – neuerdings drei Zollämter im Land selbst anzufahren haben. Demzufolge nimmt die Abfertigung unserer Zollpapiere inzwischen mindestens drei volle Tage in Anspruch, bevor wir überhaupt zur Verteilung und Versendung der Pakete und Päckchen übergehen können. Je umfangreicher aber die Zollformalitäten werden, desto größere Dimensionen nehmen auch die "kleinen finanziellen Aufmerksamkeiten" für die Zöllner an, um die wir trotz alledem nicht herumkommen und die anderweitig wohl bessere Verwendung finden dürften.
Daher scheint es nun an der Zeit zu sein, sich nach Alternativen zu den herkömmlichen Pakettransporten umzusehen. Am zweckmäßigsten wäre es, die armen Familien ausschließlich mit Hilfe von Geldspenden zu unterstützen. Da auf diese Weise die zoll-, zeit- und kostenaufwendigen Transporte wegfielen, könnte schneller, zielstrebiger und sinnvoller geholfen werden, zumal gleichzeitig der schwachen rumänischen Wirtschaft unter die Arme gegriffen würde. Darüber hinaus käme als eine weitere Handlungsmöglichkeit unser neues Projekt "Familienpatenschaften" in Frage, in welches wir die bisherigen Paket-Adressaten gerne mit einbeziehen möchten. Bis zur nächsten konkretisierteren Mitteilung informieren wir Sie auf Anfrage noch genauer über die neue Vorgehensweise, welche die Sachspenden-Sendungen überflüssig machen soll. Bettina Rost
Projekt: "Familienpatenschaften"
Das Ziel dieses Projektes ist es, die Armut von Familien mit Kindern und älterer Menschen in Rumänien zu mindern.
Die Armut kinderreicher Familien ist einer der wichtigsten Gründe für die Existenz der vielen Kinderheime für Sozialwaisen in Rumänien. Die Verwahrlosung der Kinder in diesen Kinderheimen stellt eines der größten sozialen Probleme in Rumänien dar. Inzwischen gibt es einige Organisationen, die sich um die Verbesserung der akuten Situation in den Kinderheimen bemühen, so dass man weiter gehen kann, die Ursachen der Existenz dieser Kinderheime zu verringern.
Die durch das Projekt vermittelte Hilfe richtet sich auch an ältere Menschen, da es vielen älteren Menschen nicht möglich ist, sich mit den ihnen verfügbaren Mitteln einen würdigen Lebensabend zu gestalten.
Das Projekt: "Familienpatenschaften" sieht vor, Patenschaften zwischen Familien oder einzelnen Menschen in Deutschland und Rumänien zu vermitteln. Durch die konkrete Patenschaft soll es Menschen in Deutschland möglich sein, Menschen in Rumänien direkt oder zweckgebunden zu helfen. Unsere Aufgabe soll es sein, die Patenschaft zu ermöglichen, sie also erstens zu knüpfen und zweitens zu unterstützen, z.B. indem Briefe übersetzt werden, Informationen bereitgestellt werden und Anonymität überwunden wird.
Das Leben und die durch die Armut bedingten Widrigkeiten von Familien oder einzelnen Menschen in Rumänien werden dabei soweit dokumentiert, dass sich Menschen in Deutschland ein Bild von den Problemen und Nöten machen können. Die Daten werden geschützt und nur unter Kontrolle an ernsthaft am Projekt Interessierte weitergegeben. Die Auswahl der Familien oder einzelnen Menschen in Rumänien erfolgt durch Freunde oder Mitglieder der Initiative Rumänien e.V., die entweder selbst in Rumänien leben oder die Situation der Menschen aus anderen Gründen sehr gut kennen.
Die Hilfe wird immer so gestaltet, dass der größtmögliche Nutzen für das Umfeld, in dem die Menschen leben, gezogen wird. (Zum Beispiel werden eher rumänische Handwerker angestellt, als Fertigmontiertes aus Deutschland nach Rumänien transportiert.) Durch die Hilfe darf allerdings keine dauerhafte Abhängigkeit der rumänischen Familie von Finanzmitteln aus Deutschland entstehen. .....
Ansprechpartner für dieses Projekt sind Stephan Rost (haiducului@web.de) und Andreas Thom, (thoman@math.uni-muenster.de, Tel: 0251-7479144).
Andreas Thom
Aufbau eines Rettungswesens und einer Fahrradwerkstatt
In Rumänien existiert nur an wenigen Orten ein Rettungswesen. Eigentlich werden in den meisten Gegenden verletzte und kranke Menschen nur transportiert. Eine Versorgung vor Ort ist kaum möglich. Wir möchten uns nach interessierten und guten Partnern in Rumänien umsehen, die wir beim Aufbau eines Rettungswesens unterstützen können. Neben den hohen Kosten für Medizintechnik ist auch eine Qualifizierung des Personals notwendig.
In Sibiu/Hermannstadt existiert bereits ein Hilfsprojekt für Straßenkinder und eine Arbeitsloseninitiative der evangelischen Kirche. Wir möchten in diesen Zweig eine Fahrradwerkstatt eingliedern. Verschiedene Beobachtungen in Rumänien ließen die Idee reifen. Fahrräder sind ein preiswertes Fortbewegungsmittel, doch häufig sind sie in einem sehr schlechten Zustand. Im normalen Handel gibt es rumänische Fahrräder, die in Kaufhäusern nicht nur mit defekten Schläuchen, sondern auch ohne Licht und zahlreichen lockeren Schrauben angeboten werden. Natürlich stehen auch in vielen privaten Läden blinkende Räder aus dem Ausland, doch beim genauen Hinschauen merkt selbst der Laie, dass es die billigsten Supermarkträder sind.
