Liebe Leserinnen und Leser,
hier also mit etwas Verspätung der Rundbrief Nr.9. Diesmal in 2 verschiedenen Ausgaben - eine dicke Gesamtausgabe (grüner Umschlag) für unsere Abonent/inn/en und eine dünne Ausgabe (weißer Umschlag) zur kostenlosen Verteilung. Die dünne Ausgabe ist mit den jeweils ersten und letzten 6 Seiten der Gesamtausgabe identisch. Die Redaktion bittet alle Leser/innen bei der Verteilung zu helfen. Wer noch "dünne Ausgaben" zur Verteilung (zusätzlich zu schon mitgelieferten) haben möchte, kann diese für 1,50 Porto anfordern. Für Ende 1999 ist eine neue Adressenliste geplant, der Eintrag ist kostenlos. Bitte die aktuellen Adressen, Tel.+Faxnummern usw. bis 20.10.1999 mitteilen! Hinweisen möchte ich noch auf eine Pressesammlung zu den Bergarbeiterunruhen im Jan. + Feb. 1999 hin, die bei der Redaktion für 6,-DM bestellt werden kann (3,- Kopien +3,- Porto). Sie enthält vorwiegend Artikel aus der Allg. Deutschen Zeitung und Hermannstädter Zeitung, ergänzt durch einige andere. Viel Spaß beim Lesen und einen schönen Sommer - vielleicht in Rumänien wünscht Andreas Merker
TIPS UND TERMINE
Rumänienabend mit Dias, Musik, Essen... Sa 29. Mai in Halle, Gaststätte Marktwirtschaft, Brüderstraße 7.
Jugendcamp "Abenteuer Transsilvanien": Informations- und Vorbereitungswochenende vom 11.- 13. Juni auf einem Bauernhof in Elben.
Abenteuer Transsilvanien: ab 22. Juli - siehe auch Beitrag bzw. Tel. 0345 / 121 9121 oder 0177 / 649 3129
Workcamps in Arbegen. Workcamp I vom 22.07.-04.08.1999. Inhalt: Renovierungsarbeiten am "Bunten Haus", Campsprache: Deutsch. Workcamp II vom 06.08.-31.08.1999, Inhalt: Arbeiten im "Bunten Haus", Wanderwegerschließung in der näheren Umgebung von Mediasch, Campsprache: Englisch. Anmeldung über Initiative Rumänien e.V., PF 100302, Dresden
Workcamp in Tatrang vom 20.08.-30.08.1999, Inhalt: Renovierungsarbeiten im und am Gästehaus, Ausflüge in die nähere Umgebung (Wandergebiet), besonders für handwerklich begabte Leute über 18 Jahre; Teilnehmerbeitrag zur Deckung der Fahrtkosten 200 DM / ermäßigt 150 DM; Anmeldung bis zum 15. Juni 1999 über die Initiative Rumänien e.V.: Vorbereitungstreffen vor Fahrtantritt
Konzerte: "Terror Art" und Vortrag über Anarchisten in Craiova: am 16.9.1998 in Halle
Tournee "Terror Art"(Craiova, RO) + "Küchenspione" (Weimar) vom 9. bis 27. September 1999
u.a. in Jena, Weimar, Arnstadt, erfurt, Halle, Berlin, Köln ... genaue Termine und Orte bitte kurz vorher erfragen unter Tel. 03643 / 514476 (Pierre) oder bei der Redaktion Kassetten von "Terror Art" gibt es für 10 DM + 3 DM Porto bei der Redaktion.
Rumänien-Benefizabend
So, 13. Juni 1999 in Weimar, Gerberstr.1-3
"Zwischen Lachen und Weinen" -
Film über das Kinderheim in Ineu,
rumänisches Essen, Tuica-Bowle, Konzert "Bebras" (Psychopop aus der Eifel)
Letzte Nachrichten
Nato-Flieger können kommen. Der Oberste Verteidigungsrat hat das Abkommen gebilligt, das den Zugang der Nato zum rumänischen Luftraum und die Benutzung rumänischer Flufhäfen regelt. Der amerikanische Sender "Voice of America" will von Rumänien aus Rundfunksendungen in serbischer Sprache ausstrahlen. Das Außenministerium hat zugestimmt, das Parlament muß noch entscheiden. Rumänien werde frühestens in 2 Wochen das Treibstoffembargo gegen Jugoslawien einführen. Derweil floriert der Benzinschmuggel an der rumänisch-serbischen Grenze. (Hermannstädter Zeitung 7.5.99)
Aktueller Wechselkurs: 1 DM = ca. 7.900 Lei
Lust auf Abenteuer ?
Internationale Jugendbegegnung / Trekkingtour durch die Karpaten / Lagerfeuerromantik & Natur pur
Mit Zug oder Kleinbus führt die Reise in den rumänischen Landesteil Transsilvanien. In der mittelalterlichen Stadt Sibiu verbringen wir die ersten Tage. Hier treffen wir uns mit rumänischen (vorwiegend deutschsprachigen) Jugendlichen, die uns während der gesamten Reise begleiten. Nun beginnt unsere fünftägige Trekkingtour durch das Făgăraş-Gebirge mit Übernachtungen in verschiedenen (bewirtschafteten) Schutzhütten bzw. am Bergsee.Weiter gehts in das romantische Gebirgsdörfchen Sebeşul de Jos, wo wir die nächsten Tage verbringen und Kontakte zur Dorfbevölkerung pflegen.Unsere letzte Etappe ist die Cabana Fântânele, eine Schutzhütte im Cindrel-Gebirge. Neben gemütlichen Abenden am Lagerfeuer und Disco stehen Natur- und Pilzlehrwanderungen auf dem Programm. Ein Informations- und Vorbereitungswochenende findet vom 11.- 13. Juni auf einem Bauernhof in Elben (ML) statt.
Weitere Programmangebote :
- Stadtführung durch das mittelalterliche Sibiu
- Badeausflug zu den Salzseen von Ocna Sibiului (salziger als das tote Meer)
- Angeln, Früchte und Pilze Sammeln
- Disco, Sport und Spiel
- Kochen am Lagerfeuer
- Fußballturnier u.v.m.
Termin Alter Kosten
22.7.-12.8.99 12-16 715,- DM
12.8.-31.8.99 ab 15 685,- DM
Fragen beantworten Euch: Kinderland Halle e.V., Oleariusstr.9, 06108 Halle, Tel. 0345/2900696 oder: Maikl (Projektleiter): Ludwigstr. 37, 06110 Halle, 0345/1219121
Die Sonnenfinsternis am 11. August 1999
Die Sonnenfinsternis wird unter besten Bedingungen von den Höhen der rumänischen Karpaten beobachtet werden können, vor allem aus dem Retezat-, dem Parâng-, dem şureanu- und dem ţarcu-Godeanu-Massiv. Ausgangspunkte für diese Berge sind Deva, Petroşani, Lupeni, Haţeg. (aus: Beilage der Zeitschrift "Ferien in Rumänien")
Dr. Harald Alexandrescu, Direktor des Bukarester Astronomischen Observatoriums:
... Die Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 wird man auch in Bukarest bestens beobachten können, wo unser Observatorium gewiss einer der wichtigsten Beobachtungspunkte sein wird.
Es ist ein ganz besonderes Phänomen: erst einmal wird es dunkel, nicht ausgesprochen Nacht, aber man sieht die Sterne am Himmel, die Sternbilder, die bedeutenderen Planeten. Es beginnt mit einer Dämmerung, dann sieht man an den Wänden Streifen, das sind die Sonnenstrahlen, die durch die Mondtäler noch sichtbar sind. Schliesslich wird es ganz dunkel. Und dann kann man etwas sehen, was man normalerweise nicht erblicken kann: die Sonnenchromosphäre mit einem roten Ring um den Himmelskörper, danach die Korona, riesige leuchtende Feuerzungen. Es ist ein grandioser Anblick, schaurig-schön, den man nie wieder vergessen kann. Es wird kühl, ein Luftzug wird spürbar, die Vögel fliegen unruhig umher...(aus: Ferien in Rumänien - 248/1998, Vierteljahresschrift, verlegt vom Ministerium für Touristik)
Die Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins
Die Sektion Karpaten gehört dem Deutschen Alpenverein (DAV) an, der mit über 500.000 Mitgliedern und 345 Sektionen der größte Bergsteigerverein der Welt ist. Er wurde 1869 von begeisterten Bergsteigern und Alpenfreunden gegründet. Mit viel Schwung wurden in den ersten Jahrzehnten Wege gebaut, Hütten errichtet und fast sämtliche Alpengipfel erstiegen. Heute - im Zeitalter des Massentourismus - ist es die wichtigste Aufgabe des Alpenvereins, das Bergsteigen in vernünftigen Bahnen zu halten und die Bergwelt vor weiterer Übererschließung zu bewahren. Hierzu hat der DAV ein Grundsatzprogramm zum Schutz des Alpenraumes beschlossen. Die Sektion Karpaten steht in der Tradition des Siebenbürgischen Alpenvereins (1873-81) und des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV, 1880-1945), die eine erfolgreiche Tätigkeit in Siebenbürgen / Rumänien entfaltet.
Geschäftsführer / Geschäftsstelle: Harald Meschendörfer, Hittostraße 4, 85354 Freising, Tel. 08161/3588, Fax 08161/43576
Ausländer raus!
von Alexander Kaufmann
Der rumänische Senat, eine der beiden Parlamentskammern, hat im September 1998 eine seiner schwärzesten Stunden erlebt: die Verabschiedung des neuen Ausländergesetzes. Es stellt auf ganzer Breite eine Verschärfung (!) der (formell noch geltenden) Vorschriften aus der Ceauşescu-Zeit dar.
Zu den kaum glaublichen Restriktionen, die das neue Gesetz mit sich bringt gehört daß Ausländer, die sich in Rumänien politisch betätigen, mit zwei Jahren Haft bedroht werden. Um jede liberale Auslegung durch die Gerichte auszuschließen, sieht das Gesetz ausdrückfich vor, daß unter "politische Betätigung" bereits die Teilnahme an einer Demonstration, die Teilnahme an einer Versammlung, die im Zusammenhang mit der rumänischen Politik steht oder eine Spende an eine rumänische Partei fällt. Dies überrascht umso weniger, als durch das neue Gesetz Ausländer generell von der Geltung der verfassungsmäßigen Grundrechte ausgenommen werden.
Einen weiteren "Höhepunkt" stellt die Bestimmung dar, daß bei Reisen nach Rumänien aus humanitären, religiösen oder wissenschaftlichen Gründen sich der Reisewillige auf eigene Faust (aber natürlich ohne einzureisen) eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des zuständigen rumänischen Ministeriums beschaffen muß, bevor er überhaupt ein Visum beantragen darf. Da eine Höchstbearbeitungsfrist für einen solchen Antrag nicht vorgesehen ist, ist diese Vorschrift geeignet, den gesamten wissenschaftlichen Austausch mit Rumänien lahmzulegen. Die Regelung soll ausdrückfich auch für solche Staaten gelten, die an sich von der Visumpflicht ausgenommen sind. Damit würde es deutschen Wissenschaftlern auch nichts nützen, wenn der Außen- und der Tourismusminister Rumäniens mit ihren Versuchen Erfolg hätten, EU-Bürger von der Visumpflicht zu befreien.
Rumänen, die einen ausländischen Gast beherbergen, müssen dies nach der neuen Vorschrift binnen 48 Stunden bei der Polizei anzeigen. Dies ist der einzige Punkt in dem das Gesetz eine Liberalisierung gegenüber, dem geltenden Ausländergesetz von 1969 darstellt. Nach diesem Gesetz beträgt die Frist nämlich 24 Stunden. Da diese Meldepflicht jedoch seit Jahren nicht mehr angewandt wird (nach allgemeiner Ansicht selbst der Polizei, ist dieser Artikel des alten Gesetzes stillschweigend außer Kraft getreten), liegt in Wirklichkeit auch hier eine Verschärfung vor.
Kaum noch verwundern können da "Kleinigkeiten" wie die Pflicht des Gastgebers, es der Polizei zu melden, wenn die Papiere des Gastes nicht in Ordnung sind, die Strafdrohung von 5 Jahren Haft für Personen, die sich der Abschiebung entziehen und die Regel, daß Personen, die aus "für ihre Auswanderungstendenzen bekannten Ländern" kommen, nicht nur eine Einladung eines Rumänen, sondern auch eine Bankbürgschaft vorlegen müssen.
Was hat den rumänischen Senat zu diesem gesetzgeberischen "Amoklauf" bewogen? Nach Ansicht einiger rumänischer Politiker, die der Vorsitzende der Deutsch-Rumänischen Juristen-Vereinigung befragte, war es der Druck der EU, die Grenzen für Einwanderer aus der Dritten Welt und für Kriminelle abzuschotten. Zu diesem Zweck scheinen aber andere Maßnahmen, wie z.B. schärfere Grenzkontrollen sinnvoller, und ganz und gar unklar ist wie durch Demonstrationsverbote Kriminalität bekämpft werden soll. Eine der ganz wenigen Regelungen des neuen Gesetzes, auf die diese "offizielle" Argumentation "passe", ist die Abschaffung der Möglichkeit Visa an der Grenze zu erhalten. Ob vielleicht trotzige Rache für die schäbige Behandlung von reisewilligen Rumänen durch westeuropäische Konsulate oder ein kollektiver Rückfall in nationalkommunistische Reflexe diese Entscheidung erklären können?
Derzeit spricht nichts dafür, daß das Gesetz bei den Beratungen in der zweiten Kammer des Parlaments noch wesentliche Änderungen erfährt. Staatspräsident Constantinescu hat nach der Verfassung das Recht die Unterschrift unter ein beschlossenes Gesetz ein Mal zu verweigern und es zur Neuberatung in das Parlament zurückzuschicken. Ob er von diesem Recht Gebrauch machen wird, wird auch von den Reaktionen der westlichen Politiker abhängen. Für solche Reaktionen kann es aber schon in wenigen Wochen zu spät sein.
Der Autor ist Doktorand der Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin.
Ausflugsbericht
Hallo Redaktion des Rumänien-Rundbriefes! Erstmal ein Lob an eure Zeitung; die Informationen sind echt nützlich! Während unseres Praktikums hier in Rumänien (Ronny = Friedensdienst und Tina = Anerkennungsjahr für Erzieher) haben wir eine absolut geniale Bergtour gemacht, an der wir Eure Leser gern teilhaben lassen wollen..
Unsere Tour starteten wir in den letzten Winterferien (Jan. 99). Von Medias ging es erst mit dem Zug nach Sibiu-Hermannstadt. Dort klappte das Umsteigen wegen Massen vor dem Fahrkartenschalter nicht so ganz... Endlich mit dem übernächsten Zug in Făgăraş angekommen, schleppten wir uns noch mit viel Gepäck und unseren ach so artigen Hunden vom Bahnhof bis zu unserer Übernachtungsadresse Klaus Untch - dem Organisten der dortigen ev. Kirche. Bei Klaus war volles Haus an diesem Abend: Die Jugendstunde fand wie gewöhnlich bei ihm in der Wohnung statt. Nach diesem interessanten und witzigen Abend mit Klaus mußten wir leider schon früh unser Bett verlassen, denn es fuhren nur zweimal täglich Busse nach Sâmbata - unserem Aufstiegsort in das Făgăraş-Gebirge.
Gemütlich durchgeschaukelt, erreichten wir "Vier" Sâmbata de Jos (Unter-Sâmbata). Leider fuhr der Bus nicht bis Sâmbata de sus, und so lagen an diesem Samstagmorgen 9 km Asphaltstraße vor uns, und das mit viel, viel Gepäck (das Laufen damit hatten wir irgendwie nicht eingeplant). Niemand der Vorbeifahrenden nahm uns mit unseren Hunden mit. Dann tranken wir eben dann in Sus angekommen erst einmal gutgelaunt und gemütlich einen Kaffee, bevor wir uns bei Sonnenschein an den Aufstieg zur Sâmbata-Hütte (1495 m) machten. Dies war einer der sanftesten Aufstiege ins Făgăraş-Gebirge...
Nach ca. drei Stunden erreichten wir bei herrlichstem Winterwetter die Hütte und erblickten gleichzeitig schon das Panorama des Gebirgskammes... Angesichts der Höhe war uns schon ein bißchen kribblig im Magen aus Vorfreude... doch konnten wir uns allein ohne "Plan" und einen Führer da hoch wagen?! Mal sehn... Nach einer erholsamen Nacht bei einem akzeptablen Preis (25 000 L) und einem netten Hüttenherrn fiel uns der zweieinhalbstündige Aufstieg im vorgestapften Pfad nicht schwer - allerdings diesmal ohne Gepäck... Der Ausblick oben auf dem Fereastra Mare (ca. 2100 m) - dem Großen Fenster - war überwältigend. Wir konnten nicht nur das schneebedeckte Gebirge, sondern auch umliegende Ebenen sehen. Runterzu ging es auf dem Hosenboden (neben der Spur!) viel schneller und mit mehr Gaudi ... sicher ein Vorteil des Winterwanderns. Auch diesen Abend verbrachten wir gemütlich in der Hütte. Der dortige "Hüter" nahm uns unsere Bedenken und meinte, daß der Schnee angenehm niedrig zum Wandern auf dem Kamm sei und wir ruhig allein eine Tour machen können.