Arbeit gibt es viel in Rumänien, doch viele Menschen haben keine. Wir möchten versuchen, Arbeitslose und Straßenkinder mit dem Aufbau und der Reparatur von Fahrrädern vertraut zu machen. Sie sollen so erfahren, dass sie gebraucht werden. Unser Ziel ist es, dass sich dieses Projekt in einigen Jahren selbst trägt. Für den Anfang suchen wir einen kundigen Fahrradbastler, der in Rumänien einige Monate eine Person vor Ort anleitet.
Aktuelles über diese neuen Projekte ist auf unserer Homepage: www.muenster.org/romania zu lesen. Renate Greuner
Wir suchen für unsere Projekte folgende Dinge:
Impressum
Adresse: Initiative Rumänien e.V., PF 100 302, 01073 Dresden
Homepage: http://www.muenster.org/romania
eMail:
mathias.greuner@t-online.de (Renate Greuner)
betirost@gmx.de (Bettina Rost)
seyffert.constappel@gmx.de (Martin Seyffert)
andreas.thom@gmx.de (Andreas Thom)
Büro: Familie Greuner, Kieler Straße 19, 01109 Dresden
Tel/Fax.: 0351-8804168 (mittwochs 17.00-18.30 Uhr)
Spendenkonto: Nr. 300 006 086, LKG Sachsen (BLZ 850 951 64)
Ende des Dresdener Heftes
Von Stephan Drube
Wenn der Zug sich so langsam zum Dealul Stefanitei hochwindet, könnte der Fremde glauben, es läge an der starken Steigung. Aber dem ist nicht so: Drei Jahre vor dem Tod Ceausescus war die Strecke zur Reparatur vorgesehen und dabei ist es auch geblieben. Genauso gemütlich, mit allen Variationen an Bremsgeräuschen, geht es dann wieder bergab. Schließlich läuft der Zug im "Gara Iza" ein, den Namen der Station entdeckt man nur, wenn man sein Wagenfenster direkt davor hat, auf einem kleinen Schild.
Aber wir sind noch nicht am Ziel. Wir müssen noch zwei Dörfer weiter mit einem Sammeltaxi, eigentlich nur in die nächste Gemeinde. Aber die, an welcher der Bahnhof steht, fängt hier gerade erst an, und ein Dorf kann sich leicht 5-6 km am Fluss und an der Straße entlangstrecken und so wie der Bahnhof heißt, nennt sich das ganze Tal hier: "Valea Izei", das heißt Tal der Isa. In eine rumänische Dubita einzusteigen, ist nicht jedermanns Geschmack, aber wir haben keine andere Wahl und so schaukeln wir auf Holzbrettern im Laderaum zwischen Flaschen und Taschen im Geruch des Motors und der Waren unserem Ziel entgegen. Gleich am Anfang von Dragomiresti, kurz hinter der Kurve, wo die Auffahrt zu dem kleinen Kloster links nach oben führt, biegen wir nach 300 Metern ebenfalls links ein und tasten uns vorsichtig zwischen einigen großen Steinen auf dem ungeteerten Weg zum Bad vor, in eine Sackgasse: linker Hand das unscheinbare zartrosa-fleckige Gebäude, da Bad, rechts oben auf der Anhöhe das gleichfarbige Gästehaus, wo auch Leute aus den Nachbarkreisen preisgünstig übernachten können.
Vor dem Badehaus sitzen die beiden Alten, Ion und Maria, auf einer Bank. Sie führen das Bad, was der Gemeinde gehört. Das heißt, sie kümmern sich um das Wasser und dessen Erwärmung, putzen die Wannen so gut sie können, führen Buch über die Anzahl der Gäste und nehmen das Geld an. Umgerechnet DM 1,50 zahlt man für ein Bad, die Übernachtung im sehr bescheidenen Gästehaus macht 3 DM, das wären 30.000 Lei. Von dort aus sieht man über das Badehaus hinauf zum Teich, wo sich die Quelle mit dem "pacura" (Erdwachs) sammelt und von wo es je nach Bedarf in einen großen höhergelegenen Tank gepumpt wird. In den Heizkessel fließt s durch Gefälle, der mit Holzscheiten den ganzen Sommer von Mitte Mai bis Mitte September erhitzt wird und an jedem Tag ist man zum Bad willkommen. Gäste, die von weither kommen, machen 2-3 Bäder am Tag und loben die Heilwirkung des Erdwachses.
Aber was ist das nun eigentlich? Wie ist die Zusammensetzung? Kein Mensch kann uns Auskunft geben bis wir schließlich zum "Primar", dem Bürgermeister gelangen. Wir finden ihn in einem graublau verputzten Haus mit drei rumänischen Trikoloren davor und er glaubt, wir wollten das Bad gleich kaufen, Investoren aus "Germania" und er preist die Heileffekte in der gleichen Art wie die Badegäste. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte er einen neuen Kessel einbauen lassen und die Verheizung von Reifen eingestellt. Die neuen Wannen und Leitungen gehen auch auf sein Konto. Eine Wasseranalyse? Davon weiß er nichts, es ist Schwefelwasser und für allerlei Krankheiten gut, vor allem für Rheumatismus, aber welche Zusammensetzung? Er zuckt mit seinen Schultern und sieht uns ganz verständnislos an, als wir ihm bedeuten, dass ohne so etwas wohl kein Investor zu finden ist.
An der orthodoxe Kirche und einigen kleinen Läden vorbei gehen wir die Straße zum Bad zurück, fast bis zum Holzschild der rumänisch - belgischen Dörferpartnerschaft. Dann biege wir rechts in eine kleine Straße ein, gehen ein paar schindelgedeckte Häuser entlang, durch Obstgärten und Felder auf die Anhöhe zum Gästehaus. Von dort oben gibt es den schönsten Blick über Dragomiresti, die silberne Spitze der orthodoxen, danach der Holzturm der griechisch - katholischen Kirche im traditionellen Stil der Maramuresch, in der Ferne glänzt der Spitzturm der orthodoxen Kirche von Bogdan Voda, welcher das Riesenschiff noch überragt, bei gutem Wetter gekrönt von einem Hügelrücken und einer Bergkette, welche die Grenze zur Ukraine hin bildet. Im feinen Licht des Abends (oder auch des Morgens) kann man lange den Blick schweifen lassen und sieht sich nicht satt, so vielfältig sind Besiedlung und Landschaft. Fuhrwerke, Lieferwagen und Busse lärmen von der Straße her, Rufe der Viehhirten und Kinderstimmen mischen sich dazwischen.