Unser schönster, aber auch anstrengendster Tag begann. Mit den ca. 15-17 kg Gepäck auf den Schultern (Hundefutter, nichts als Hundefutter...) schlichen, ja stellenweise krochen wir die Abhänge hinauf. An diesem Tag waren die Spuren verweht, und wir sahen manchmal den Weg nicht mehr... Wir konnten fast nicht mehr, als wir das steilste Stück zum Großen Fenster passiert hatten... Oben auf dem Kamm sollten wir laut Wanderschild ca. 4 Stunden bis zur Urlea Hütte - unserem Ziel - brauchen. Doch leider ist diese Rechnung ohne den tiefen Schnee gemacht worden, und auch hier war der Weg verweht. So stapften wir stellenweise in 70 cm Schnee ... mußten unterwegs noch den 2404 m hohen Urlea besteigen ... rutschten auf unsren schon seit dem Morgen nassen Hosenboden hinab. Kein Wunder, daß wir erst nach neuneinhalb Stunden Tour und bei Dunkelheit im Urleatal ankamen. Bloß gut, daß der Mond schien ... wir waren total geschafft, aber auch vollkommen zufrieden. Es hätte eine rundum schöne Tour sein können, wenn wir nicht so dumm (oder besser gesagt blind) gewesen und kurz vor der Hütte auf der dortigen angelegten Ski-Piste gegangen wären... Denn links und rechts türmte sich 1m hoher Schnee - den Trampelpfad sahen wir erst viel später -, und so ließen wir alle paar Meter einige Löcher mit unseren Wanderschuhen am Rand dieser Piste. Doch das wurde uns zum Verhängnis! Denn an der Hütte angekommen, tauchte der "Verwalter" auf und beschimpfte uns mit dem vollen Arsenal aller rumänischen Schimpfwörter, die man sich nur denken kann... Er war außer sich vor Wut über die von uns gestapften Löcher in "seiner" Piste... Auch wenn wir nun den Anlaß seines Ärgers verstanden, so doch aber nicht die jähzornige Art und Weise, mit der er unser "Vergehen" mit denen der Deutschen im 2. Weltkrieg verglich ... zu soviel Freundlichkeit fiel uns kaum etwas ein, so verdutzt waren wir. Selbst als wir ihm Hilfe beim Piste-Reparieren am nächsten Tag versprachen, warer noch immer nicht zufrieden, sondern schleppte uns noch an diesem Abend zur Piste zum sofortigen Ausbessern... Er begriff erst spät, daß wir an diesem Abend keinen Finger mehr krumm machen würden...
Dies war der einzige und wirklich üble Dämpfer während unserer genialen Făgăraş-Bergtour... Unsere Lehre daraus war:
1. Laufe nie über eine Ski-Piste im Dunkeln!
2. Nicht alle Hüttenverwalter sind nett und ausländerfreundlich!
Und nachdem es einen von uns nachher auch noch mit Grippe flachgelegt hatte, haben wir auch noch einen 3. Tip für alle "bergsüchtigen Laien": Zieht Euch nie die dicken Sachen aus, auch wenn ihr schwitzt!
Ronny und Tina
Zu den Klöstern der Bukowina
Von Falk Kienas
Die Bukowina, das Buchenland, beginnt im Nordosten der Ostkarpaten Rumäniens und reicht weit in die Ukraine. Mit Uli, einem Freund aus Deutschland besuchte ich vier der berühmten Moldau-Klöster: Voroneţ, Moldoviţa, Suceviţa und Putna. Berühmt waren die drei ersten aufgrund ihrer Außenfresken, in Putna befindet sich das Grab Stefan des Großen, Fürst der Moldau zwischen 1457 - 1504 und Stifter zahlreicher Klöster in der Region. Voroneţ und Putna wurden u.a. auf sein Geheiß gebaut, anläßlich seiner Siege über die Osmanen. Voroneţ: Unser erster Abstecher galt Voroneţ, auch die "Sixtinische Kapelle des Ostens" genannt. Das Kloster liegt am Ende des Dorfes, schier endlos zieht sich die Straße durch den Ort. An jedem dritten Haus fragten uns die Leute, ob wir ein Zimmer wollen. Bei einem Typen der etwas deutsch sprach, sagten wir endlich zu. 50.000 Lei inklusive Abendbrot, kostete das Zimmer bei seinem Onkel, ein Opa um die 70. Wir wuschen uns in einer Schüssel auf dem Hof. Das Plumsklo, ein Wassereimer der schon überquoll, stand in einer Schuppennische. Der Neffe des Opas stand den ganzen Tag an der Dorfstraße und fing Touristen ab, um ihnen ein Zimmer zu vermitteln. Er war Elektronikingeneur, wie er sagte und arbeitslos. "Hier finde ich keine Arbeit", erzählte er uns. "In Suceava hätte ich eine Stelle bekommen, wenn ich dem Chef 2 Millionen Lei (500 Mark) Kaution hinterlegt hätte". Am Morgen machten wir uns auf zum Kloster. 1488 ließ es Stefan der Große erbauen. Die Außenfresken entstanden jedoch erst 1547 auf Weisung des Metropoliten Grigore Rosca. Blau war die dominierende Farbe, die die Künstler verwendeten. Mit dem Jüngsten Gericht an der Westwand der Klosterkirche schufen sie ein Kunstwerk, das weit über die Karpaten hinaus berühmt wurde. Moldoviţa: Moldoviţa hieß unser nächstes Ziel. Erbaut wurde es 1532 unter Petru Rareş, dem Sohn Stefans, Moldaufürst zwischen 1527 - 38 und 1541 - 46. Die Fresken malte 1537 ein unbekannter Künstler. Rot ist die vorherrschende Farbe am Kloster Moldoviţa. Leider sind die Bilder an der Wetterseite vom Regen fast gänzlich ausgewaschen. Die Belagerung Konstantinopels zeigt holde Christen mit Reliquien der heiligen Maria im Kampf gegen grimmige Türken, obwohl Maria die Stadt nicht gegen Türken im 15. Jh., sondern gegen Perser und Awaren im 7. Jh. beschützt haben soll, sagt die Legende. Doch um das Feindbild aufzupolieren, tat man in der Geschichte des Öfteren einen Griff in die Trickkiste. "Es ist schwer die Fresken zu erhalten", sagte Schwester Tatjana. "Die Zusammensetzung der Farben war ein Geheimnis der Künstler, das sie mit ins Grab nahmen." Ein Rätsel bleibt auch der Grund für die Außenbemalung der Klosterkirchen. War es eine Modeerscheinung? Oder wollte man den Bauern auf einfache, verständliche Art die orthodoxe Lehre näherbringen? Die Schwester wollte uns ein Zimmer vermitteln doch die Bergwiese hinter den Klostermauern lud förmlich zum Zelten ein. "Auch gut, sagte sie, braucht ihr nichts zu bezahlen." Ein Bauer trieb gerade seine Kühe ins Dorf, als wir einen Platz gefunden hatten. "Ist Florea Neagra (Schwarze Blume) dabei?" fragte seine Frau, die dem Bauern entgegenkam. "Ja dort unten läuft sie doch", war die Antwort. Das Mütterchen war zufrieden. Wir nicht, Wolken zogen auf und es begann zu regnen. Es regnete die Nacht durch, Wasserbäche schossen unter die Apsis und in die Rucksäcke. Es dauerte eine Weile bis wir am Morgen die Sachen getrocknet hatten und uns nach Suceviţa, dem dritten Kloster aufmachten.
Anm. d.Red: In Vatra Moldoviţei gibt es unweit des Klosters auch Übernachtungsmöglichkeiten, z.B. das sehr preisgünstige Motel "Marul de Aur" (2-Bettzimmer ca. 10 DM)
Suceviţa: 32 Kilometer sind es bis Suceviţa. Ein weißer Lieferwagen mit Zuckersäcken im Laderaum setzte uns direkt vor dem Klostereingang ab. Wir waren nicht die Ersten, mehrere Busse mit Schulkindern warteten auf dem Parklplatz vor dem Kloster. Die letzten Schultage vor den großen Ferien nutzte man für Ausflüge wie diese. Die Kinder kauften Ikonenbildchen und die orthodoxe Kirche kämpfte auf die Art erfolgreich um zukünftige Seelen für den rechten Glauben. Das Kloster liegt eingebettet zwischen bewaldeten Hügeln des Obcina Mare Gebirges. Wie die Wälder sind die Farbtöne der Fresken überwiegend grün. Die Klosterkirche umgibt eine Mauer, mächtig wie die einer Festung. Auf Befehl des Fürsten Ieremia Movila gebaut, ist es das letzte Kloster, das Künstler in den Jahren 1595 -1606 mit Fresken bemalten. Die Himmelsleiter bildet den Blickfang an der Nordwand der Klosterkirche. Die Braven folgen den Stufen hinauf zum Himmel, die Sünder werden von Teufeln in den Höllenschlund gezogen. Eine Nonne führte uns durch die Ausstellung im Innern der Kirche und erklärte die einzelnen Gegenstände. So erfuhr ich z.B. das der schräge Balken des russisch-orthodoxen Kreuzes (ein Geschenk des Zaren) die zwei Räuber am Kreuz Christies symbolisiert. "Die nach oben zeigende Seite steht für den guten Räuber", sagte sie. "Dieser kommt in den Himmel. Die nach unten zeigende Seite steht für den schlechten Räuber, der zur Hölle fährt." Wir mußten auch fahren, jedoch nach Putna, unserem letzten Kloster. Ich fragte den Dorfpolizisten, ob ein Bus nach Putna fahren würde. "Bis Putna nicht", antwortete der Mann. "In ein paar Minuten fährt einer bis Radauţi, stellt euch vor das Polizeischild, er wird dann halten." Der Bus hielt tatsächlich. Mit dem Personenzug Iaşi-Putna fuhren wir weiter in das Dorf nahe der ukrainischen Grenze. Putna: 1470 wurde das Kloster unter Stefan dem Großen erbaut, hier liegt der Moldaufürst auch begraben. Gegenüber in einer Glasvitrine ruht der Goldene Apfel , ein Symbol der UNESCU, die die Moldauklöster zum Weltkulturerbe erklärte. Freskenbemalung besitzt die Klosterkirche von Putna nicht, da sie nach Zerstörung des Originals, 1662 wiederaufgebaut wurde. "Taxa Fotografia", rief jemand hinter unserem Rücken. Uli wollte gerade eine Aufnahme der Kirche machen, als ein Uniformierter 10.000 Lei verlangte. Ich wunderte mich, in Moldoviţa und Suceviţa durften wir fotografieren ohne eine Klosterspende. Auf dem Weg zurück ins Dorf wies ein Schild nach rechts zu einem Einsiedler. Uli wollte ihn nicht besuchen. "Das ist ein Typ, der sich weder Haare noch Fingernägel schneidet und dafür Geld haben will", war die Begründung - ich fand sie toll. Petrus nicht, mit einem Gewitterguß durchnäßte er uns bis auf die Knochen. Tropfend bekamen wir ein Zimmer im Ort. Der Hofhund mochte uns auch nicht, wütend bellte er und zerrte an seiner Kette. Sein Vorgänger aber, lag sauber ausgebreitet und gegerbt als Bettvorleger in unserem Zimmer.
Aktivitäten und Projekte des Vereins Rumänien e.V., Dresden
Kinderheim in Arbegen (Agârbiciu)
... 1998 waren wir dreimal im Kinderheim - im Frühjahr, im Sommer und zu Weihnachten. Jedesmal gestalteten wir für einige Kinder ein Ferienlager. Zu Weihnachten konnten wir für jedes Kind im Heim und der Schule (die zum größten Teil von Heimkindern besucht wird) ein Päckchen mitnehmen, die eine Zethauer und Radebeuler Schule gepackt hatten. Die Freude war riesengroß. Ab Oktober 1999 werden drei von uns die Nachfolge von Ronny Bing im Pfarrhaus in Arbegen für ein Jahr übernehmen. In dieser Zeit möchten wir unsere Arbeit im Kinderheim fortsetzen und neue Projekte angehen.
Die Idee vom Bunten Haus in Arbegen
Was macht unser Zivildienstleistender Ronny Bing in Arbegen? Zur Zeit gerade Werbung für das Projekt, an dem er nun schon seit August 1998 mitarbeitet. Es handelt sich um das "Bunte Haus", vormaliges Pfarrhaus in Arbegen, das nun weitgehend renoviert und ausgestattet ist. Es steht Menschen aus dem In- und Ausland für Rüst-, Frei-, Arbeits- und Urlaubszeiten zur Verfügung. Die konzeptionellen Überlegungen zum "Bunten Haus" in Arbegen sehen vor, hier einen Platz entstehen zu lassen, der die doch weitgehend uniforme (Jugend-)Kultur in diesem Gebiet Siebenbürgens bereichert bzw. ihr neue Impulse gibt. Angestrebt wird die Auseinandersetzung von Jugendlichen mit den Themen Lebensstil, Ökologie und die Gestaltung der eigenen Zukunft. Das Haus soll behindertengerecht eingerichtet werden, ein internationaler Treffpunkt sein und über eine Selbstversorgerküche verfügen.
Jugendarbeit in Mediasch (Mediaş)
Eine gewisse Analogie zum "Bunten Haus" in Arbegen stellt das zukünftige Jugendarbeitszentrum in Mediasch dar. Kern dessen ist ein Jugendcafé in den Räumen der Kirchenburg für Jugendliche ab dem Konfirmandenalter. Die Idee entstand vor dem Hintergrund, daß Jugendliche aus Mediasch und Umgebung keine Angebote für ihre Freizeitgestaltung haben, bei denen sie praktische und soziale Erfahrungen und Fähigkeiten sammeln können. Außerdem muß die evangelische Kirche in Siebenbürgen neue Wege und Formen finden, um nicht in die Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Nachdem die bautechnischen Maßnahmen abgeschlossen sind, ist es nun an der Zeit, die Angebote im Café mit Leben und gestalterischen Inhalten zu füllen. Tina Bräunig, eine junge Dresdnerin, hilft diesem Projekt auf die Beine und wird dabei von der Initiative Rumänien e.V. mit Projektmitteln unterstützt.
Das Gästehaus Nr. 71 in Deutsch-Weißkirch (Viscri)
Veronica und Toni aus Bukarest betreiben in Deutsch-Weißkirch das Gästehaus Nr. 71 und unterstützen die Dorfbewohner. In regelmäßigen Abständen berichten sie uns. Wir mächten Ihnen ihre Erlebnisse mitteilen: "Im Sommer 1998 wurde durch Toni ein Kinderferienlager mit 12 Kindern der 2. bis 4. Klasse am Schwarzen Meer in der Nähe von Tuzla organisiert. Caroline und Anisoara, die beiden Lehrerinnen aus Deutsch-Weißkirch, waren eine Woche mit den Kindern in einer für rumänische Verhältnisse recht preiswerten Privatpension untergebracht. Die Initiative Rumänien e.V. unterstützte diese Fahrt mit 500 DM. Ende September wurde die Tochter von Veronica und Toni in Bukarest geboren. Leider infizierte sie sich im Krankenhaus, und so blieben die drei bis Anfang November in Bukarest und kehrten erst anschließend nach Deutsch-Weißkirch zurück.
Mitte Dezember 1998 wurden in Zusammenarbeit mit der Kindergärtnerin Maria Panait Nikolaus- und Weihnachtsgeschenke für den Kindergarten organisiert. Zu Weihnachten wurden im Gästezimmer des Hauses Nr. 71 durch Toni als Weihnachtsmann die Geschenke an die Kinder verteilt. Unterstützung fand die Feier durch Gäste, die über Weihnachten in Deutsch-Weißkirch weilten. Die Freude war bei allen Beteiligten groß. Seit September 1998 verfügt das Gästehaus Nr. 71 über einen Telefonanschluß mit der Rufnummer 0040/18 60 86 79 oder 18 60 86 80 - 371.
Die Armut unter breiten Kreisen der Dorfbevölkerung hält nach wie vor an und verstärkt sich teilweise. Oft kommen Leute zur Nr. 71 mit der Bitte nach Nahrungsmitteln und geringfügiger finanzieller Unterstützung. Die Initiative Rumänien e.V. hilft mit einer monatlichen finanziellen Unterstützung Toni und seiner Familie zur Unterhaltung des Gästehauses Nr. 71 und zur Initiierung von Aktionen im Dorf."
Fahrt nach Tatrang (Tărlungeni)
... Im Gästehaus gibt es mehrere Einzelzimmer, einen großen Schlaf- und Aufenthaltsraum, WCs, Duschen und ein Speisezimmer mit Küche. Letztes Jahr wurde das Haus außen verputzt und bekam auf der Eingangsfront einen gelben Anstrich. Bis zu unserer Abreise Anfang November war es dank der tatkräftigen Unterstützung aus der Gemeinde möglich, fast den halben Boden auszubauen.
Ganz wichtig waren für uns Gespräche mit dem Pfarrer Levente Szekely. Obwohl in diesem Frühjahr die wichtigsten Ausbauarbeiten am Haus beendet werden sollen, fand unsere Idee eines Workcamps (mehr unter Tips) große Zustimmung. Viele Fenster und Türen benötigen dringend Farbe, einige müssen auch noch nachgearbeitet werden. Trotz des großen Engagements vieler Gemeindemitglieder fehlte bisher die Zeit dafür."
Das Krankenhaus in Reps (Rupea)
Seit Jahren unterstützen wir das Krankenhaus in der Stadt Reps mit Medikamenten, chirurgischen Instrumenten und technischen Hilfsmitteln für die Krankenbetreuung. Der Direktor des Krankenhauses, Dr. Victor Mihai Craciun, schrieb uns Anfang Februar zur derzeitigen Situation im Krankenhaus und der allgemeinen Notsituation im Gesundheitswesen Rumäniens: "Zur Zeit sind die Krankenkassen schon gebildet und handeln den Wert der Dienstleistungen mit der Ärztekammer aus. Damit entscheidet sich, welche ärztlichen und Pflegeleistungen in die Grundversorgung einbezogen werden. Des weiteren erfolgt die Festlegung der Krankenkassenbeiträge und der Beiträge für die Zuzahlung beim Kauf von Medikamenten. In den folgenden drei Monaten werden die Krankenhäuser der Krankenkasse die eigenen Dienstleistungen anbieten. Zur Zeit gibt es kein einheitliches Maß für die Berechnung des Aufwandes der Krankenhäuser. Bis jetzt gab es auch keine eindeutigen Leistungsvorgaben. Hier gilt es wieder, Verhandlungsgeschick zu beweisen. Es erfolgt ein gravierender Einschnitt in die bestehende Struktur, viel Personal im medizinischen Bereich und in den Krankenhäusern wird auf der Strecke bleiben. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, daß durch die medizinischen Geräte aus den Spenden Ihrer Initiative das Krankenhaus in Reps wettbewerbsfähiger gemacht werden konnte. Durch Ihre Spende ist es für uns leichter geworden, die Reform im Gesundheitswesen in unserer Gegend zu beschleunigen. Bis Mitte 1999 muß jedes Krankenhaus von der Gesundheitskommission bewertet werden. Für eine Einstufung muß ein gewisser Standard erbracht werden.
Die Allgemeinmediziner dürfen jetzt die Praxen, in denen sie tätig sind, pachten und in der Zukunft kaufen. Das führt dazu, daß diese Ärzte sich selbständig machen. Bis jetzt waren diese Ärzte Angestellte der Krankenhäuser und erhielten einen geringfügigen Monatslohn. Die Beziehungen zwischen Arzt und Patient regeln sich durch die Versicherungsbeiträge oder unterziehen sich den Gesetzen des Marktes (Bezahlung mit Bargeld oder Naturalien). Es werden viele Veränderungen auftreten und wir müssen uns in der kurzen Zeit den neuen Gegebenheiten anpassen."
24 verschiedene Broschüren über Baudenkmäler in Siebenbürgen (2,50 DM) und ein Wanderheft mit einem Herbergsverzeichnis vom Kreis Mediasch (4 DM) können in unserem Büro bestellt werden.
"KirchenBurgenSchutzVerein". Diese Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, zur Erhaltung einiger dieser Kirchenburgen beizutragen, sie wieder mehr ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken und mit neuem Leben zu füllen. (Quelle: http://golem.laser.physik.uni-muenchen.de)
Transportfahrzeug (Ford Transit) der Initiative Rumänien e.V. kann auch weiterhin auf Anfrage für 0,55 DM/km angemietet werden. Informationen über Pfarramt Heidenau: 03529/517864 (tägl. 10-12 Uhr, Di 15-18 Uhr) und 03529/515561 (Di 10-12 Uhr, Do 16-18 Uhr).
Mitfahrgelegenheiten von und nach Rumänien über http://golem.laser.physik.uni-muenchen.de
Becker Reisen GmbH, Tel./Fax: 04182/2811-0/-13, 2x pro Woche nach Rumänien (Di und Fr) und von Rumänien (Mi und So), z.B. Dresden-Klausenburg-Dresden 260 DM; Paket- und Briefberförderung möglich, z.B. 10 kg für 22 DM
Wir suchen für unsere Projekte in Tatrang und Reps folgende Dinge:
Handwerkszeug (u.a. Bohrmaschine, Bohrer, Sensenblätter, Elektrohammer)
Computer mit Monitor (ab 386er aufwärts) und Drucker
Elektro- und Sanitärinstallationsmaterial (Schalter, Steckdosen, Kabel etc.)
Musikinstrumente
Medizintechnik und Medikamente
Wir sind sehr dankbar über Geldspenden, weil ohne diese unsere ehrenamtliche Arbeit nicht in dem bisherigen Maße forgeführt werden kann. Jedes Fördermitglied ermöglicht uns eine planbare und intensive Arbeit in Rumänien. Sie können dazu beitragen, indem Sie selbst Förderer werden oder andere dazu anregen. Aber auch projektbezogene Einzelspenden sind sehr wichtig. Vergessen Sie dabei nicht die Angabe des Verwendungszwecks und Ihre Adresse.
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Rumänien - wie lange noch ?
Diese eine Szene auf einer der vielen Fahrten nach Rumänien werde ich wahrscheinlich nie vergessen: Der ungarische Zöllner steht vor unserem Kleinbus, betrachtet ihn genauer als die anderen Fahrzeuge (weil er ein Überführungskennzeichen hatte und in Rumänien bleiben sollte), fragt nach unserem Reiseziel, schaut in die Papiere und hebt die Arme: "Caritas Romania. Wieviele Jahre noch?"Das war im Sommer 1994. Heute würde der Mann seine Arme vielleicht noch höher heben. Und ich würde es noch besser verstehen, denn knappe 5 Jahre später stelle sogar ich mir diese Frage immer öfter - mal im Guten, mal im Schlechten. Im November vorigen Jahres war in der Zeit von der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation in Rumänien zu lesen, und es wurde nach Zeitpunkt und Erfüllung der Aufnahmebedingungen für den EU-Beitritt gefragt. Darauf haben nun die Bergarbeiterproteste und deren Folgen vorerst (leider) eine Antwort gegeben. Schaut man in die Geschäfte, findet man allerlei westliche Sachen, zu westlichen Preisen. In anderen Läden wiederum sieht es aus "wie früher". Die Inflation nimmt kein Ende und die Einkommen reichen kaum für den Lebensunterhalt. Einige wenige, die es können, arbeiten zeitweilig in Deutschland, damit sie mit dem dort verdienten Geld übers restliche Jahr kommen. Die Vorschläge rumänischer Freunde, mit nach Deutschland zu kommen und dort als Kloputzer zu arbeiten, erscheinen nur im ersten Moment als Spaß und Spinnerei. Und unsere Antworten vom schönen Land Rumänien und vom gar-nicht-so-goldenen Westen sind eigentlich auch ernst gemeint. Ach, wenn das doch alles so einfach wäre, vielleicht mal mit Tauschen oder so. Aber dann lassen wir es doch als Spaß durchgehen, trinken noch einen Schnaps und haben uns verstanden. Was man so hört und sieht - es scheint also nicht besser zu werden. Und daß die Leute geduldig sind und durchhalten, verdient höchste Bewunderung - immer mehr. Und wie steht es um die Kinderheime? Nimmt man als Beispiel das Heim in Ineu, so scheint dort die Unterstützung von staatlicher Seite sicher. Aber nur so lange, bis doch wieder mal ein Rückschlag kommt. Zum Beispiel einer wie im Sommer vorigen Jahres, als für die Bezahlung der Hochwasserschäden Staatsreserven fehlten und die Gelder einfach vom Kontingent auch des Bildungsministeriums abgezweigt wurden. Sprechen wir das Thema "rumänische Kinderheime" in Deutschland an, dann sollen wir vor allem in großen Mengen gebrauchte Kleidung mitnehmen. Das ist gut gemeint, aber wir sind kein Transportunternehmen; und wir bringen nicht allen Wohlstandsmüll (so muß man vieles von dem nicht mehr Benötigten leider bezeichnen) nach Rumänien. Seit wir den Leuten und auch uns diese Ehrlichkeit zumuten, nehmen wir nur noch das mit, was wirklich gebraucht wird. Die gezielten Sammelaktionen sind erfolgreich - im Dezember vorigen Jahres waren es wieder Weihnachtspäcken mit ungefähr vorgegebenem Inhalt. Wir sollen natürlich nicht nur was mitnehmen, es besteht auch Interesse an unseren Berichten und eben Verständnis für unsere Betätigung. Obwohl ein ungeduldiges "immer noch?" auch von deutscher Seite zu verstehen wäre.Was die Situation in "unserem" Kinderheim in Ineu betrifft, so sind dort "die groben Mängel" behoben. Mittlerweile spricht sich der gute Standard herum und führt zur verstärkten Zuweisung von Kindern. Und er bringt Neider in der Kleinstadt Ineu, die dafür auch die internationalen Kontakte verantwortlich machen. Damit sind (neben den anderen Helfern aus Deutschland und Schottland) leider auch wir gemeint, obwohl wir eigentlich nicht wie aus dem Westen aussehen und sein wollen. Hoffentlich gelingt uns das wenigstens im Heim einigermaßen. Auch wenn Geld und Hilfsgüter immer gebraucht werden, wollen wir vor allem unsere Arbeitskraft und Kreativität einbringen. Dabei geht es immer um Arbeiten, die das Vorhandene und die Situation ergänzen und somit in eine Lücke stoßen. Nicht, daß die Rumänen keine Zeit hätten oder nicht arbeiten bzw. improvisieren (!) könnten. Manchmal fehlt Technik, meistens aber Bewußtsein und Anstoß. Ein neues Internatsgebäude ist nun mal wichtiger als ein Baum. Und der wird nicht ewig geplant (solch einen Luxus kann man sich nicht überall auf der Welt leisten), sondern einfach nebenbei gepflanzt. Da dieses Nebenbei manchmal der rumänischen Mentalität zum Opfer fällt (die wir aber auch dann, wenn wir sie kritisieren, eigentlich beneiden), findet sich immer etwas zu werkeln. Noch wichtiger sind jedoch unser regelmäßiges Erscheinen und der Kontakt, gerade jetzt, wo dieser schon ein bißchen gewachsen ist. Bei jedem Besuch werden sofort alle registriert, vermißt und (fern)gemahnt, die nicht mitgekommen sind. Wir kommen meist in der Ferienstimmung und verbreiten auch eine solche. Das ist zwar für alle Beteiligten ein wenig trügerisch, weil schöner als der graue Alltag, soll aber auch so sein - als weiterer Teil des Selbstverständnisses unserer Hilfe. Mit zunehmender Kenntnis und Einblick in die Situation lassen sich natürlich immer wieder neue Mängel und Unzulänglichkeiten entdecken. Aber denken wir nicht an das, was wir nicht schaffen und beeinflussen können, sondern an das, was geht. Und dafür kennen wir unsere Möglichkeiten und Grenzen und haben einen passenden Rhythmus und Abstand und eine gute Einstellung gefunden. Manchmal sind wir Freunde und manchmal Fremde, manchmal die Helfer und manchmal die Störer. Manchmal kommen wir immer noch und manchmal endlich wieder. Jedenfalls ist es immer ein Lachen und ein Weinen, ohne dessen Wechsel es nun mal nicht geht. Im vorigen Jahr waren 6 Gärtnerlehrlinge aus Ineu in Weimar zu Gast und haben den Lehrlingsalltag in der Stadtgärtnerei kennengelernt. Kultur war auch angesagt: Planetarium und Botanischer Garten in Jena, Buchenwald, Zoo Erfurt, Kegeln, Marienglashöhle Friedrichroda und Thüringer Wald. Schade nur, daß Grenz- und Polizeikontrollen (unter dem Trauma der rumänischen Tresorknackerbanden) so hart und unangenehm ausfielen. Zu Ostern haben wir im neuen Innenhof des Heimes mit Erdarbeiten die Begrünung begonnen und diese im August mit dem Bau von Schachfiguren und einer Pergola fortgesetzt. Außerdem wurde Tagesprogramm mit den Kindern gemacht; das Zeltlager mußte wegen Hochwasserschäden und Geldmangel leider ausfallen. Im Oktober wurden Grünpflanzen für die Pergola nach Ineu gebracht. Erstmals hat über eine EU-Förderung ein Lehrlingsaustausch mit dem Weimarer Berufsausbildungszentrum "JUL e.V." (Jugend, Umwelt, Landwirtschaft) stattgefunden. (Die Meinungen und Eindrücke der Rumänienneulinge bestätigen es wieder: Auslandserfahrungen erweitern den Horizont und haben noch keinem geschadet.) In diesem Jahr werden Jugendliche aus dem Heim im Rahmen eines Kulturstadtprojektes nach Weimar kommen. Beim 3. Weimarer Blumenmarkt spendet die Stadtgärtnerei wieder ihre Einnahmen für Ineu. Eine Tour zu Ostern und im Sommer ist fast schon selbstverständlich. Und wir haben eine Fotoausstellung begonnen, mit der wir in der europäischen Kulturstadt Weimar auch auf ein Stück Europa aufmerksam machen wollen. Zurück zur Frage vom Anfang: Rumänien - wie lange noch? Bis alle Ideen und Möglichkeiten ausgereizt sind? Bis der Tropfen auf dem heißen Stein nicht mehr verdampft? Bis sich die (Helfer)lust ein anderes Abenteuer sucht? Bis die Freunde irgendwann mal nicht mehr warten? Oder bis die große Einsicht kommt? Die Anworten sind so erklärlich und rätselhaft wie die Motive und Erfahrungen aller 124 Leute unseres Freundeskreises, die bisher in Ineu gewesen sind. Vielleicht fahren wir auch so lange nach Rumänien, bis eines Tages die Grenze mit triumphierender Genugtuung ohne Visum überquert werden kann. Oder so lange, bis die Sache mit dem Nachschub an tuica auch in Deutschland zu regeln ist?
Jens Welscher, Rumänienfreundeskreis Weimar-Ineu
P.S.: Immer noch und immer wieder ist von vielen Rumänien - Initiativen zu hören. Sollte man im Jahr 10 nach der Wende nicht mal ein großes Treffen veranstalten?
Rumänienhilfe und andere bedürftige Länder e.V., Potsdam
Rundbrief Januar 1999
...Im vorigen Rundbrief hatten wir zu Geldspenden für die Augenoperation eines kleinen, blinden Mädchens aufgerufen. Im Februar nun konnte dies Kind mit seiner Mutter nach Belgien reisen. Es wurde dort in einer Spezialklinik operiert. Nach dem erfolgreichen Eingriff am ersten Auge wagten die Ärzte auch eine Behandlung des anderen Auges. Dabei kosteten die Operationen zusammen DM 12.000. Bei uns waren DM 5.380 zusammengekommen. Aus der Vereinskasse haben wir noch DM 600 draufgelegt. Der "Rest" war durch Spenden in Rumänien zusammengekommen! Inzwischen haben wir das Kind auch besucht. Nachdem wir noch mit den notwendigen Kontaktlinsen helfen konnten, kann das Mädchen sehen, wenn auch nie solch kleine Buchstaben wie diese hier lesen.
Im April fuhr eine Delegation der psychiatrischen Klinik aus Angermünde nach Câmpulung Moldovenesc. Wir finanzierten dabei Dolmetscherin, Kraftfahrer und Kleinbus. In einem viertägigen Workshop konnten zahlreiche Erfahrungen zwischen den psychiatrischen Krankenhäusern ausgetauscht und viele Anregungen vermittelt werden.
Schließlich fuhren wir Anfang Mai wieder mit einem Transport nach Rumänien. Wir besuchten erstmals eine ungarische Gemeinde in Valea lui Mihai. Dort hat man eine Fahrradwerkstatt und einen Secondhandshop aufgebaut, mit denen wiederum andere Projekte finanziert werden wie der Aufbau eines kleinen Heimes für benachteiligte Jugendliche. Wir konnten mit Kleidung und Fahrrädern helfen. Weiter machten wir Station in Câmpulung Moldovenesc, wo wir Nähmaschinen, einen Webstuhl für die Arbeitstherapie und Bettwäsche ließen. Außerdem führte unser Weg wieder nach Cluj-Napoca. Bei zwei ungarisch-reformierten Gemeinden luden wir Kleidung und Installationsmaterial für den Neubau eines Altenheimes ab. ...