LESERBRIEF
In Abwandlung eine alten Werbespruches : Sie hat wieder etwas Neues!
Es fing damit an, dass mich eine Familie aus Merseburg, deren Schwiegersohn aus einem Dorf bei Consatnta stammt, ansprach ob ich nicht nach RO fahren wollte. Ich wollte sowieso. Also war ich einverstanden für die Familie einige Hilfsgüter mitzunehmen. Nichts besonderes . Ein Kinderbett, einen Tisch ein paar Stühle, eine kleine, nichtautomatische Waschmaschine und eine Plastikbadewanne. Alles gebrauchte Sachen. Natürlich auch ein paar Koffer mit gebrauchter Kleidung. Nach dem Motto: In RO kann man alles gebrauchen. Also meinen Kombi vollgestopft und noch einen kl. Anhänger dazu.
Aus Gründen des Streckenprofils fiel die Wahl auf den Grenzübergang Nadlac. Passkontrolle ruck. zuck, dann beim Zoll eine Frau ! Ich hatte eine kleine Liste der Hilfsgüter vorbereitet die ich ihr übergab. Nach einer seit April 01 gültigen Tabelle machte sie mir dann in ca. 2 Stunden eine Rechnung von über 300 Euro für die Fuhre - ohne jede Sichtkontrolle. Das wollte / konnte ich natürlich nicht bezahlen. Denn die Sachen waren für mich ja quasi ohne Wert. Hin und her, Gespräch mit dem Oberzollbeamten. Der bedauerte, berief sich auf seine Bestimmungen. Meine Einlassungen wurden protokolliert ! Es ging kein Weg herein nach RO und so ich drehte wieder um.
Versuch macht klug - also versuchte ich es in Turnu. Auch nicht allzuviel Glück, die Passkontrolle ersah das ich in Nadlac annulliert worden war und reichte meinen Pass gleich zum Zoll weiter. Hier erfolgte dann eine Kontrolle zu der ich alles auspacken musste. Dann lange Pause. In 3,5 ( dreieinhalb Stunden ) errechnet der Beamte - nach der wohl gleichen Liste - inkl. TVA - 218 Euro "Eintrittsgebühr" Das war mir viel zu viel - auch als sich der Betrag nach nochmaliger Überprüfung wundersam auf 184,33 Euro reduzierte. Dann ein recht gut Deutsch sprechender Beamter, welcher nach dem Schichtwechsel Dienst tat. Bei ihm konnte ich erreichen, die Badewanne und die Waschmaschine im Zolllager abzugeben. Für den Rest waren dann aber auch noch 52 Euro fällig welche ich zähneknirschend bezahlte und nun nach insgesamt 8 Stunden ins Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten einreisen konnte.
Was lernt uns das? Es lohnt sich nicht Hilfsgüter nach RO zu schleppen. ! Nur Ärger, Mühe, Zeitverlust und Verdruß !
Inzwischen war es Nacht geworden und ich erreichte Broos eineinhalb Stunden nach Mitternacht. Mitten im Ort eine Ampel. Oben leuchtete eine orangenfarbene Lampe, darunter eine Rote. Ich hielt an und wartete auf Grün. Diese Ampel veränderte sich aber nicht. Als ich annahm, dass Ding sei kaputt - was ja nicht so unmöglich ist, fuhr ich weiter. Ich war noch nicht im zweiten Gang - Blaulicht und Sirene - die Polizei war mit "Musik" hinter mir. Der Streifenwagen hatte da irgendwo ohne Licht versteckt gelauert.
Ich blieb stehen, ein Polizist verlangte meinen Pass und 20 Euro! Seiner Meinung war ich bei Rot gefahren. 20 Euro wollte ich nicht zahlen und sagte ihm auf den Kopf zu, dass die Ampel manipuliert sei, ich allenfalls bereit wäre 5 Euro zu löhnen. Inzwischen kam auf der Gegenseite ein LKW entgegen, bei dem nur ein Scheinwerfer leuchtete. Der Beamte ließ von mir ab und hielt den Trucker an.. Dann kam er wieder zu mir und hielt meinen Pass in der Hand, sagte ich sollte 5 Euro drauflegen - Ich tat`s, bekam meinen Pass und konnte weiter fahren - nicht ohne, dass mir der Herr noch meine Taschenlampe abbettelte.! Eine mir neue, noch unbekannte Art der Wegelagerei ! Aber nicht ein Einzelfall wie mir ein osterreisender Sachse berichtete.
Es geht aber auch anders. Auf der Rückfahrt von Constanta übersah ich in Bukarest das Ortsschild - vielleicht war da ja auch gar keines - und wurde mit 84 Stundenkilometern im Gewerbegebiet gemessen, angehalten, sollte nach dem neuen Katalog eine bis drei Millionen Lei bezahlen. Um ein Loch in der Reisekasse zu vermeiden, versprach ich reuig, künftig besser aufzupassen und vorschriftsgerecht zu fahren . Mit Erfolg, oder lag es am Sonnenwetter ? Wer weiß das schon? Jedenfalls kam ich mit einer verbalen Verwarnung davon. Ist das nicht schön 1 Es geht also auch anders !
Alles gute und Gottes Segen ! Uwe Steinweg, Halle
Das Strafgeld ist höher geworden! Der Rumänische Gesetzgeber hat eine neuen Bußgeld Katalog beschlossen.