Bei zwei privaten Fahrten im Herbst konnte noch ein elektrischer Rollstuhl aus Borsa geholt und generalüberholt wieder abgeliefert werden. Die kostenlose Reparatur übernahm dankenswerterweise die Firma Maltry.
Im August freuten wir uns über die Hochzeit von Rainer und Lenuta Regber-Timis. Mit einer kleinen Gruppe und Rainers Familie fuhren wir zum großen Fest in Rumänien.
Kurz darauf startete unsere Herbst-Tour. Ziele waren wieder die Kirche in Cluj-Napoca mit Kleidung und Elektromaterial für den Kirchenneubau. Zahlreiche medizinische Verbrauchsmaterialien sowie hochwertiges Gerät brachten wir nach Câmpulung Moldovenesc. Leider traf die Sendung da in einer äußerst ungünstigen Situation ein. Gerade droht vielen Krankenhäusern in Rumänien die Schließung. Bisher sind nur Teile der Beiträge in die neue Krankenversicherung eingezahlt. Ärzte und Schwestern arbeiteten monatelang ohne Bezahlung. Momentan weiß niemand, wie es weitergehen soll. Von der Firma Knorr hatten wir große Mengen Fertiggerichte erhalten. Etwa die Hälfte gaben wir weiter an die Rumänienhilfe in Stahnsdorf. Die Firma Lowtec in Berlin spendete 40 Kartons mit Kinderkleidung und Spielzeug. Mit diesen und den Lebensmitteln fuhren wir in zwei Kinderheime in Viseu de Sus und Sighetu Marmatiei. Beide erwiesen sich als sehr interessante neue Adressen, die wir gerne wieder besuchen möchten. So versucht man z.B. in Viseu, das Heim aus der althergebrachten "Schlafsaalstruktur" in familienähnliche Wohneinheiten umzuwandeln.
Anfang Dezember fuhren noch zwei kleine Gruppen in die Karpaten. So machte die eine eine Rundreise zu zahlreichen Freunden, die wir seit Jahren kennen, aber nicht mit unseren großen Gruppen "überfallen" können. Die andere fuhr mit der Potsdamer Auferstehungsgemeinde nach Cluj-Napoca in eine Schule für körperlich und geistig Behinderte.
Statistisch gesehen waren es im abgelaufenen Jahr etwas weniger Fahrten mit weniger Teilnehmern und Fahrzeugen als zuvor. Sehr erfreulich war allerdings die hohe Zahl an neuen Mitfahrern. Wir möchten allen Helfern und Spendern, die während der Fahrten und bei der Arbeit hier in Potsdam geholfen haben, herzlich danken. Und Danke, daß wir und die Menschen, denen wir begegneten, auf unseren Wegen behütet wurden.
Im Frühjahr freuten wir uns über ein neues Fahrzeug. Von der Berliner GASAG erhielten wir einen großen Mercedes-Transporter, der uns bereits viele gute Dienste geleistet hat. ...
Wir wollen uns weiterhin regelmäßig treffen und alle Interessenten herzlich dazu einladen:
- jeden zweiten Samstag im Monat um 9.00 Uhr an der Rückseite der Nikolai-Kirche (Kellereingang), Potsdam
- jeden vierten Montag im Monat um 19.00 Uhr beim "Phoenix International Centre", Feuerbachstraße 8, Potsdam
Das zurückgehende Aufkommen an Sachspenden, die sinkende Zahl bei Fahrten und Tonnage, die Schwierigkeiten, das richtige Material an den richtigen Empfänger zu bringen sowie einiges mehr haben in den vergangenen Monaten zu einem Nachdenken über Inhalt und Zukunft unseres Vereins geführt. Es stellt sich die Frage, ob wir auf Dauer nicht unsere eingleisige Transportlinie verlassen müssen. Hier gibt es noch unterschiedliche Gedanken, die sicher noch weiter entwickelt werden müssen. Vorstellbar sind z.B. die Plaung von Arbeitseinsätzen, die Durchführung von Workshops, die Konzentration auf ein bestimmtes Projekt mit materieller, personeller, ideeller und technischer Unterstützung. Wir hoffen, daß wir diese Überlegungen mit eurer Hilfe und neuen Ideen in diesem Jahr weiterentwickeln können.
Zunächst haben wir für dieses Jahr zwei Fahrten nach Rumänien geplant: vom 12. bis 19. Mai und vom 08. bis 15. September.
T E R M I N E 1999 (Auszug)
23.08. 19 Uhr Vortreffen Rumänien
04.09. 9 Uhr Laden für Rumänien
08.09.-15.09. Rumänien
29.10. 19 Uhr Jahreshauptversammlung
dezenter Hinweis zum Schluß:
Kto.-Nr. 3508052663, BLZ 16050000 Mittelbrandenburgische Sparkasse
Aus der Hast in die Vergangenheit und wieder zurück
Gedanken, Erinnerungen und Kommentare über den Hilfstransport nach Cincu im Herbst 1998
Von Friedrich Preißler, Crottendorf
... Am Montag, dem 05. Oktober, starteten wir um dreiviertel drei Uhr am Morgen gen Rumänien. ... Um 20 Uhr erreichten wir die rum. Grenze. Unsere Pässe wurden freundlich und schnell bearbeitet. Der Zoll machte kurze Stichproben. Mir wurde gesagt - ich soll nur noch vom Arzt einen Stempel abholen, dann könnten wir weiterfahren. Und da begann das Theater. Lange saß ich in der Stube des Arztes und sah, wie der die Papiere hin und her wälzte. Und dann fragte er nach den Fleisch und Wurstkonserven. Wir gingen zum Auto, und er machte Stichproben. Dann holte er den Tierarzt, und der stellte fest, daß die Rindfleischkonserven nicht eingeführt werden dürfen. Mein schönes Schreiben vom Landratsamt zählte nicht. Ganz sicher hätte ein kleines Präsent die Sache schnell erledigt. Aber da wir der Korruption im Land nicht Vorschub leisten wollen, machen wir uns an der Grenze auch nicht den Weg durch Schmiergeld frei. Bei Keno Verseck "Rumänien" Verlag C.H.Beck München S. 141f habe ich gelesen: "In der rumänischen Sprache gibt es zahlreiche Wörter für den Begriff Schmiergeld". Die meisten sind türkischen Ursprungs und gingen während der osmanischen Herrschaft in die rumänische Sprache ein. Schon daraus ist ersichtlich, welche Bedeutung Korruption in der rumänischen Gesellschaft hat und auf welch lange Tradition sie zurückblickt. Korruption wird überall und in den unterschiedlichsten Formen praktiziert. Durch Schmiergelder und kleine Geschenke setzen sich Bürokraten in Bewegung, nimmt die Finanzkontrolle es nicht so genau, funktionieren Dienstleistungen wie Müllabfuhr oder Post besser, sehen Zollbeamte über Schmuggelwaren hinweg, läßt der Zugschaffner Reisende schwarzfahren, behandeln Ärzte Patienten bevorzugt, urteilen Richter einen Angeklagten milde ab. Es ist meistens die Armut oder die lächerlich geringe Bezahlung der Betreffenden, die den Mechanismus der Korruption funktionieren läßt. Das macht die Korruption auf gewisse Weise verständlich, ja, sie gewinnt manchmal sogar einen sympathischen Zug, weil sie sich so konsequent über unsinnige Gesetze und einen sturen oder schlecht organisierten Apparat hinwegsetzt. Leider verkehrt diese Sichtweise oft Ursache und Wirkung." Vielleicht beteilige ich mich das nächste Mal doch an diesem "sympathischen Spiel"? Denn wenn ich manche rumänischen Gesetze der letzten Zeit bedenke, dann stelle ich fest, daß die Folgen von Ursache und Wirkung völlig durcheinandergeraten sind, oder besser gesagt - es gibt keinerlei erkennbare Zusammenhänge mehr. Wenn man schon für ein gestohlenes Huhn für drei Jahre ins Gefängnis wandert, dann könnte das heißen: Rumänien soll im Gefängnis kuriert werden, denn Stehlen ist hier ein Volkssport. Kann man wirklich diese Krankheit per Gesetz heilen? Wäre nicht zu fragen, wo die Ursachen liegen? Sicher liegt hier vieles tiefer im Wesen der Menschen und der Geschichte begründet. Aber man stiehlt doch auch dann, wenn man nichts hat. ... wir mußten unsere Fleisch- und Wurstkonserven abladen, ins Labor schaffen und durften sie gegen einen Beleg auf der Heimreise wieder mitnehmen. Die Tatsache aber, daß wir bei der Ausreise ohne Probleme, freundlich und sogar vollzählig alle Konserven zurückbekommen haben, hat mich doch ermutigt, auch zukünftig den korrekten Weg zu suchen.
Dienstag, 06. Oktober... Unsere Hilfsaktionen stehen immer unter dem Motto: "Reisen um zu helfen". Der eigentliche Schwerpunkt ist die Hilfe an den Kindern. Aber da die Teilnehmer für diese Einsätze ihren Urlaub nehmen, keine Bezahlung bekommen, sondern sich selbst während dieser Zeit verpflegen müssen - sollen sie wenigstens etwas von den Schönheiten des Landes sehen und die Traditionen und die Geschichte ein Stück kennenlernen. So hatte ich als kulturellen Höhepunkt dieses Tages Alba Iulia ausgesucht. Karlsburg - vor 1715 Weißenburg - so die deutschen Namen, ist eine sehr geschichtsträchtige Stadt. Hier stand das römische Castrum und war wahrscheinlich das Lager für die Legion XIII "Gemina". Im Mai 1600 nannte sich von hier aus Michael der Tapfere "Fürst der Walachei, von Transsilvanien und der ganzen Moldau". Zum ersten Mal in der Geschichte waren die drei Fürstentümer für eine kurze Zeit vereint. Heute kann man in Alba Iulia eine riesige Festung aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts besichtigen - mit einer Größe von 70 ha und einer Umfassungsmauer von 12 km! Wir müssen mit Blindheit geschlagen gewesen sein - aber wir haben dieses Monstrum nicht gefunden. So fuhren wir weiter und kamen in Sebeş / Mühlbach dann doch noch auf unsere Kosten. Hier besichtigten wir die interessante Kirchburg. Die Kirche - Anfang des 13. Jahrhunderts als romanische Basilika erbaut - wurde nach der Mitte des Jahrhunderts durch die Mongolen zerstört und wurde von den Zisterziensern am Ende jenes Jahrhunderts im gotischen Stil wieder aufgebaut. Der wirtschaftliche Aufschwung Mühlbachs im 14. Jahrhundert begünstigte den Umbau und die Entwicklung dieser Zisterzienserkirche zu einer renommierten Stadtpfarrkirche. Mitte des 15. Jahrhunderts brach wieder Unglück über die Stadt herein. Die Türken zerstörten die Stadt und wohl auch teilweise die Kirche. Im spätgotischen Stil wird die Kirche wieder vollendet.... Über Sibiu/Hermannstadt führt uns unsere Reise nach Cincu. ...
Am Mittwoch, 07. Oktober ... Als wir in das Lebensmittellager im Haus "Philipp Neri" kamen, gähnte uns eine große Leere entgegen. Ein paar Ölflaschen gab es zu sehen und sonst nichts. Seit einigen Wochen mußten sich die Kinder oft nur mit Brot und Margarine begnügen. Überhaupt war die finanzielle Situation in den letzten Monaten sehr angespannt. Die Preise für Lebensmittel, Benzin, Strom usw. gleichen sich unserem Preisniveau an - doch die Spenden sind rückläufig. Pater Don schreibt in seiner Zeitung, daß die Stiftung im September mit fast 17 TDM im Minus steht. Mitarbeiter müssen entlassen werden, dringende Baumaßnahmen können nicht mehr so ohne weiteres durchgeführt werden. Zwar war das Lebensmittellager, nachdem wir alles ausgeladen hatten, nicht voll - aber für einige Monate ist nun gesorgt. Nach uns kamen noch einige Gemeinden aus Deutschland, die ihre Erntedankgaben nach Cincu brachten. ...
Donnerstag, 08. Oktober... Mit Viorel ging es auf nach Făgăraş. Ich fühlte mich an die Jäger- und Sammlergesellschaft in DDR-Zeiten erinnert. In dem Fliesengeschäft gab es zwar Fliesen - aber von jeder Sorte nur eine Packung. So kauften wir für die Reparatur in der Küche 3 verschiedene Sorten - bis zum Mai muß es gehen. Das noch größere Abenteuer war die Besorgung der Sicherungen. Zugegeben - sie war selbst für rumänische Verhältnisse ein veraltetes Modell. In drei Geschäften fragten wir und ernteten nur bedauerliches Kopfschütteln. Dann rief Viorel einen Freund an - er ist eigentlich von Beruf Arzt - aber Viorel nannte ihn nur einen "business-man". Wir fuhren mit ihm kreuz und quer durch die Stadt - in ein Speziallager, in das ehemalige kommunistische Elektrokombinat - schließlich zu einem Händler, der mit Elektroartikeln handelt. Das ganze bekam schon einen mafiosen Hauch. Wir kamen an diesem Vormittag nicht zum Ziel. Die beiden versprachen uns, am Nachmittag die Sicherungen nach Cincu zu bringen. Ich weiß nicht, welche Hebel noch in Bewegung gesetzt werden mußten - aber am Ende wurden die Sicherungen doch angeliefert. Hier gibt es noch echte Jagderfolge. ... Am Abend, in Cincu zurückgekehrt, explodierte eine Bombe. Jemand aus unserer Gruppe hatte beim Gespräch nach dem Abendbrot dem Pater eine Frage gestellt, die er in die falsche Kehle bekam und die ihn in Rage brachte. Unser Disput steigerte sich immer mehr und endete in einem 10minütigen, spannungsgeladenen Schweigen. So gingen wir an diesem Tag in die Nacht. Wie gut, daß wir nicht das letzte Wort haben. Und wie gut, daß alles seine Zeit hat (Prediger 3).
Es kam ein neuer Tag, Freitag, der 09. Oktober. Für Pater Don war es ein anspannender Tag. Er mußte zur Urteilsverkündung eines Prozesses, der schon lange lief und dessen Ausgang für das Kinderheim sehr entscheidend war. Wir hatten einen schönen Tag vor uns. Schon lange planten wir einmal, auf dem Făgăraşpass über die Karpaten ein Stück in die Walachei zu fahren, um dann über das Sinaiagebirge heimzukehren. ... Pater Don konnte wieder einen erfolgreichen Prozeß zu den Akten legen. Adrian Taropa, Präsident des Kreisrates Brasov, wurde verurteilt. Wir konnten auch in aller Ruhe, Brüderlichkeit und Sachlichkeit noch einmal über den vorhergehenden Abend sprechen und uns gegenseitig vergeben. ...
Am Samstag, dem 10. Oktober, treten wir die Heimreise an. Nach dem Abschied von den Kindern fahren wir nach Korund in das Szeklerland. Korund ist ein Töpferdorf in der Nähe von Târgu Mureş. Man könnte es mit Seiffen im Erzgebirge vergleichen. Durch das Handwerk ist dieses Dorf zu Wohlstand gekommen und sticht von vielen anderen Dörfern ab. Viele Töpfer leben hier. Aber auch andere Handarbeiten werden in vielen Geschäften hier angeboten. Um die Mittagszeit ging es dann weiter Richtung Grenze. Natürlich mußten wir am Eingang von Klausenburg anhalten, um geschnitzte Figuren und andere Souvenirs zu kaufen. ...
Am Sonntag, dem 11. Oktober... sind wir zurück aus der Vergangenheit und leben wieder in der Hast. Wie gut, daß es noch erreichbare Inseln in dieser Welt gibt, auf denen die Hast und die Eile abfällt und wenigstens für einige Augenblicke die Zeit still zu stehen scheint. Ruhe und Muße ändern nie in einem das Nachholebedürfnis.
Die Kinder von Cincu
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"Er ist ein Verrückter. Er sammelt verlauste, verdreckte Kinder ein..." (Redewendung von Rumänen zu der Arbeit von Pater Don Demidoff)
Während auch in den Tagen, Wochen und Monaten des Jahres vor der Jahrtausend-Wende Kinder in Rumänien verkommen und in vielen Familien nicht einmal eine warme Mahlzeit täglich haben, soll das Casa Don Bosco geschlossen werden. So will es der "allmächtige" Präsident des Brasover Kreisrates Adrian Taropa.
Nach einem neuen Gesetz sind die bisherigen Genehmigungen für Privatheime (die Stiftung Casa Don Bosco war ministeriell genehmigt), nicht mehr gültig und müssen nunmehr von den jeweiligen Kreisräten neu genehmigt werden.