1. 100.000 – 300.000 lei Strafe:
a) - als Fußgänger an einer verbotenen Stelle über die Straße gehen.
b) - wenn man ohne Grund hupt.
c) - wenn man das Auto verlässt, ohne es mit der Handbremse zu sichern.
d) - als Fußgänger auf der Fahrbahn laufen.
2. 200.000 – 500.000 lei Strafe :
a) - wenn man eine Kreuzung bei Gelb oder Rot befährt.
b) - hupen , wo das Zeichen " Hupen verboten" ist .
c) - falsch blinken, bei Richtungswechseln .
d) - wenn man ein langsames Fahrzeug fährt, auf einer Spur für schnelle Autos
e) - wenn man nicht richtig an der Ampel steht, wenn man die Richtung wechseln möchte .(Abbiegen)
f) - Anhalten und Parken neben einem anderen Auto welches neben dem Fußweg steht.(zweite Reihe)
g) - Anhalten wo das Zeichen "Anhalten verboten" ist . Halteverbot.
h) - Parken dort wo das Zeichen " Anhalten verboten" ist .
i) - Fußgänger oder Gebäude mit Wasser oder mit Schlamm .bespritzen.
j) - Ohne Grund mit reduzierte Geschwindigkeit fahren.
k) - nicht Einhalten der vorgeschriebenen Geschwindigkeit.
3. 300.000 – 600.000 Lei Strafe;
a) - nicht respektieren der Zeichen der Polizei wegen schnellerem oder langsamerem fahren .
b) - wenn man über die Trennlinie fährt oder über die verbotene Plätze. (markierte Flächen)
c) - Parken an verbotene Stellen .
d) - schneller fahren mit bis zu 20 Km/h über der erlaubten Geschwindigkeit .
e) - auf dem Trittbrett von Bus mitfahren oder mit den Busfahrer reden .
f) - nicht Anschnallen beim Auto fahren .
g) - fahren mit nicht richtig eingestellten Scheinwerfer , ohne Rückstrahler, mit abgefahrenen Reifen , oder mit Nummern Schildern ohne den EU Standard .
h) - wenn man das Anfänger Zeichen benützt und nicht mehr Anfänger ist.
4. 400.000 – 700.000 lei Strafe ;
a) - nicht respektieren der Pfeile welche auf der grünen Lampe der Ampel sind
b) - ohne Licht fahren: in der Nacht, bei Gewitter, Nebel, Schnee, starkem Regen.
c) - nicht Abblenden wenn ein anderes Fahrzeug entgegen kommt.
d) - die Richtung wechseln, dort die Zeichen das verbieten .
e) - das Lenkrad freilassen beim Auto oder freihändig Fahrrad fahren .
f) - nicht Einhalten des Sicherheitsabstandes.
g) - beim Zebrastreifen ( Fußgängerübergang ) nicht den Vorrang der Fußgänger beachten.
h) - Tanken, wenn den Motor läuft .
i) - beim Abschleppen eine nicht genormtes Seil benützen .
j) - fahren eines abgeschleppten Wagens von eine Person die keinen Führerschein für diese Kategorie hat .
k) - Licht und Hupe beim Nebel nicht benützen .
l) - eine Auto ohne gültigen TÜV fahren .
m) - die Nummernschilder nicht an der dafür vorgesehenen Stelle anschrauben
n) - das Auto von der Fahrschule fahren - auf dafür unerlaubte Wegen.
o) - wenn eine Auto, dass in Rumänien zugelassen ist, nicht das RO Zeichen hat wenn man ins Ausland fährt .
5. 500.000 – 800.000 lei Strafe ;
a) - für Autofahrer die nicht respektieren das Stop Zeichen. (auch neben der Ampel ).
b) - für ungerechtfertigtes Benützen der Hupe.
c) - wenn man die Regeln für den Richtungswechsel nicht respektiert. .
d) - wenn man die Polizei nicht benachrichtigt auch über eine leichten Unfall (nur mat. Schaden.) .
e) - fahren mit schmutzigen Nummern -Schildern.
f) - die Regeln wegen Geschwindigkeit reduzieren nicht respektieren
g) - mit eine Pferdewagen auf der Autobahn fahren oder auf nationale Straßen .
h) - als Fußgänger auf der Fahrbahn laufen .
i) - wenn man nicht das Warndreieck benützt wenn man auf den Fahrbahn anhalten muß. (Panne) bzw. die Warnblinkanlage nicht funktioniert.
j) - fahren mit defekten Bremsen oder def. Richtungsanzeiger .
k) - wenn man die Polizei nicht benachrichtigt- in weniger als 48 h - wenn die Zulassung oder der Führerschein gestohlen oder verloren gegangen ist.
l) - wenn man nicht eine neue Zulassung verlangt, in weniger als 15 Tagen gerechnet vom Tag des Verlustes.
m) - wenn man eine Änderung nicht eintragen läßt, wenn sich in den persönlichen Daten etwas geändert hat .
n) - wenn man nicht den Führerschein von einem toten Verwanden in weniger als 15 Tagen von dem Tag an, an dem er gestorben ist, anullieren läßt.
6. 700.000 – 1.000.000 lei Strafe ;
a) - wenn man bei Rot über die Ampel fährt .
b) - wenn man nicht anhält um eine offizielle Kolonne vorbei fahren zu lassen.
c) - wenn man in verbotene Richtung fährt ( Einbahnstraße ) oder auf einem verbotenen Weg .
d) - wenn man die Regeln betreffs Überholen nicht respektiert .
e) - wenn man auf den Fahrbahn parkt oder in der Nacht ohne Licht fährt
f) - wenn man ohne Fahrzeugpapiere fährt.
g) - wenn man der Polizei , auf Verlangen, bei einem Einsatz nicht hilft.
h) - wenn man die vorgegebene Geschwindigkeit bis zu 30 km/h überschreitet.