Taropa und seine Vasallin, die Kreissekretärin, Mariana Tiharau (ließ Pater Don 1992 arrestieren), wollen Demidoff seit 7 Jahren "loswerden". Pater Don Demidoff sagt ihnen zu deutlich die Wahrheiten über die immer noch verbliebene bzw. wieder aufkommende "kommunistische Ideologie". Demidoff erkauft sich
keine Gefälligkeiten und schon gar keine Genehmigungen.Während die Staatsheime in Windeseile neu genehmigt wurden, mußten die Privatheime eine zermürbende Prozedur absolvieren. Am 3. Dezember 1998 wurde von der Kreissekretärin beim Gericht Brasov der Antrag gestellt, "die Stiftung solle in die Legalität treten oder aufgelöst werden."
Diese Formulierung ist eine der üblen kommunistischen Finten, denn alle Versuche der Stiftung seit 7 Jahren, die vielfachen notwendigen bürokratischen Anträge zu stellen und Genehmigungen zu erhalten, liefen ins Leere, weil sie einfach nicht beantwortet wurden. Man wollte die Stiftung bewußt illegal lassen.
Das kleine Mädchen war erst 17 Monate alt. Es starb vor Hunger. Die Mutter (21) hatte nicht genug zusammenbetteln können, um ihr Kind am Leben zu erhalten. Das Kind starban totaler Entkräftung, abgemagert bis auf das Skelett. Dies ist kein Bericht aus der Zeit Ceaucescus, sondern Realität im Rumänien 1999. Das Kind starb am 1. Dezember 1998, dem National-Feiertag Rumäniens.
Das kleine Mädchen starb in Făgăraş (ca. 30 km von Cincu entfernt). Cincu und Făgăraş gehören zum Regierungs-Bezirk von Adrian Taropa. Das Casa Don Bosco ist ihm zu groß, und er will die Kinder "re-integrieren" in die "Familien". Aber in welche Familien? Väter und Mütter, die sich selbst nicht ernähren können und vom Betteln leben. Die kleinen Stiftungen im Kreis Brasov mit 7-14 Kindern wurden genehmigt. Seit Ende 1997 hat die Stiftung über 50 Kinder "re-integrieren" müssen. Ein Großteil der Kinder ist wieder auf der Straße gelandet und bettelt für "die Familie". Die wenigsten Kinder, die die Stiftung entlassen mußte, besuchen wieder eine Schule. Sie sind in einem erbarmungswürdigen Zustand.
Obwohl Taropa das Casa Don Bosco schließen will, verlangen verschiedene lokale Kinderschutzkommissionen den Verbleib der Kinder in Casa Don Bosco, weil bei den Betroffenen in den Familien die Kinder nicht ernährt werden können, so z.B. das Bürgermeisteramt der Stadt Codlea mit Schreiben Nr. 566 vom 04/02/99.
Taropa baut jetzt mit europäischen Mitteln ein "Transit-Haus" für 80 Straßenkinder. Ein Auffang-Haus ist in seinen Augen besser als ein Haus, in dem den Kindern eine "werteorientierte" Pädagogik vermittelt wird.
Das "Herzblättchen", die Zeitung der Stiftung "Casa Don Bosco", kann bei der Red. gegen Porto bestellt werden (solange Vorrat reicht)
Nachrichten
Die Hermannstädter Zeitung (HZ), ist eine politisch unabhängige Wochenschrift. Redaktion: str. Tipografilor 12, RO-2400 Sibiu. Tel. / Fax 069 / 213422, 437765. Bezugsmöglichkeiten: über die Redaktion (Vierteljahresabo für's Ausland kostet zur Zeit 50.000 Lei bei der Redaktion), oder über Renate Petrovsky, Röntgenstr, 38, D-69126 Heidelberg (Tel. 06221 / 375 033) oder über Österreichische Landsmannschaft, Arbeitskreis Siebenbürgen, Fuhrmannsgasse 18a, A-1080 Wien. Die HZ im Internet: http://www.wad.org/Sibiweb, Email: mailto:hz@logon.ro. ISSN 1221-2946.
HZ 23.10.98: Neue Straßenverkehrsordnung ab 1999: Höchstgeschwindigkeit in Ortschaften 50km/h, auf Landstraßen 90 km/h und auf Autobahnen120 km/h. Gurtpflicht jetzt auch im Stadtverkehr, auf Europastraßen keine Pferdewagen und Ochsenkarren mehr. Erhöhte Strafen für Verkehrssünder: bis eine Million Lei.
HZ 23.10.98: Europharm, der 3.größte Medikamentenhersteller in RO mit einem eigenen landesweiten Apothekennetz hat 65% für 30 Millionebn Dollar an den englischen Großkonzern Smith Kline Beecham verkauft. Europharm, ursprünglich ein Medikamentenlager in Braşov, expandierte in 6 Jahren explosionsartig und übernahm vor kurzem 85% von Farmaco, der einzigen Medikamentenfabrik in der Republik Moldova.
HZ 23.10.98: Abtreibung statt Verhütung. Noch immer treiben 6 von 10 schwangeren Frauen in RO ab.
HZ 30.10.98: OB-Wahl in Bukarest. Nur 34,3% nahmen teil. Die Wahl wird wiederholt.
HZ 30.10.98: Mit 7,8 Milliarden Lei bei der Krankenversicherung verschuldet sind Unternehmen des Kreises Sibiu (Hermannstadt). Mitarbeiter der betroffenen Betriebe müssen im Krankheitsfall alles selbst zahlen.
HZ 6.11.98: In RO wurden am 1. Juni 5.280 Aidskranke registriert, davon waren 4.683 Kinder. Die Kinder- und Müttersterblichkeit sei nach der Wende zurückgegangen, verlautbarte das Gesundheitsministerium.
HZ 6.11.98: Frei wirtschaften, aber mit was für Mitteln? Ab 1.1.99 wir in RO nach 50 Jahren zentralistischer Diktatur das Prinzip der Lokalautonomie Realität. 40% der Lohnsteuer gehen an die Kommune, 10% an den Kreisrat und 50% an den Staat. Die Kommunen können mit ihren Steuereinnahmen (auch Gewinn- und Vermögenssteuer) frei wirtschaften - aber das Gesetz sieht keine ausreichenden Ausgleichsmechanismen zwischen sehr armen und reichen Kommunen vor, beklagen 41 Kreisratsvorsitzend auf einer Versammlung in Sibiu: "Es wird künftig in RO ein paar Oasen der Wohlhabenheit in einer riesigen Armutswüste geben". "Die Armen werden noch ärmer und die Reichen noch reicher". "Im Kreis Galatz haben wir in einer Ortschaft 6 Lohnempfänger - was kann man mit der Lohnsteuer von 6 Leuten anfangen?"
HZ 6.11.98: Studenten streiken. Sie fordern min. 4% des Bruttosozialprodukts für das Hochschulwesen, inflationsangepaßte Stipendien, die Abschaffung der Prüfungstaxen, bessere Wohnbedingungfen in Heimen, die Gründung einer multikulturellen Universität im ukrainischen Cernauţi - gleichzeitig aber auch das Verbot, die multikulturelle Universität "Petöfi-Schiller" in RO zu gründen.
HZ 13.11.98: Schule macht Spaß mit Zigeunerkindern: In Rothberg / Roşia entsteht ein Waldorfprojekt für zurückgebliebene Schüler. Daß sie überhaupr noch in die Schule gehen, liegt daran, daß die Eltern nur so das Kindergeld ausgezahlt bekommen, das viele Familien zum Überleben brauchen. Die Lehrerin mußte feststellen, daß viele Vorurteile nicht stimmen: Valentin kannte sie als hoffnungslos blöde, nun merkt sie, daß er im Gegenteil ein besonders begabter Junge ist.
HZ 13.11.98: Neuer Landesvorsitzender des DFDR (Demokrat. Forum der Deutschen in RO) ist der Abgeordnete Wolfgang Wittstock.
HZ 13.11.98: Regierung unter Druck. Ende 1997 waren noch 60% der rum. Industrie in Staatsbesitz, nur 5%weniger als 1996. Vor allem die rückläufigen wirtschaftlichen Reformleistungen und das weiterhin chaotische Rechtssystem bewogen die EU-Kommissare, von einer Beitrittsempfehlung erneut abzusehen. Premier Radu Vasile will die Gewerkschaften zu einem Nichtangriffspakt motivieren, doch laufen die Streiks der letzten Wochen den Gewerkschaftsführern selbst aus dem Ruder.
HZ 13.11.98: Viorel Lis (CDR) ist neuer OB von Bukarest: 50,5% wählten ihn im 3. Wahlgang (vor Sorin Oprescu, PDSR, 49,5%). Wahlbeteiligung 37%.
HZ 13.11.98: Für 675 Millionen US-Dollar hat sich die griechische Telefongesellschaft OTE bei Romtelecom eingekauft. Sie hält 35% der Aktien, jedoch 51% der Stimmen im Aufsichtsrat. OTE will einen Teil seines neuen Besitzes an den amerikanischen Konzern GTE weitergeben.
HZ 20.11.98: Streiks und Blockaden. Die Regierung versucht verzweifelt, Geld aufzutreiben. Die Bevölkerung hat immer weniger Geduld. Nach 16tägigem Streik demonstrierten Arbeiter in Temeswar, weil sie ihre Löhne seit August nicht erhielten: "Ihr habt uns die Fabrik gestohlen", schimpften sie. Als Diebe, Lügner und Totengräber der rum. Wirtschaft wurde die Regierung geschmäht und Präsident Constantinescu wurde von einem Gewerkschaftsführer als "Seifenblasenfabrik Rumäniens" bezeichnet. Auch in Făgăraş und Braşov gab es Demonstrationen. Die Verschleppung der Reform, die Querelen in der Koalition, Postenverteilung und die als schamlos empfundene Erhöhung der Diäten für Parlamentarier und Regierungsmitarbeiter haben das Vertrauen in die derzeitige Koalition stark gemindert. In Hermannstadt / Sibiu zirkulierte das Gerücht, die Polizei bereite sich landesweit auf Protestbewegungen "ärger als im Dez. 1989" vor.
HZ 20.11.98: Funar einig mit Vadim. Gheorghe Funar ist seit kurzem der Generalsekretär der rechtsradikalen Großrumänienpartei PRM. Der PRM-Chef Corneliu Vadim Tudor nahm Funar mitsamt seiner Splittergruppe PAUR in die Partei auf. In der rum. Einheitspartei PUNR hatte sich die gemäßigtere Fraktion um Valeriu Tabără durchgesetzt und Funar vom Parteivorsitz abgewählt, worauf dieser die PAUR gründete.
HZ 20.11.98: Wer in RO seine Ehefrau schlägt oder vergewaltigt, begeht nach rum. Recht keine Straftat. Darum hat der rumänisch-amerikanische Verein zur Gesundheitsvorsorge (ARAPAMESU) in Zusammenarbeit mit der Polizei ein Pilotprojekt zur Vorbeugung von häuslicher Gewalt in drei Landkreisen in Angriff genommen. (Tel. 069 / 423387).
HZ 20.11.98: Am 15.11. wurde die rumänische Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGfM) gegründet, Sitz: Piaţa Regele Ferdinand 1in Mediaş.
HZ 4.12.98: Nationalisten popuärer denn je. 18% würden derzeit den Rechtsextremisten C.V.Tudor zum Präsidenten wählen, E.Cocnstantinescu 34% und I. Illiescu 22%.
HZ 4.12.98: Haushalt korrigiert. Die Regierung beschloß den 2. Nachtragshaushalt 1998: die Gesundheitsfürsorge verliert 256 Milliarden, das Militär bekommt 233 Milliarden Lei (lt. Finanzministerium für Abfindungen abzuwickelnder Armeeangehöriger).
HZ 4.12.98: Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Rumänien hat sich seit 1991 auf 5 Milliarden DM im Jahre 1998 verdoppelt.
HZ 11.12.98: Steuerpolitik immer chaotischer: Zölle, Stuhlgebühren und Restriktionen sollen den Staatshaushalt retten. Herstellungs- und Handelsgebühren für Alkohol, Kaffee und Tabak werden drastisch angehoben, von gastronomischen Einheiten werden Stuhlgebühren ( siehe auch 8.1.99) erhoben. Alkoholproduzenten und -händler dürfen nur mit 15 Partnern gleichzeitig Geschäfte machen. Um die Steuerflucht in den Griff zu bekommen, dürfen zwei firmen untereinander nur noch eine Million Lei in bar bezahlen. Die Schattenwirtschaft hat einen Ateil von gegenwärtig 38% des Bruttoinlandprodukts, das Handelsbilanzdefizit liegt bei 2,5 Milliarden USD. Um übermäßige Importe zu unterbinden, werden Gütereinfuhren vorübergehend zusätzlich mit 6% Importgebühr belegt. In der Krisensituatiuon scheinen sich Parlament und Regierung mit meist gegensätzlichen Rettungsmaßnahmen übertrumpfen zu wollen: Je mehr der Finanzminister die Schraube anzieht, desto eifriger lockert sie der Gesetzgeber. Unlängst beschlossen die Volksvertreter Steuererleichterungen für aus- und inländische Investoren sowie in amtlich anerkannten "benachteiligten Gebieten".
HZ 18.12.98: Radu Vasiles Kabinett wurde verschlankt: die Ressorts Privatisierung, Reform, Fernmeldewesen, Tourismus, Forschung, Beziehungen zum Parlament werden aufgelöst und mit anderen Ministerien zusammengelegt.
HZ 18.12.98: Mehr als 65.000 Einwohner des Kreises Sibiu arbeiten schwarz. Viele Unternehmen stellen besonders junge Leute ohne Arbeitsvertrag an, um keine Sozialabgaben an den Staat abführen zu müssen. 143 Unternehmen erhielten Strafzettel im Gesamtwert von 286 Millionen Lei.
HZ 8.1.99: Die Schiltalkumpel streiken für schöne Träume. Ihr Führer Miron Cozma erholte sich über Silvester in Griechenland. Am 4.1. trat er mit frisch shamponierter Frisur und Revolutionärsblick vor die 2.000 Kumpel, die zum Generalstreik angetreten waren und feuerte ihren Kampfgeist an. 10.000 Dollar Abfindung, die Weiterführung der staatl. Subventionen, Streichung der Schulden, Absetzung des Industrieministers Radu Berceanu hatte Cozma in den 30seitigen Forderungskatalog geschrieben. Rund 1.900 Millionen US-Dollar sollen seit der Wende im Schiltal verschwunden sein, wobei die Bergarbeiter immer noch in ungeheizten Wohnblocks hausen. An den Subventionen haben sich lt. "România liberă" leitende Angestellte, Gewerkschaftsbosse und deren Angehörige über verschiedene Privatfirmen bedient.
HZ 8.1.99: Gastwirte bangen um ihre Existenz. Mit einer Ausschankgebühr für Alkohol werden Gaststätten belegt: bis 40 Plätze 5 Mio. Lei, bis 100 Plätze 7,5 Mio. Lei und darüber 10 Mio. Lei. Wer Alkohol produziert oder importiert muß 50-350 Mio. Lei an den Staat abführen (Zigaretten: 150 Mio Lei, Kaffee 50 Mio. Lei). Vor allem die Budenbesitzer, die hauptsächlich vom Verkauf von Kaffee, Getränken und Zigaretten leben, sind verzweifelt.
HZ 8.1.99: Haussteuer teurer: ein Haus von 100 m ² Baufläche soll lt. Adăvarul 440.000-600.000 Lei im Jahr kosten. Die Gemeinden können diesen Richtwert jedoch bis zu 50% hinauf- oder herabsetzen.
HZ 8.1.99: Webring zu Siebenbürgen: http://www.siebenbuergen.home.pages.de bietet aktuelle Nachrichten und Hintergrundinformationen, Literatur- und Reisehinweise, Adreßdatenbanken, Mitfahrzentrale, Diskussionsforen u.a.
HZ 15.1.99: Evangelischer Kirchentag 4.-7. Juni in Mediasch: Infoline über E-Mail (mailto:doerr@logon.ro) Stadtpfarramt, Piata Castelului 2, 3152 Medias, Tel.+Fax 069-84.19.62
Fünf evangelische Pfarrhäuser auf dem Dorf zu vermieten: in Bell (Buia), Großkopisch (Copsa Mare), Kleinschelken (Seica Mică), Martinsdorf (Metis) und Mortesdorf (Motis). Die Pfarrhäuser sind alle geräumig, haben fließendes Wasser und werden meist von großen Gärten und Wirtschaftshöfen umgeben. Nähere Auskünfte unter 069-84.34.83.