7. 1.000.000 – 3.000.000 lei Strafe :
a) - wenn man die Geschwindigkeit um mehr als 30 km/h überschreitet.
b) - wenn man die Straße ohne Grund blockiert.
c) - wenn man die Regeln zum Befahren der Autobahn nicht einhält.
d) - Nicht Einhalten der Regeln beim Befahren eines Bahnüberganges.
e) - wenn man unter Alkohol, Drogen oder übermüdet fährt ( Null - Promille !)
f) - wenn man nicht anhält, wenn die Polizei dazu auffordert.
g) - wenn man die Unfallstelle verläßt od. und keine Erste Hilfe leistet.
h) - wenn der Polizei – auf Verlangen - nicht die Papiere gibt oder nicht zu einer Vorladung erscheint.
i) - wenn man sich der Kontrolle der Ladung od. der Personen entzieht.
j) - wenn man sein Fahrzeug nicht umschreiben läßt – bei Besitzerwechsel
k) - wenn man Taxi ohne Erlaubnis fährt.
8. 300.000 – 600. 000 lei Strafe :
a) - wenn man das Auto nach einem Unfall ohne Erlaubnis der Polizei reparieren läßt.
b) - wenn unerlaubt Blaulicht und / oder Martinshorn benützt.
Übersetzung : J.M
Auswärtiges Amt
Adenauerallee 99-103, 53113 Bonn
Tel.: (0228) 17 0, Fax: (0228) 17 3402
Postfach 15 00, 53105 Bonn
Dienststelle Berlin des AA
Werderscher Markt, 10117 Berlin
Postfach 61 01 87, 10922 Berlin
Tel.: (030) 20186 0, Fax: 20186 252
Länderinformationen Rumänien
Deutsche Botschaft
Strada Rabat 21, Bukarest B (RO-71272 Bucuresti)
Tel.: (0040 1) 2302580, 2302830
Fax: (0040 1) 2305846,
Das Konsulat befindet sich daneben
Generalkonsulat Hermannstadt
Strada Lucian Blaga 15- 17, C.P. 117 (RO-2400 Sibiu)
Tel.: (0040 69) 211133
Fax: (0040 69) 214180
Mail:consulatgerman.sibiu@verena.ro
URL: http://germanconsulsibiu.ro
Generalkonsulat Temesvar
B'dul Republicii 6, C.P. 402, of.p. 1 (RO-1900 Timisoara)
Tel.: (0040 56) 220796, Fax: 220798,
FS: (065) 71289
Goethe-Institut
str. Henri Coanda 22
RO-71119 Bucuresti 1
Tel.: (0040 1) 2104047, 2104118, 3120231
Fax: (0040 1) 3120585
eMail: gibukai@ns.ici.ro
eMail Bibl.:goebibl@fx.ro
eMail Prog.:goeprog@fx.ro
eMail Sprach.:goeprog@fx.ro
L.: Peter Reitz
weiterführende Internetadressen: (unvollständige Auswahl)
www.rennkuckuck.de (Rumänien-Rundbrief, Mitfahrbörse, Unterkünfte, Reisetips...)Waagerecht:
1. Haselnüsse (rum.,Mz.), 6. Einladung (rum.), 12. Fremdenverkehr (rum.), 14. Wein (rum.), 15. Pers.pronomen "sie" (Mz., rum.), 17. Mobilfunksystem, 18. Abk. "an dem", 20. Bereich (rum.), 22. gut (ung.), 23. Präsident von Rumänien, 25. Fluss im NW Rumäniens, 27. das Spiel (rum.), 29. Bergeinschnitt, 30. rum. Endung eines best. Artikels, 33. Stadt und Tourismuszentrum am Schwarzen Meer, 37. Mehl (rum.), 39. argentinische Stadt (Punta ...), 40. griech. Buchstabe, 41. hoch, oben (rum.), 43. weibl. Vorname (rum.), 46. deutscher Bundespräsident (Johannes ...), 48. Autokennzeichen der Türkei, 50. Silber (rum.), 52. nein (rum.), 53. Bergwacht (rum.), 56. bitter (rum., +"a"), 59. Jungtier (dt.), 60. die Leute, die Welt (rum.) 61. nein (rum.), 62. Handelsplatz, Markt (rum.), 63. Dorf und Berg östl. von Vatra Dornei (hinten ohne "u"), 66. Vegetation z.B. auf Wiesen, 68. alt (rum.), 70. Stadt östl. von Satu Mare, 71. rum. Personalpronomen (sie, Einz.), 72. Weg, Strecke, 73. Speisewürze, 74. Flüssigkeitsmaß (rum.), 75. weibl. Vorname (dt.), 77. chem. Zeichen für Zinn, 78. neu (rum.), 79. Hülsenfrüchte (Mz.), 80. urs (engl.)
Senkrecht:
1. Endung österr. Internetadressen, 2. Stadt zwischen Timisoara und Hunedoara, 3. Bär (rum.), 4. nichts (rum.), 5. dt. Personalpronomen, 7. Dorf bei Rupea (rum., da wo auch die Socken gibt), 8. Ort im Kreis Arad (mit Kinderheim), 9. Künstlertreff in Sibiu, 10. gestern (rum.), 11. er (rum.), 13. Stadt in Italien (dt. Name), 16. dt. Personalpronomen, 19. Abkürzung "meines Erachtens", 21. Dorf im Kreis Sibiu am Rande des Cindrel-Gebirges, 24. die Leute, die Welt (rum.), 26. Sonne (engl.), 28. Stadt (rum.), 31. See (rum., +"u"), 32. Wanderpause, 34. Landschaft in Nordrumänien, 35. rum. Versicherungsgesellschaft, 36. Stadt im Kreis Sibiu (wie 44. Senkr., rum. Name), 38. im Winter (rum.), 42. südrumänisches Dorf nahe der bulgar. Grenze (westl. von Turnu Magurele), 44. Stadt im Kreis Sibiu (wie 36. Senkr., deutscher Name), 45. Abk.: Arbeitnehmer; Auftragnehmer, 47. Gold (rum.), 49. blau (rum.), 51. rum. Sängerin (Maria ...), 54. rum. Kreis (... Iulia), 55. baskische Provinz, 57. Fluss in Rumänien, fließt nach Ungarn, 58. Stadt im Kreis Sibiu (rum. Name für Freck), 59. Spielfigur, 64. Ei der Kopflaus, 65. Stadt im Banater Bergland südl. von Resita, 67. Feldrand, Ackergrenze, 69. der Tscheche (auf ungarisch), 76. in (span., franz.)
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Bemerkung: rumänische Sonderzeichen werden ohne Haken geschrieben.
Die Hinfahrt
Am Abend des 26. Dezember startet der Treck aus dem Herzen der Stadt Weimar. Über Passau, Wien, Budapest, Kecskemet geht es schließlich nach Ineu. Die Fahrt dauert 26 Stunden und wird durch anhaltendes schlechtes Wetter und längere Zollaufenthalte in die Länge gezogen.
Unser Renault Transporter hat eine Reisegeschwindigkeit von max. 120 km. Die hinteren beiden Rückbänke sind bis unters Dach (in dem Bus kann man stehen) mit bunten Päckchen jeglicher Größe vollgestopft, - es sind etwa 250 im Wert von 740 Euro. Erster Zollaufenthalt in Ungarn. Wir müssen eine Kaution von 300 Euro dafür zahlen, dass wir die Päckchen, obwohl ausdrücklich mit "humanitärer Hilfe" gekennzeichnet (durch mindestens 5 Papiere, die teilweise von der Stadt Weimar beglaubigt sind), durchs Land fahren dürfen. Können wir am anderen Ende nachweisen, dass alles noch da ist, bekommen wir das Geld wieder.
Ungarn zu durchqueren dauert etwa 8 Stunden, der Zustand der Straßen wird je weiter östlich wir kommen immer schlechter – der Winterdienst kommt nicht mehr hinterher. In einer Mühle stärken wir uns durch Palatschinken, sie schmecken sehr gut, die Karte ist deutsch, die Preise auch. Ich schäme mich, der Toilettenfrau nur Rest DM geben zu können. Sie macht mir klar, dass sie die erst umständlich umtauschen müsse. Ein Paar geborgte Forinten schaffen Abhilfe, die DM darf sie natürlich behalten. Ein verstecktes Lächeln blitzt auf.
An der Grenze warten wir etwa 40 min, bis jemand kommt, um unseren Bus zu inspizieren. Ein kleiner Blick, wir dürfen durch. Nur etwa 30 Euro bleiben als "Bearbeitungsgebühr" in Ungarn.
Rumänien beginnt mit der Grenze.
Seit etwa einem Jahr brauchen EU-Bürger keinen Passport mehr, der Ausweis reicht. Diese Grenzer scheinen das nicht zu wissen, wieder Warten. Auf dem Seitenstreifen stehen wir. Unverhofft klingelt das Handy, eine SMS trudelt ein. "Willkommen bei Connex Rumänien ‘bei Problemen aller Art‘ wenden Sie sich an die Nummer..." Etwa zwei Minuten klingelt es wieder, das zweite rumänische Netz "Dialog" meldet sich mit ähnlichem Text (alles in deutsch). Für mich prallen zwei Welten aufeinander!
Schließlich nähern sich zwei Grenzer mit ein paar Zettelchen in der Hand: Die Reisepässe! Ein abgerissener, dünner Block A6 Zettel als Träger eines roten Stempels, der meine Ausweisnummer und das Autokennzeichen umrahmt.
Die Einreise ist geschafft, nun noch der Zoll. In dem Häuschen tummeln sich 5 Leute, die ins Gespräch vertieft sind. Das Einreichen der Papiere bewirkt, das sich einer der Leute aus der Gruppe löst und in den Bus sehen will. Er vermißt die aufgelisteten 7 Fußbälle (die sind im bereits eingereisten Auto) wir erklären, natürlich, dass sie ganz unten liegen. Das stört niemanden, hier gibt es keine Zeit. Wir fangen an das Auto auszupacken, ein paar wackelige Wagen stehen mitten auf der Straße bereit. Etwa 10 min. packen wir aus. Die Zöllner sind ins Gespräch vertieft. Wir beschließen die Taktik zu ändern und den Zöllnern vor der Nase ein Päckchen aufzumachen. Es klappt, die Fußbälle sind vergessen und Medizin haben wir auch nicht. Wir dürfen durch.
Etwa 6 km nach der Grenze, die Polizei hält uns an. Wir hätten ein Stoppschild übersehen und die Führerscheine möchte man sehen. Unserer Fahrerin stellt entsetzt fest, dass sie diese vergessen hat. Mehr als gegen ihre Angst, hat sie gegen ihre Wut sich selber gegenüber zu kämpfen. Wir stehen auf dem Seitenstreifen und suchen das Auto nach dem Führerschein ab – etwa 30 min. Der Polizist hat Zeit, sein Kollege ist mit der Streife weggefahren, er muß jemandem den Weg zeigen. Es ist schweinekalt im Auto, inzwischen wieder dunkel; wir sind seit 24 Stunden unterwegs. Taktikänderung! Wir quatschen den Polizisten voll. Es fallen mal 50 Euro als Strafe. Doch mit einem Polizisten gibt es viele Themen zu besprechen, der neue Grenzübergang, die wunderschöne Schiller und Goethe Stadt Weimar, das Kinderheim und schließlich Weihnachten. Das Ganze artet in ein Weihnachtsständchen aus und fröhlich fährt der Polizist mit dem wiedergekommen Polizisten davon. Keine Rede von einer Strafe. Wir können es nicht fassen!