Kohlekumpel in Arkeden? Während sich die Bergarbeiter des Schiltals, angeheizt von Miron Cozma, darauf versteifen, nach Bukarest zu marschieren, um die Regierung für ihre Streikforderungen gefügig zu machen, kommt von unerwarteter Stelle ein Friedensangebot: Der Präfekt des Kreises Mures, Dorin Florea, lädt die von der Arbeitslosigkeit bedrohten Bergarbeiter ein, sich in den von den Sachsen verlassenen Dörfern - namentlich genannt wurden Klosdorf, Denndorf und Arkeden - niederzulassen. Florea hat am Montag für die entvölkerten Dörfer den steuerlich begünstigten Status einer "benachteiligten Region" beantragt. Derzeit werde die Besitzlage der leerstehenden Häuser und unbearbeiteten Ackerflächen in diesen Dörfern geprüft, danach stünde ihrer Wiederbelebung durch junge Familien und bescheidene Investitionen nichts mehr im Wege.
40,6 % Inflation 1998, 45 % waren Anfang 1998 veranschlagt worden. Das sei einer der wenigen Erfolge der Regierung Vasile, der allerdings mit einem starken Rückgang der Kaufkraft und einem allgemeinen Niedergang der Wirtschaft einhergehe, kommentierten Wirtschaftsfachleute die Nachricht.
Die Fluglinie Bukarest-Hermannstadt-München und zurück wird voraussichtlich ab dem 26. März d. J. eingerichtet, gab die Hermannstädter Tarom-Agentur bekannt. Die Agentur hatte eine Fluglinie nach Stuttgart beantragt. Genehmigt wurde eine nach München, mit der Begründung, das sei im Interesse der Mercedes-Vertretung in Bukarest und der Firma Compa in Hermannstadt, die geschäftliche Beziehungen zur deutschen Firma Krupp unterhält.
Per Ministererlaß wird das Thema "Holocaust" in die rumänischen Schulen eingeführt. Über die Exterminierung der Juden im Zweiten Weltkrieg haben die Schulbücher bislang kaum berichtet.
Der amerikanische Erdölkonzern Amoco hat zu Wochenbeginn die Schließung seiner rumänischen Repräsentanz bekanntgegeben. Der Preisverfall des Rohöls auf dem Weltmarkt und die sich verschlechternden Investitionsbedingungen in Rumänien sollen Amoco zum Rückzug bewogen haben. Das sei ein erster "Erfolg" der Bergarbeiter, kommentierte den Schritt der rumänische Industrieminister Radu Berceanu. Nicht die Bergarbeiter, sondern die Unfähigkeit der Regierungen Ciorbea und Vasile seien schuld am Investitionsstopp der Amerikaner, widersprach die von Ion Iliescu geführte PDSR. Wegen den Bergarbeiterunruhen zurückgezogen hat sich der deutsche Möbelhersteller Schieder, der in Sighetu Marmatiei an der ukrainischen Grenze die rumänische Möbelfirma Sigmob für 2,5 Millionen D-Mark kaufen wollte, berichtet Romania Liberă.
Einen Langzeitkredit von 10 Millionen Dollar gewährt die Weltbank Rumänien für die Bekämpfung der Armut. Die gleiche Summe schießt die EU zu, damit in etwa 600 entlegenen Dörfern die Wege befestigt, Arbeitsplätze geschaffen und die sozialen Dienste für Bedürftige verbessert werden können.
Menschenschlangen wie in den Ceausescu-Jahren. Die wenige Tage vor Jahresende von der Regierung beschlossene Steuererklärung, die jeder Haus- und Grundbesitzer bis Freitag, den 29. Januar, abgeben muß, hat zu chaotischen Zuständen auf allen Finanzämtern des Landes geführt. In Hermannstadt wurde erst am 18. Januar mit der Ausgabe der Steuerformulare begonnen, die binnen zehn Tagen ausgefüllt und abgegeben werden müssen. An diesem Tag stürmten 500 Personen das Finanzamt. In anderen Städten waren es weit mehr; aus Galatz beispielsweise berichteten die Zeitungen von einer 300 Meter langen Menschenschlange - der größten, die es in dieser Stadt je gegeben haben soll. Von Protesten gegen die Menschenverachtung, mit der in Rumänien die Regierenden die Bevölkerung behandeln, wird nicht berichtet.
HZ 22. Januar 1999: In deutscher Sprache gibt es endlich einen detailreichen und verläßlichen Rumänien-Reiseführer. Rumänien ist seit der Wende von 1989 touristisch immer noch eine "Terra incognita" in Europa. Entsprechend mangelhaft ist das Angebot an qualifizierten Reiseführern. Als Reiseführer begegnet einem unter dem schlichten Titel "Rumänien" auf 320 Seiten, 39,80 DM
HZ 29.1.99: Miron Cozma hat sein Machtmonopol behalten, die Bukarester Regierung übt Schadensbegrenzung. Was hat Cozma dazu bewogen, sich mit Premierminister Radu Vasile friedlich im Kloster Cozia zu einigen? (Worauf genau, ist unbekannt geblieben.) Cozmas Streikarmee auf ihrem Marsch nach Bukarest hatte die Straßenblockaden der Polizei in Bumbesti und Costesti (Kreis Vâlcea) mühelos überwunden, Innenminister Gavril Dejeu demissionierte. Die Niederlage des Staates und der Politik bei Costesti und in Râmnicu Vâlcea haben die Politiker und einen Teil der Bevölkerung das Fürchten gelehrt.
HZ 5.2.99: Premierminister Radu Vasile hält sich z. Z. zu einem Arbeitsbesuch in Deutschland auf, wo er von Bundeskanzler Gerhard Schröder empfangen worden ist.
HZ 12.2.99: Nach dem Besuch von Premierminister Radu Vasile in Deutschland hat der Rüstungskonzern Krauss-Maffei Interesse an einer gemeinsamen Panzerproduktion mit Rumänien gezeigt. Schon in den nächsten Tagen soll eine Verhandlungsdelegation nach Rumänien reisen. Auch Siemens möchte sich in Osteuropa profilieren und den zweiten Reaktorblock in Cernavodă fertigstellen.
HZ 12.2.99: "Continental"-Reifen aus Temeswar Der deutsche Reifenhersteller Continental will in diesem Jahr eine Reifenfabrik in Temeswar bauen. Continental, der neben Michelin größte europäische Pneufabrikant, expandiert wegen geringer Lohnkosten nach Rumänien.
HZ 12.2.99: Die deutsche Außenhandelskammer in Bukarest gibt alle zwei Monate eine Zeitschrift namens Rumänien aktuell heraus. Sie enthält aktuelle Wirtschaftsinfos, Hintergrundberichte, Interviews sowie zahlreiche Kooperationsangebote und -gesuche. Fax 0040-1-312.38.41. Jahresbezugspreis 50 DM.
HZ 12.2.99: Laut amtlicher Statistik lag der Nettodurchschnittslohn in Rumänien im Dezember 1998 bei 1,3 Millionen Lei. Die höchsten Löhne hatten mit durchschnittlich 3,6 Millionen Lei die Angestellten im Bank- und Versicherungswesen, gefolgt von den Angestellten in der Erdöl- und Kohleverarbeitung (2,5 Mio.), im Post- und Fernmeldewesen (2,3 Mio.), in der Erdöl-, Erdgas- und Kohleförderung (1,9 Mio.).
HZ 12.2.99: Die Schüler in Rumänien haben das kürzeste Schuljahr in Europa, aber das größte Lernpensum zu bewältigen, erklärte eine Vertreterin des Bildungsministeriums In Rumänien gibt es im Jahr 34 Schulwochen.
HZ 12.2.99: Autobahn nach Budapest. Radu Vasile erstmals offiziell in Ungarn. Ungarn wird im März NATO-Mitglied und ist ein aussichtsreicher Anwärter auf die EU-Mitgliedschaft. Zu den als "sensibel" bezeichneten Themen der Gespräche gehörte laut Adevărul die bevorstehende Visaeinführung für Ungarns östlichen Nachbarn einerseits (Orbán: "Wir werden uns damit nicht beeilen!") und die von Ungarn gewünschte Gründung einer staatlichen Universität für die ungarische Minderheit in Rumänien andererseits (Vasile: "Orban hat Verständnis gezeigt"). Von beiden Seiten gewünscht und von Budapest - laut Vasile - auch energisch vorangetrieben wird das Projekt einer Autobahn zwischen Budapest und Bukarest.
HZ 12.2.99: Will Cozma putschen? Revolutionshelden paktieren mit dem Antihelden. Der Gewerkschaftsführer der Schiltalkumpel Miron Cozma unterzeichnete zusammen mit der Organisation "Jilava 21-22 decembrie", einem der vielen Vereine der Revolutionäre von 1989, einen Aufruf zur Auflösung des Parlaments und zu vorgezogenen Wahlen, "weil Rumänien heute von Gaunern geführt wird", berichtet Adevărul. Die wortgewaltige Putschandrohung verbindet Cozma mit einer konkreten Streikdrohung.
HZ 19.2.99: Geld für Kulturgut. Darunter auch für vier sächsische Dörfer.Einen Kredit von 5 Millionen US-Dollar will die Weltbank dem rumänischen Kulturministerium für die Wiederherstellung einiger bedeutender Kulturdenkmäler gewähren. Es handelt sich im wesentlichen um den Brâncusi-Skulpturenpark in Tg. Jiu, zwei Brâncoveanu-Palais und vier sächsische Dörfer: Deutschweißkirch, Großschenk, Birthälm und Meschen. Das gab Kulturminister Ion Caramitru am Wochenende in Hermannstadt bekannt.
HZ 19.2.99: Bukarest. - Die "Kathedrale der Erlösung des Volkes" (Catedrala Mântuirii Neamului), ein Renommierprojekt des wegen seiner früheren Nähe zum kommunistischen Regime umstrittenen orthodoxen Patriarchen Teoctist (84), soll nun doch gebaut werden. Vorigen Donnerstag legten der Staatspräsident, der Premierminister, der Senats- und der Kammerpräsident den Grundstein für das Gotteshaus auf dem Unirii-Platz. Das Bauwerk ist wegen seinen gigantischen Dimensionen und hohen Kosten sehr umstritten, auch der jetzige Bauplatz - über der Dâmbovita und der U-Bahn - gilt als eher ungeeignet für das massive Bauwerk.
HZ 19.2.99: Cozma & Co. verhaftet. Die sechste "Mineriade" fand nach nur 22 Stunden ein gewaltsames Ende / Bergarbeiterführer hat politische Unterstützung verloren. Am Montag verurteilte der Oberste Gerichtshof Miron Cozma zu 18 Jahren Haft für die von seinen Bergarbeitern im September 1991 in Bukarest und auf dem Weg dahin veranstaltete Randale, im Volksmund "Mineriade" genannt. Am Dienstag abend schon hatte der Gewerkschaftsführer 4.000 Bergarbeiter zu einem neuen Gewaltmarsch nach Bukarest mobil gemacht. Am Mittwoch morgen nahm ihn die Polizei fest. Über 500 Männer wurden nach der Auseinandersetzung bei Stoenesti festgenommen, etliche hatten sich auf die Dachböden und in die Schweineställe der Bauern geflüchtet. Es gab Dutzende Verwundete, die meisten diesmal unter den Bergarbeitern, auch einen Toten (ein Mann verunglückte offenbar bei seinem Versuch, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen). Einige Gendarmen rächten sich für die im Januar bei Costesti erlittene Schmach. Sie schlugen heftiger zu, als es ihre Dienstpflicht verlangte, und sie zertrümmerten viele der etwa 30 Busse und Hunderte von PKWs aus dem Schiltal, die nach verlorenem Kampf von ihren Fahrgästen verlassen worden waren.
HZ 19.2.99: Versöhnung zwischen den rivalisierenden Kirchen? Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Johannes Paul II., wird voraussichtlich Anfang Mai nach Rumänien kommen, ins erste mehrheitlich orthodoxe Land, das er besucht. Eine förmliche Einladung schickte Ende der Vorwoche der orthodoxe Patriarch Teoctist an den Vatikan, und schon einen Tag darauf kam die bejahende Antwort aus Rom.
HZ 26.2.99: Bancorex, die größte rumänische Handelsbank, hat durch schlechtes Management im Laufe der Jahre ein Minus von geschätzten 6.000 Milliarden Lei angehäuft. Laut Haushaltsplan soll in diesem Jahr die öffentliche Hand mit 4.000 Milliarden Lei aus Haushaltsmitteln, Privatisierungserlösen und mit Hilfe von Schatzwechseln zur Schuldentilgung beitragen. Inzwischen stehen die Bankkunden Schlange an den Bancorex-Schaltern, um ihre Anlagen zu retten.
HZ 26.2.99: Zigarettenschmuggler verurteilt. Der im April 1998 aufgeflogene Zigarettenschmuggel auf dem Bukarester Flughafen Otopeni, in den hohe Offiziere der Präsidialgarde verwickelt waren, hat ein vorläufiges Ende vor Gericht gefunden. 19 Angeklagte wurden zu nahezu 150 Jahren Haft verurteilt. Das höchste Strafmaß - 14 Jahre - bekam der damalige Flughafenkommandant Ioan Suciu. Sein Vorgesetzter, der General der Luftwaffe Gheorghe Bucse, wurde zwar von mehreren Zeugen belastet, kam aber nicht vor Gericht, weil er vorher befördert worden war, berichtet die Bukarester Zeitung Adevărul. Nach den Regeln der rumänischen Armee könne nur ein Staatsanwalt bzw. Richter mit höherem Dienstgrad, den es derzeit nicht gibt, Bucse vor Gericht bringen.
HZ 26.2.99: Im Staatshaushalt für das Jahr 1999 sind 31,6 Milliarden Lei für die Organisationen der nationalen Minderheiten vorgesehen. Das Demokratische Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) wird von der Gesamtsumme 2,35 Milliarden Lei bekommen (gegenüber 1,3 Milliarden im Vorjahr). Damit werden die Verwaltung des Forums, seine Veröffentlichungen und kulturellen Veranstaltungen sowie die Herausgabe der deutschen Presse finanziert.
HZ 26.2.99: Zinslose Kredite. Die vom Deutschen Forum und der Evangelischen Kirche gegründete "Saxonia"-Stiftung veranstaltete am Dienstag bei der Hermannstädter Handelskammer ein Treffen mit kleinen und mittelständischen Unternehmern aus mehreren siebenbürgischen Kreisen. Vorgestellt wurde das Angebot, Produktions- und Dienstleistungsbetriebe mit zinslosen Krediten aus Deutschland und Österreich in Höhe von maximal 50.000 DM zu unterstützen. Die Kredite werden für die Anschaffung von Ausstattung gewährt und müssen innerhalb von fünf Jahren zurückgezahlt werden. Die Förderanträge sind an die "Saxonia"-Stiftung, Str. Republicii 23, 2200 Brasov, zu richten.
HZ 26.2.99: Frauen wollen Regierungspartei reformieren. Norica Nicolai ist Staatssekretärin im Arbeitsministerium und die Frauenbeauftragte der Regierung / Sie will ein Gleichstellungsgesetz durchs Parlament bringen und ihre Partei frauenfreundlicher machen.
HZ 5.3.99: Benzin über 8.000 Lei. Die Transporteure befürchten den Ruin. Die Verbrauchsteuer für Benzin und Dieselöl ist Ende der Vorwoche um über 50 % erhöht worden.
HZ 5.3.99: Frauenrechte - viel Lärm um nichts? Mit rauschenden Festen lassen sich die Frauen darüber hinwegtäuschen, daß sie weiterhin die Dummen sind. 1998 wurden 967 Vergewaltigungen aktenkundig, während "die häusliche Gewalt zum Normalfall zu werden droht". Die rumänischen Frauen leiden vermehrt an chronischer Anämie, Unterernährung und Erschöpfungserscheinungen, stellt ein Bericht fest, der vom Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen erstellt wurde. Sie opfern sich für den Beruf und die Familie auf und denken an sich zuletzt. Der Frauenanteil im rumänischen Parlament beträgt gerade 5 % (zwei Senatorinnen und 25 Abgeordnete). Eine Ministerin gibt es in Rumänien nicht.
HZ 5.3.99: Frau Cozma läßt sich scheiden. Die Ehefrau des verhafteten Bergarbeiterführers Miron Cozma, hat die Scheidung beantragt, berichtet Adevărul. Das Blatt vermutet, die Frau befürchte die gerichtliche Beschlagnahmung des gemeinsamen Vermögens. Von Cozma losgesagt haben sich laut Radio Contact auch viele Kumpel, die sich weigern, ihren Gewerkschaftsbeitrag den Anwälten des inhaftierten Rebellen zur Verfügung zu stellen. Das hatte nämlich die Gewerkschaftsleitung beschlossen, deren Kopf noch immer Cozma ist.
HZ 12.3.99: Die Mieter in den staatlichen und in den von ihren ehemaligen Besitzern zurückerworbenen nationalisierten Häusern sollen erneut fünf Jahre Kündigungsschutz genießen.