Das Kinderheim
Der erste Anblick des Kinderheimes ist verschieden, im Dunkeln sieht das neue Heim VON AUSSEN gar nicht so schlecht aus. In drei Häusern gibt es 3 Sektoren, auf denen sich jeweils 9 Zimmer befinden, in denen die Kinder leben. Ein Zimmer ist etwa 15 2m groß, wobei davon etwa 3 2m für "sanitäre Anlagen" abgezogen werden müssen. In einem solchen Zimmer leben mindestens 5 Kinder oder Jugendliche. Das Zimmer ist mit drei Doppelstockbetten, (derb, selbstgebaut), zwei Stahlspinten und einem alten Ausläufer "ausgestattet". Alle Türen: Haustür, Spindtür Stahlschrank für den Fernseher sind mit Vorhängeschlössern gesichert. Eine "klassische" Tür mit Schloß und Schlüssel habe ich nirgendwo gesehen. Die Türen schließen auch nicht, sie lehnen an.
Ein so beschriebener Sektor ist im "Gefängnisstil" gebaut. Langer Flur, links und rechts gehen die Zimmer ab. Die jeweils ersten Zimmer sind für die Erzieher oder stellen den Gemeinschaftsraum dar.
Ansonsten gibt es auf dem Gelände noch eine Turnhalle, die Schule, ein Heizhaus (einmal pro Woche kommt hier das warme Wasser her, ich hatte nie welches), die "Kantine"(Essensraum, so charmant wie eine Sporthalle), ein großes Haus in dem die Ausbildung der jugendlichen Schulabgänger stattfindet und ein paar Gewächshäuser, sowie ein, total verfallenes Schloß, in dem früher mal das Heim war. Das alles quetscht sich auf etwa 2 ha Fläche. Zu dem Heim gehören noch 5 Außenwohngruppen, denen teilweise 16 Personen angehören. Hier werden dann auch die Abgänger aufgefangen, die keinen Job nach der Ausbildung bekommen haben (leider sehr viele). Jeder beschriebene Bereich wird von Tristess überzogen. Immer wieder bemerke ich, dass die Gestaltung daran schuld ist. Es scheint sich keiner Gedanken über das Wie zu machen. Die Funktionalität steht im Vordergrund. Von daher ist es nirgendwo schön; weder draußen noch drinne.
Die Kinder und Jugendlichen
Das Heim ist Lebens - und Ausbildungsstätte von ca. 550 Kindern und Jugendlichen. Etwa 60 von ihnen sind Mädchen. Das Alter der Kinder liegt zwischen 6 und deutlich über 20 Jahren. Viele Kinder sind Waise oder haben keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern. Im Heim bekommen sie ein Bett, Unterricht (pauschal alle an der Hilfsschule), Essen, Kleidung und einen Aufpasser. Individuelle Fürsorge existiert hier nicht, höchstens nach
Vor-/Belieben. Die wenigsten Erzieher haben eine pädagogische Ausbildung, da es in Rumänien jedem Abiturienten möglich ist, als Erzieher zu arbeiten. Das Verhalten der Kinder und Jugendlichen ist sehr verschieden. Von den Kinder, die ich erlebt habe (es waren etwa 200), würde ich sagen, sind mehr als die Hälfte entweder geistig zurück geblieben, oder richtig geistig behindert. Der Jüngste (6)(der uns stolz vorgeführt wurde) äußert meiner Meinung nach erste Anzeichen, autistisch zu werden. Viele Kinder und auch Jugendliche sind sehr anhänglich, versuchen sich auf jede erdenkliche Weise Geltung zu verschaffen, vornehmlich durch "Posing" zum Fotografieren. Einige sind sehr schüchtern oder haben ausgeprägte Macken. Auffallende Charakter, eher die Größeren, äußern sich vor allem durch Lautstärke, bewußtes Provozieren oder unangemessenes Fordern. Die meisten Kinder sind jedoch gutwillig und "hören". Angesichts der großen Sprachbarriere ist es allerdings sehr schwer in irgendeiner Weise mit den Kindern umzugehen. Meist hilft da nur eine überdeutliche Artikulation der Sprache und Gesten. Man soll es nicht glauben, aber es ist erstaunlich, wie viel man versteht, verstanden wird, wenn man deutlich spricht und gestikuliert. Auf jeden Fall würden die Kinder nicht auf die Idee kommen jemanden einfach so zu beklauen, oder sonstwie zu schaden.
Einige wenige Jugendliche können richtig gut Englisch, so dass man sich wenigstens etwas unterhalten kann. Fragt man sie dann, wie sie das Englisch lernten (sie haben es nicht in der Schule), so sagen sie, dass sie es sich untereinander beigebracht haben.
So I should spend my hole respect to this youth!!
Äußerst zu respektieren ist auch die Haltung gegenüber der Zukunft. Hier überragt ein ungebrochener Wille, so viel wie möglich lernen zu wollen. Erste Priorität sind Deutsch und Englisch. Die Chancen wirklich gut zu werden sind jedoch äußerst gering, da, selbst wenn der Wille da ist, die Jugendlichen nicht gefördert werden können. Alle gehen, wie schon gesagt, pauschal auf die Hilfsschule. Laut der Jugendlichen im Heim kosten andere Schulen Geld, - das dass Heim nicht hat.