HZ 12.3.99: Neue Straßenverkehrsordnung Unter anderem ist zu beachten: Die zulässige Höchstgeschwindigkeit innerhalb der Ortschaften beträgt 50 bzw. 30 km/h (bisher 60 und 40), außerhalb 90 bzw. 70 km/h. Die Anschnallpflicht gilt nun auch innerhalb der Ortschaften. Öffentlichen Verkehrsmitteln ist beim Verlassen der Haltestelle Vorfahrt zu gewähren. Personen, die in Rumänien ihren dauerhaften oder vorübergehenden Wohnsitz haben oder nehmen wollen und Fahrzeuge oder Anhänger besitzen, welche in anderen Staaten zugelassen sind, müssen diese in 30 Tagen nach ihrer Einfuhr in Rumänien anmelden. Andernfalls werden 60 Tage nach Ablauf der Frist die Zulassungsschilder von der Polizei beschlagnahmt und an die Zulassungsbehörde im Ausland zurückgeschickt. Besitzer von Führerscheinen, welche in anderen Ländern ausgestellt wurden, müssen sie binnen 30 Tagen nach ihrer Wohnsitznahme in Rumänien gegen rumänische eintauschen. Die Regelung beziehe sich eindeutig auf Ausländer, die eine Aufenthaltsgenehmigung in Rumänien haben, nicht auf länger verweilende Besuchsreisende. Internationale Führerscheine müßten nicht umgetauscht werden.
HZ 19.3.99: Wechselkurse spielen verrückt. Am Mittwoch, dem 17. März, hat die Nationalbank (BNR) den amtlichen Dollarkurs bei 14.900 Lei festgelegt, gegenüber 14.020 Lei/Dollar am Dienstag. Das bedeutet eine Leu-Entwertung von 6,3 % von einem Tag auf den anderen. Die Wechselstuben reagierten panikartig und erhöhten von Stunde zu Stunde die Kurse, vor allem aber die Spanne zwischen Ankauf- und Verkaufspreisen. Die Hermannstädter Wechselstube Cambio zum Beispiel zahlte gestern (Donnerstag, 18. März) für eine Mark 8.200 Lei und bot sie für 12.000 Lei an.
HZ 19.3.99: Eine Million Tonnen Erdöl aus Aserbaidschan wird die rumänische Tochter des russischen Ölkonzerns Lukoil jährlich einführen und in den rumänischen Raffinerien veredeln. Einen Vertrag über dieses Kontingent schloß Lukoil vorige Woche in Baku ab. Wie das Wirtschaftsblatt Capital kommentiert, ist die Einfuhrmenge zu gering, um in Rumänien einen wesentlichen Preissturz bei Erdölderivaten zu bewirken, ebenso sei es illusorisch, daran die Hoffnung zu knüpfen, daß Rumänien damit größere Chancen habe, als Transitland für die Pipelines aus dem kaspischen Raum in Frage zu kommen. Lukoil werde sich vielmehr von Rumänien aus den westeuropäischen Markt erschließen.
HZ 19.3.99: Renten werden neu geregelt Ein neues Pensionsgesetz, das der derzeitige Sozialminister Alexandru Athanasiu im Parlament eingebracht hat, wurde diese Woche von der Abgeordnetenkammer verabschiedet. Bis zum Jahr 2014 soll das Rentenalter für Frauen auf 60 und für Männer auf 65 Jahre ansteigen. HZ 19.3.99: Tausende Familien in Hermannstadt hoffen auf billigen Wohnraum. Berge von Wohnungsgesuchen haben sich angesammelt. Von einst 12.000 staatlichen Wohnungen sind nach der vom Gesetz Nr. 112/1995 (Wohnraumverkauf an die Mieter) ausgelösten Verkaufsaktion gerade noch 3.000 übriggeblieben - die meisten davon in der wegen Denkmalwert unverkäuflichen und elend heruntergewirtschafteten Altstadt. Hausbesetzungen sind zu einer regulären Art der Einmietung geworden.
HZ 26.3.99: Die großen Staatsbetriebe zahlen seit Jahren keine Beiträge zur Krankenversicherung / Jetzt will die Regierung sie abwickeln. Ab 1. April 1999 soll das ganze Gesundheitssystem in Rumänien umgestellt und 60 % der Gesundheitsfürsorge allein aus den Krankenversicherungsbeiträgen finanziert werden.
HZ 26.3.99: Etwa 6.000 Gewerkschafter haben am Mittwoch an einer Protestkundgebung auf dem Großen Ring teilgenommen. Sie forderten unter anderem mehr Arbeitsplätze, die gesetzliche Verankerung der Haftbarmachung der Minister und Beamten, die Anwendung des Gesetzes über die Essensmarken, die Abschaffung des Staatseigentumsfonds FPS. An der konzertierten Aktion nahmen landesweit in 40 Städten 400.000 Menschen teil. Für 26. April haben die Gewerkschaften den Generalstreik angekündigt.
HZ 26.3.99: Die Aufhebung der parlamentarischen Immunität von Corneliu Vadim Tudor, dem Chef der rechtsextremen Partei România Mare, beschloß am Dienstag dieser Woche mit 80 Stimmen dafür und 35 Gegenstimmen der Senat. Die Staatsanwaltschaft zitierte Vadim Tudor daraufhin für den 30. März zum Verhör in elf Verleumdungsklagen, die schon seit Jahren auf ihre Erledigung warten.
HZ 26.3.99: Schützt die Altäre! Ungarische Kunsthändler haben im vergangenen Jahr offenbar den Raub der Altäre aus Schweischer und Radeln und 1994 den Raub des Taufbeckens aus Schaas bestellt, erfuhr die HZ aus gut unterrichteten Kreisen. Die Kunsthändler gucken sich die Schätze als interessierte Touristen an und bestellen dann den Diebstahl bei einheimischen Banden. In vielen Ortschaften sind die Schlüsselverwahrer der Kirchenburgen so gutgläubig, daß sie die Besucher ohne Begleitung in die Kirchen gehen lassen, sie aber darauf hinweisen, welches die wertvollsten Stücke sind. Die Pretiosen werden auf dem internationalen Kunstmarkt verhökert.
HZ 26.3.99: Goethe-Medaille an Andrei Plesu. Der rumänische Außenminister und Kulturphilosoph Andrei Plesu ist am 22. März in Weimar mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet worden.
HZ 26.3.99: Landesweit nimmt die Einwohnerzahl ab, die Sterberate bleibt hoch, die Scheidungsquote steigt. Die Gesamtbevölkerung Rumäniens betrug am 1. Juli 1998 laut offiziellen Angaben 22.502.803 Personen. Die vormals gefestigten gesellschaftlichen Strukturen lösen sich auch in Rumänien langsam auf. So nimmt die Anzahl der Scheidungen stetig zu.Rumänien hatte 1998 die geringste Trauungsrate in den letzten hundert Jahren seiner Geschichte (6,2 Promille - ein Wert, der allerdings über dem westeuropäischen Durchschnitt liegt, so wie auch die Scheidungsrate noch lange nicht so hoch ist wie in dem westlichen Teil Europas). Die schlechte wirtschaftliche Lage des Landes bewegt viele Rumänen, ihren Wohnort zu verlegen. Eine deutliche Rückwanderung von der Stadt (wo die Industrie zusammenbricht) aufs Land wurde in den letzten Jahren vermerkt.
HZ 2.4.99: Bukarester Parlament verabschiedet Erklärung zur Kosovo-Krise. Darin wird u. a. eine politische Lösung des Konflikts, die Einstellung der Repressionen gegen die Zivilbevölkerung und die Rückführung der vertriebenen Bevölkerung gefordert.
HZ 2.4.99: Iliescu steigt, Constantinescu fällt. Meinungsforscher sagen Wahlsieg der Opposition voraus. Würden am Sonntag in Rumänien Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden, würde Iliescu auf 30, Constantinescu auf 26 % der Stimmen kommen. Ebenso würde die relative Mehrheit im Parlament die PDSR mit 29,2 % haben, das in den letzten Wahlen siegreiche Parteienbündnis CDR käme mit 20,9 % auf Platz zwei. Das Umfrageergebnis macht deutlich, daß die CDR den bei den Parlamentswahlen von 1996 erhaltenen Vertrauensvorschuß aufgebraucht hat. Der größte Teil der Rumänen - mehr als zwei Drittel - ist unzufrieden mit der Politik der gegenwärtigen Regierung. Auf Platz 3 rangiert nach wie vor die Großrumänienpartei, allerdings nur noch mit 13,2 %.
HZ 2.4.99: Seit gestern gibt es die Krankenkasse. Die Umstellung geschieht schrittweise. Seit dem 1. April - kein Aprilscherz - gibt es auch in Rumänien die Sozialversicherungskasse (Casa de Asigurări Sociale), auch Krankenkasse genannt. Für den Normalbürger bleibt vorläufig alles beim Gleichen: Man läßt sich vom Hausarzt gratis untersuchen und an Fachärzte, Labors und Kliniken weiterreichen. Wie lange der Übergang vom alten zum neuen System dauert, weiß noch niemand. Klarheit besteht nur in einem Punkt: Wer keinen Hausarzt hat und nicht krankenversichert ist, muß ärztliche Dienstleistungen selbst bezahlen. In Ermangelung eines vorgedruckten Krankenversicherungsausweises sind die Ärzte, Krankenhäuser und Labors bis auf weiteres auf Bestätigungen vom Arbeitsplatz und ähnliche Dokumente angewiesen, aus denen hervorgeht, daß der Betreffende die Sozialbeiträge bezahlt hat oder daß er - wie z. B. Studierende bis zu 26 Jahren - davon befreit ist. Ganz schwierig wird es für Personen, die keinen Hausarzt haben sowie für Personen, die keine legalen, versteuerbaren Einkünfte haben und auch nicht Empfänger von Renten oder Unterstützungen sind.
HZ 2.4.99: Politiker und Vertreter des öffentlichen Lebens kamen zu einem Rundtischgespräch zusammen. Die Politiker der Regierungskoalition und der Opposition sind schon lange auf Konfrontationskurs gegangen, und selbst innerhalb der Koalition kriselt es immer wieder heftig. Hinzu kommen Streiks und Protestmärsche der Arbeitnehmer. Mit dem noch vorhandenen Geld muß Rumänien die Auslandsschulden tilgen. Angesichts dieser Krisensituation, in der sich Rumänien befindet, griff Staatspräsident Emil Constantinescu zu einer noch nicht dagewesenen Form des Dialogs mit den Verantwortlichen und Betroffenen: Er lud am Mittwoch die Vorsitzenden aller politischen Parteien, der Gewerkschaften, der Unternehmerverbände, der Finanzinstitute u.a., insgesamt 70 Teilnehmer, in seine Residenz im Cotroceni-Palast ein. Regierungschef Radu Vasile, der vor zehn Tagen einen Herzinfarkt erlitten hatte und sich bis nach den orthodoxen Ostern in Rekonvaleszenz befindet, hatte als seinen Vertreter den Justizminister Valeriu Stoica delegiert.Das Rundtischgespräch dauerte acht Stunden und fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Es sei dementsprechend seriös und kompetent diskutiert worden. Die Gewerkschaften erklärten ihrerseits, sie würden die Protestaktionen nicht absagen, und halten nach wie vor am 26. April als Tag der Ausrufung des Generalstreiks fest. Sofortlösungen dürfte wohl keiner der Gesprächsteilnehmer erwartet haben. Aber, wie es PDSR-Vize Adrian Năstase formulierte: "Der Dialog ist der Konfrontation vorzuziehen."
HZ 9.4.99: Reger Flugverkehr über Siebenbürgen. Seit dem 25. März, nach der ersten Bombennacht im jugoslawischen Raum, führen die Fliegereinheiten von Karansebesch, Temeswar, Hermannstadt und Klausenburg verstärkt Übungsflüge über Siebenbürgen durch. Doch außer den Kampfflugzeugen und -hubschraubern tummeln sich täglich zahlreiche Zivilflugzeuge über Siebenbürgen. Anläßlich des Besuchs des stellvertretenden Nato-Sekretärs Sergio Balanzino in Bukarest erklärte der rumänische Außenminister Andrei Plesu, Rumänien könne 6.000 Flüchtlinge aufnehmen. Vor der Visastelle des deutschen Generalkonsulats in Hermannstadt demonstrierten gestern 20 Studenten für den Frieden in Jugoslawien.
HZ 9.4.99: Ein Eldorado für Steuerhinterzieher? Während Rumänien in der Krise versinkt, floriert die Schattenwirtschaft. Auch in Rumänien dringen die Verbrecherbanden nicht mit Waffengewalt in die Banken ein. Sie nehmen einen Kredit auf, den sie mit fiktiven Immobilien, ebensolchen Firmen usw. garantieren. Beihelfer finden sie immer unter den Mitarbeitern der Banken, ja sogar in der Chefetage. Schon etliche private und staatliche Banken sind auf diese Weise hinters Licht geführt worden. Auch im Falle der staatlichen Betriebe, die nun reihenweise Konkurs anmelden, geht es nicht anders zu. Der Feind sitzt im Betrieb. Oft ist es der Generaldirektor persönlich, der mit Hilfe seiner kleinen Privatfirma den Großbetrieb aufkauft. Allein diese Beispiele zeigten, daß die Schattenwirtschaft immer mehr in den Vordergrund dringe und die "reelle Wirtschaft Rumäniens" zu ruinieren drohe, sagte der Chef des Polizeiinspektorats im Kreise Hermannstadt, Oberst Eugen Rotărescu, vor kurzem der Presse. Während die Wirtschaft insgesamt vor sich hinkränkelt, werden auf dem Schwarzmarkt Milliardengeschäfte gemacht.
HZ 16.4.99: Drängen in die Nato. Drei Wochen und zwei Tage sind vergangen, seit die Nato-Bomber die ersten Bomben auf strategische Gebäude, Stützpunkte und Abwehrstellungen der serbischen Luftwaffe geworfen haben. Wichtige Brücken über die Donau, z. B. bei Novi Sad, sind zerstört und der Verkehr auf der Donau auf jugoslawischem Gebiet lahmgelegt worden. Auch für die rumänischen Flußschiffahrtsgesellschaften bedeutet das große Verluste. Verluste verbucht auch die rumänische Erdölindustrie. Nachdem die Raffinerie in Pancevo den Nato-Bomben zum Opfer gefallen ist, wandten sich die Jugoslawen um Hilfe an ihre Geschäftspartner in Ploiesti, Vega SA. Doch diesen sei es, so Adevărul, mit dem Argument. Jugoslawien sei "Konfliktzone", seitens der Behörden verboten worden, nach Jugoslawien Erdölprodukte zu liefern. Der Treibstoffschmuggel an der Donau erlebt erneut Blütezeiten. Offiziell steht Rumänien hinter der Nato-Aktion. Außenminister Plesu richtete ein Schreiben an die Verantwortlichen der Nato, die das Gipfeltreffen in Washington vorbereiten, mit der Bitte, die Formalitäten für die Aufnahme von Rumänien in die Nato zu beschleunigen und eine "umfassende" Strategie für die Lösung der Balkankrise zu entwickeln. Die rumänischen Politiker gerieten in helle Aufregung über die Nachricht, daß das jugoslawische Parlament am orthodoxen Ostermontag beschlossen habe, die Mitgliedschaft in die Union Weißrußland-Rußland zu beantragen. Die EU bemüht sich indessen zusammen mit UNO-Generalsekretär Koffi Annan um eine baldige Friedensregelung.
HZ 16.4.99: Der Verkauf von Zigaretten an Jugendliche unter 18 Jahren ist durch einen Regierungserlaß, der vorige Woche verabschiedet wurde, verboten worden. Ebenso ist in Kinosälen und Filmvorführungen jegliche Zigarettenwerbung untersagt worden.
HZ 16.4.99: Schäßburg. - Am Samstag, dem 24. April, findet um 11 Uhr im Beisein von Bischof D. Dr. Christoph Klein im Rahmen eines Festgottesdienstes die Wiedereinweihung der Schäßburger Bergkirche statt. Die Bergkirche wurde innerhalb von fünf Jahren einer grundlegenden Renovierung unterzogen. Die Finanzierung erfolgte durch die deutsche Messerschmitt-Stiftung und das rumänische Kulturministerium.
HZ 16.4.99: Die Militärstaatsanwaltschaft werde den ehemaligen PDSR-Abgeordneten Francisc Tobă dem Gericht übergeben wegen seiner Schuld am Tode einer Frau und an der Verletzung mehrer Personen während der Ereignisse im Dezember 1989, berichtet Monitorul de Sibiu. Francisc Tobă habe zugegeben, Verwundete aus dem Krankenhaus geholt, ihnen Pappschilder mit der Aufschrift "Terrorist" umgehängt und sie durch die Stadt geführt zu haben. Die Schuld von Tobă am Tode der Hermannstädterin Silvia Cheran gehe aus den Aussagen von Oberst Dragomir hervor, der 1989 Garnisonskommandant von Hermannstadt war. Im Dezember 1989 sind hier 89 Personen getötet und 218 verwundet worden.