Unsere Hilfe
Ein Weihnachtsmann, jemand von uns, verteilt die Päckchen, aus mehreren Säcken, auf den verschiedenen Sektoren und den Außenwohngruppen. Dabei stellt er vorher Fragen wie: "wart ihr alle artig" oder "kann ich ein Lied von euch hören". Egal welches Alter, die Kinder und Jugendlichen sind begeistert, machen ohne zu zögern mit. Ist das Programm absolviert kommen die randvollen Säcke ins Spiel. Interessant ist zu beobachten, nach welcher Priorität die Kinder die Päckchen "leeren". Das Öffnen ist eine Fetzparty ohne Vergleich. Ein geöffnetes Päckchen wird systematisch nach wertvoll, nicht wertvoll durchsucht. Dieses Wertgefälle bewegte sich zwischen Ü-Eiern als das Wertvollste, alles was irgendwie technisch aussieht und die weichen Sachen, wie Socken oder Handschuhe als das was es nach unten zu packen gilt. Schulzeug wird zunächst nicht als solches erkannt. Erst nach schriftlichem Verdeutlichen ist den Kindern klar was das soll.
Irgendwie unbeschreiblich ist auch das Gefühle, das mal erlebt, wenn die oberste Grußkarte von Familie Meier "Wir wünschen Dir viel Spass beim Auspacken mit Deinen Freunden! Alles Gute! Deine Familie Meier" ohne jegliche Beachtung im hohen Bogen durch das Zimmer fliegt. Wie soll man so was deuten? Mir tut das weh, - warum?
Einige Kinder gehen ruhig in ihr Zimmer um das Päckchen langsam auszupacken, andere sind so fixiert, dass sie sich nicht von der Stelle bewegen.
Die Erzieher bekommen jeweils ein Päckchen Kaffee.
Die restlichen mitgebrachten Güter, ein Sack mit Spielzeugen, mindestens 7 kg Schokolade, Schulzeug, besagte Fußbälle, Duschbad und diverse Privatpakete warten noch auf eine gerechte Verteilung. Gerade an der offenen Schokolade hängt das Gewissen. Sollte ich es mir erlauben davon etwas zu nehmen? Ein Kind bekommt im Jahr vielleicht ein Handvoll. Die Hälfte davon liegt jeweils vor mir.
Sylvester soll etwas besonderes werden. Wir proben mit den Jugendlichen "Frau Holle", um dieses dann am 31. aufzuführen. Einen Tag vorher backen wir Plätzchen. Die Küche hat ihren Namen nicht verdient. Es ist alles so versifft, dass wir hoffen, die Hitze möge uns beistehen und die Gasflasche, die zum Glück für fast 10 kg Teig ausreicht. Beim Formen der Plätzchen erlebe ich immer wieder Überraschungen. Die Kinder können kreativ sein. Das hatte ich vorher noch nicht beobachtet. Und die Kinder haben Spass an der Sache, auch wenn es einige zu weit treiben.
Am Sylvesterabend wird Frau Holle vor den Kleineren aufgeführt, es macht allen Spass. Ein kleiner Junge im Abseits wird von keinem Erzieher beachtet. Er sitz da, wie als ob er in die Ecke gestellt wurde um sich gefälligst zu schämen. Ich hole ihn mit zur Bühne, er freud sich. Nach Frau Holle gibt es Disko für die Kleinen. Fast exakte ATB, Sylver und Scooter Adaptionen, aber eben Rumänisch! Danach beschließe ich, im kleinen Kreis, privat mit ein paar Rumänen außerhalb des Heimes ins neue Jahr hineinzufeiern.
Rückfahrt
Ab dem 01.01.2002 dürfen Rumänen ohne Visa in die EU einreisen, wenn sie in bar beweisen können, dass sie pro EU-Tag mindestens 100 Euro umsetzten können. Nicht zu rechtfertigende Schweinerei, wie ich finde! Wir haben dem entsprechend schlimme Erwartungen für die Grenze. Im Auto nehmen wir einen Rumänen mit nach Deutschland, er wurde nach Weimar eingeladen. Kurz vor der Grenze besorgt er sich noch eine Auslandskrankenversicherung, die er in einem Bauernhäuschen neben der Straße kauft. An der Grenze muß er sich Sachen wie "Du begehst ja Landflucht, warum stehst Du nicht für Dein Vaterland ein?" (etwas interpretierte Übersetzung) anhören. Die Ungarn lassen uns erstaunlich schnell passieren und die EU gibt sich mit den Pässen zufrieden, wir hatten Schlimmes wegen des Rumänen erwartet.
In Österreich tauschen wir in einer Edelraststätte unsere DM in Euro...
Am nächsten Morgen sind wir zuhause.
Jakob Held
Dortmund den 14.01.2002
Mehr Infos natürlich nach Anfrage an mich oder unter:
Roma sollen hinter Stacheldraht Rumänische Lokalpolitiker planen die Unterbringung von Roma in Ghettos. Rechtsextreme Gruppen machen mobil
taz Nr. 6581 vom 23.10.2001, Seite 11, 148 Zeilen (TAZ-Bericht), William Totok
taz-Archiv, www.taz.de Die taz ist nahezu die einzige Tageszeitung Deutschlands, in der Rumänien ein Thema ist.
ADZ 29.3.2002: Im Jahre 2005 wird Rumänien 85% seines Nahrungsgüterbedarfs importieren müssen, als Folge der falschen Agrarpolitik nach 1990. Dabei habe Rumänien das Potenzial, die Ernährung von 100 Mio Menschen zu sichern
ADZ 30.3.2002: Ab Juli sollen neue Postleitzahlen (6 Ziffern) eingeführt werden.
RID - Blick nach Rumänien März 2002: RO-Vignette: Neue Straßengebühr ab 1. 7. 2002 sowohl für rumänische als auch ausländische Transportunternehmen. Für PKW soll die Vignettenpflicht erst ab 1. Januar 2005 gelten.
HZ 17. Mai 2002: Es ist möglich, dass der Draculapark nicht bei Schäßburg gebaut wird, räumte Tourismusminister Dan Matei Agathon ein. Mögliche andere Standorte seien Poenari bei Târgoviste oder Bukarest. (Der geplante Standort in Schäßburg (Sighisoara) hatte Proteste ausgelöst, vor allem weil er sich in einem Naturschutzgebiet befindet)
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