HZ 23.4.99: Rumänien öffnet seinen Luftraum der NATO. Am Samstag hat die NATO-Führung Rumänien aufgefordert, ihr unbeschränkten Zugang zum rumänischen Luftraum zu gewähren. Am Dienstag hat Präsident Emil Constantinescu den Antrag mit den Vertretern der Regierungsparteien und der Opposition besprochen und die Zustimmung des Obersten Verteidigungsrates eingeholt, und gestern, Donnerstag, haben die beiden Parlamentskammern den NATO-Antrag genehmigt. Die Koalitionsparteien sind für die Öffnung des Luftraums, die Opposition, mit Ausnahme der Union der Rechtskräfte, unter Berufung auf den rumänisch-jugoslawischen Freundschaftsvertrag, dagegen. Eine Mitte April vom Meinungsforschungsinstitut CURS durchgeführte Umfrage hat ergeben, daß 84 % der Rumänen für die sofortige Einstellung der Kriegshandlungen und für eine friedliche Lösung des Kosovo-Konflikts sind, für den 39 % der Rumänen die jugoslawische Führung und 34 % die NATO verantwortlich machen. Nur 1% bejaht die NATO-Angriffe. Für Rumäniens Beitritt zur NATO stimmten nur noch 52 % der Befragten, im Dezember 1998 waren es noch 67 und im März 1997 82 % gewesen.
Eginald Schlattner: Der geköpfte Hahn
Roman ca. 528 Seiten. Gebunden
ca. DM 45,- / öS 329,- / sFr 42,50
ISBN 3-552-04908-8
Kleine Welt in großer Gefahr - ein Panorama von Liebe, Verrat und Freundschaft
Die große Entdeckung: Der fünfundsechzigjährige Eginald Schlattner holt mit seinem grandiosen Roman Siebenbürgen, einen blinden Winkel europäischer Geschichte, aus der Vergessenheit.
Zum Buch: Ein Fest wird gefeiert in Fogarasch, einer kleinen Stadt im Herzen Siebenbürgens: Die Freunde und Klassenkameraden des sechzehnjährigen Erzählers treffen sich im Haus seiner Eltern zum Tanztee. Es soll ein Fest werden zum Schulschluß, es wird ein Abschied für immer.
An jenem 23. August 1944 wechselt das mit dem nationalsozialistischen Deutschland verbündete Rumänien die Fronten und schließt sich den Alliierten an. Die Sowjetarmee steht vor Bukarest. Vom Heranwachsen in Zeiten des Krieges erfahren wir in diesem Roman, von einem Krieg, der gleichsam auf leisen Sohlen Einzug hält in den Alltag einer Kleinstadt am Fuße der Karpaten, wo das deutsche Bürgertum über Jahrhunderte mit den Rumänen und Ungarn, den Juden, Armeniern und Zigeunern zusammenlebte: kultiviert und humanistisch gesonnen, doch keineswegs immun gegen die Versuchungen von Gewalt und Fanatismus. Wir hören von den Abenteuern des Erzählers, der ein so buntes wie bedrohliches Panorama von skurrilen Persönlichkeiten und Begebenheiten schildert, wie es seinesgleichen sucht. Von heimlichen Unheimlichkeiten bis zu den brutalen Kampfspielen der Hitlerjugend, vom Verrat des besten Freundes und den Ratschlägen eines merkwürdigen "Propheten" bis zur ersten Liebe und der komplizierten Beziehung zur schönen Sigrid Renata reicht der Bogen dieses Romans, der Geschichten mit Geschichte auf spielerisch leichte und intensive Weise verbindet. Und immer wieder taucht der geköpfte Hahn auf - als Symbol der Bedrohung, die am Abend des Tanztees Wirklichkeit wird.
Eginald Schlattners wunderbarer Roman ist keine nostalgische Idylle, sondern läßt eine den Gefahren trotzende Welt auferstehen - heiter und melancholisch, reich an Details und feiner Ironie, changierend zwischen Realem und Irrealem, aufgezeichnet im Ton zauberhafter Sinnlichkeit.
Eginald Schlattner, 1933 in Arad am westlichen Rand Rumäniens geboren, wuchs in Fogarasch am Fuße der Karpaten auf und studierte bis zu seiner Relegation evangelische Theologie in Klausenburg, anschließend Mathematik und Hydrologie. 1957 wurde er verhaftet und wegen "Nichtanzeige von Hochverrat" verurteilt. Nach der Entlassung arbeitete er erst als Tagelöhner in einer Ziegelfabrik und später als Ingenier. 1973 nahm Schlattner noch einmal das theologische Studium auf und ist seit 1978 Pfarrer in Rosia (Rothberg) bei Hermannstadt.
Munteanu, Dan (1998): The Status of Birds in Romania.
102 Seiten, herausgegeben von der Societatea Ornitologică Română (SOR), Bezug: SOR, Str. Gh. Dima 49/2, RO-3400 Cluj-Napoca, Preis nach Auskunft des Autors 6 US-Dollar bzw. DM-Wert.
Das in leicht verständlichem Englisch geschriebene Heft wendet sich auch an den vogelkundlich interessierten Touristen und gibt - nach einer kurzen Einführung zu Geographie, Klima und Vegetation Rumäniens - in knappen Arttexten Auskunft über 384 festgestellte Vogelarten. Für jede Art finden sich Angaben zum Status (etwa als Brutvogel, Durchzügler oder Wintergast), zum jahreszeitlichen Auftreten und - wohl mit Referenz an den auch touristischen Höhepunkt - zum Vorkommen im Donaudelta.
Im Kartenteil ist eine Auswahl von 228 Brutvogelarten hinsichtlich ihrer Brutverbreitung dargestellt. Einige Literaturhinweise zeigen weitere Informationsmöglichkeiten auf. Auch offene Fragen werden erwähnt - hier kann der vogelkundlich versierte Rumänienreisende wertvolle Angaben machen (der Rezensent, 13187 Berlin, Görschstr. 47, ist bei der Weiterleitung der Daten gern behilflich). Beim nächsten Besuch Rumäniens sollte daher das übersichtliche, leicht im Handgepäck verstaubare Bändchen nicht fehlen!
Dr. Stefan Brehme
Rezension des Buches Rumänien von Keno Verseck
erschienen in München in der Beckschen Reihe Länder 1998 (224 Seiten)
Von Inigo Kolla, München
Gelungen ist dem in Rumänien als Korrespondent für die TAZ, Radio Deutsche Welle und weitere in- und ausländische Zeitungen und Radiosender arbeitenden, 1967 geborenen Keno Verseck mit diesem Werk eine pointierte Umschreibung auf rumänischem Boden vorherrschender Irrationalität, vor dem Hintergrund außenpolitischer Zwänge, innenpolitischer Zerwürfnisse und Hinterwäldlertum. Dabei geht es ihm darum, verständlich zu machen, warum Rumänien der Übergang von der Diktatur zu einer demokratischen Gesellschaft und damit der "historische Neuanfang" so schwer fällt.
Nachdem er freundlicherweise gleich zu Anfang den Mythos Wallachei und Dracula entschleiert, kommt er über etwas Geographie zu der Geschichte Rumäniens, die wohl kurz vor der Besetzung durch den römischen Kaiser Traian beginnt. Schlüssig leitet er aus den Ereignissen das Selbstverständnis dort ansässiger Volksgruppen und die Ursachen von Konflikten ab. Sprachentwicklungstheorien zum Rumänischen folgen und ausschweifender dann Einflüsse und politische Instrumentalisierung bekannter Literaten, Philosophen und Dissidenten der letzten hundertfünfzig Jahre. Rumänische Intellektuelle haben, so scheint es, einen ausgeprägten Hang zum Antisemitismus und Nationalismus. Ausnahmen sieht er da unter Avantgardisten und sogenannten Europäern, welche nach Westen schauen. N. Ceaucescu, dem verrückten Tyrannen, und seiner Politik ist ein längeres Kapitel gewidmet und dann den Umständen, unter denen I. Iliescu die Revolution geklaut und instrumentalisiert hat. Ferner werden eine Vielzahl von Strömungen erwähnt, welche auf der politischen Plattform nach dem Sturz Ceaucescus in Erscheinung treten und dabei auch, daß die mehreren Tausend Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen und Vereine noch sehr viel mehr Einfluß auf staatliche Politik haben als im Westen. Die orthodoxe Kirche Rumäniens war zwischen 1918 und 1991 Staatskirche, wer hätte das gedacht?
"So schlecht, wie die Rumänen überall in Westeuropa angesehen sind, so positiv ist umgekehrt das Bild der Rumänen von Westeuropa" - und da wollen sie hinein, auch in die Nato. Die USA, die Weltbank und der IWF haben ihnen daher frühzeitig Hausaufgaben und auch Kredite angetragen. Doch damit verbunden sind auch hier massive Opfer aus der Bevölkerung und weitere Probleme. Erst mit dem "ersten frei gewählten Präsidenten" (Nov. 1996) E. Constantinescu an der Spitze werden diese Reformen zwar schleppend, aber ernsthaft umgesetzt.
Im Anhang erscheinen dann nützliche Zusammenfassungen, Karten, Verzeichnisse, Literaturhinweise und Internetadressen.
Es ist dies ein durchweg politisches Buch, unverkennbar geschrieben aus der Sicht der Sieger des kalten Krieges, welches dem Verlierer Rumänien keine andere Wahl läßt, als nun endlich auf den rechten Pfad der Tugend einzuschwenken, der rationalerweise direkt aufs Aktienparkett führt. Ob diese Konsequenz nun auch die Rumänen endgültig überfordert und zur Kolonialware aufwertet oder ähnliches, stellt der Autor nicht einmal andeutungsweise in Frage. Genau das aber nicht zu tun, gebietet wohl mühsam errungener Konsens, wie konnte ich das nur vergessen.
Keno Verseck: Rumänien. Verlag C. H. Beck, München 1998, 219 Seiten. Preis 22,-
Keno Verseck hat dem Leser einen großen Dienst erwiesen. Für die nächste Zeit kann er sich von der aufreibenden Suche nach sinnvollen Geschenken befreien. Die Kurzeinschätzung fällt dementsprechend positiv aus: ein ausgewogenes, fundiertes und informatives Bild von Rumänien für jeden Geldbeutel.
Verseck hat sein Buch nicht für jene geschrieben "die eh` schon alles wissen", obwohl auch diejenigen noch interessante Aspekte und Details finden können. Der Band richtet sich an ein breites Publikum. Eine strenge Gliederung erscheint somit nicht unbedingt notwendig. Das Inhaltsverzeichnis ist zum Teil unübersichtlich, was allerdings zu verschmerzen ist, soll das Buch doch in erster Linie gelesen und nicht analysiert werden. Zur gezielten Suche sei von Anbeginn der gute Registerteil empfohlen.
Der Autor ist bestrebt, keine Langweile aufkommen zu lassen und setzt den Leser mitten in das rumänische Geschehen. Verseck will das Land mit seinen Spezifika verstehen. Auf diesem Weg wählt er sich das Publikum als Begleiter. Somit ist das Buch mehr als eine reine Darstellung, es will analysieren. Hierzu räumt Verseck mit den üblichen Klischees über das Land auf. Zu diesen zählt die rumänische Idee von einer einst entwickelten Demokratie. Nach der kurzen Vorstellung der einzelnen Regionen legt der Autor den Finger auf die offenen Wunden des rumänischen Selbstverständnisses. Hervorzuheben ist, daß die Mythen nicht allein aus historischer Betrachtung hinterfragt werden. Keno Verseck weiß als langjähriger Korrespondent von alltäglichen Absurditäten zu berichten, die auf diesen Mythen aufbauen. Der besonderen Präsenz der Geschichte und ihrer Darstellung in der Gegenwart begegnet er mit einem inhaltlich starken Kapitel. In dem Überblick vom Ursprung der Rumänen bis zur Revolution sind keine Auslassungen zu beklagen. Einzelne Formulierungen und Gewichtungen sind eventuell am "akademischen Stammtisch" diskussionswürdig, trüben aber nicht den Gesamteindruck. Erwähnenswert ist, daß Iliescu nicht pauschal des Diebstahls der Revolution bezichtigt wird. Im anschließenden Kapitel wird der rumänische Weg nach 1989 allerdings wie allgemein üblich als Sonderweg dargestellt. Das impliziert wiederum die Existenz des "Königswegs" durch die Transformation vom sozialistischen Land hin zu Demokratie und Marktwirtschaft. Diese Kritik stammt wiederum aus der "wissenschaftlichen Ecke" und trifft den Autor eventuell unberechtigt. Begründet scheint hingegen die Kritik an mitunter zu saloppen Äußerungen und überflüssigen Formulierungen. So ist es nicht sinnvoll, die Bergarbeiterein- und -überfälle in Bukarest als Pogrome zu bezeichnen (S.92).
Daß die Darstellung der jüngsten politischen Entwicklungen im Zuge der Wahlen von 1996 kontroverse Meinungen hervorbringt, liegt in der Natur der Sache. Die Charakterisierung der Parteien ist im Rahmen des Buches treffend. Jedoch klingt aus dem Text noch die Euphorie des Wahlsieges der gegenwärtigen Koalition an. Daran ließe sich der einzig grundlegende Kritikpunkt festmachen. Verseck hat sich zu sehr auf tagespolitische Ereignisse eingelassen, als daß dieser Teil des Buches lange die wünschenswerte Aktualität behalten könnte. Die EU- und Nato-Euphorie hätten eine kritischere Darstellung finden müssen. Doch soll nicht zu viel von dem Buch gefordert werden.
Den schwächsten Eindruck hinterläßt der Anhang - ausgenommen das Register. Allein die Ergebnisse der 1996-Wahl abzubilden, vermindert die Aussagekraft. Die Wirtschaftsdaten enthalten keine Andeutung auf die Entwicklung nach 1996, wobei darin deutliche Brisanz liegt. Die drei Karten scheinen unmotiviert angehangen. Eine Korrektur einiger (weniger) Angaben sollte der zu wünschenden Neuauflage vorbehalten sein.
Zwei Unklarheiten seien noch angeführt. Weshalb wird die Rechtschreibreform aus dem Jahr 1953 erwähnt und nicht die der neunziger, deren Sinn zu hinterfragen ist? Wieso wird es als minderheitenfeindlich betrachtet, wenn ein Gesetz das Erlernen der Landessprache verlangt (ansonsten ist die Kritik an dem Gesetz berechtigt!)?
All die angeführten Kleinigkeiten schmälern nicht den guten Gesamteindruck. Mit dem geringen Gewicht empfiehlt sich das Buch für die nächste "Balkanreise". Unangenehme Wartezeiten wandelt es in kurzweilige Augenblicke und taugt ebenso als Handelsware! Jo. Krauß
Wolf Oschlies: Ceausescus Schatten schwindet.
Politische Geschichte Rumäniens 1988-1998. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 1998, 179 Seiten. Preis 37,-
Da eine objektive Betrachtung der jüngsten rumänischen Geschichte noch aussteht, kann das Buch breites Interesse wecken.
Als Grundlage dienten zwei Berichte zur Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Rumänien, die unlängst erschienen sind. Die Intention des Autors ist, die politische Entwicklung nach dem Umbruch 1989 unter besonderer Beachtung dieses Aspektes darzustellen. Der Klappentext verspricht ein tiefenscharfes Bild Rumäniens, jedoch wirft Oschlies mit seinem dritten Buch über das Land mehr Fragen auf, als er Antworten zu geben vermag.
Bevor der Leser zu der zentralen Frage um die Aufarbeitung des Kommunismus vordringen kann, wird er mit zahlreichen Gemeinplätzen über den politischen Umbruch in Rumänien konfrontiert. Erschwerend wirken die grundlegenden handwerklichen Mängel. Die Gliederung des Buches, die der leichteren Orientierung dienen soll, erscheint undurchdacht und verwirrend. Zwischen Überschriften und Kapitelinhalten herrscht starke Diskrepanz und ein Fußnotenapparat von 539 Anmerkungen ohne Literaturverzeichnis ist ein Novum. Historische Zusammenhänge belegt Oschlies ausschließlich durch Zeitungs- und Zeitschriftenartikel der rumänischen Presse. Nicht die Verwendung rumänischen Quellenmaterials ist hierbei kritikwürdig, sondern die Art und Weise der Literaturwahl und die fehlende Quellenkritik. Daß in der breiten Masse rumänischer Medien bis heute nur eine ungenügende Trennung zwischen objektiver Berichterstattung, bewußter Meinungsbildung, chauvinistischen Vorurteilen und Diffamierung festzustellen ist, darf einem Forscher nicht verborgen bleiben. Solch gravierende Aussagen rumänischer Provenienz wie die vom Auschwitz românesc und der Existenz einer Gaskammer im Gefängnis Aiud (S.108/109) weder zu kommentieren noch zu recherchieren, sind unlautere Verfehlungen.
Nach Darlegung des spezifisch rumänischen Weges durch die nachkommunistische Zeit (S.12) sieht sich der Leser mit der Aussage konfrontiert, daß Kommunismus in "reiner", also stalinistischer Form [...] in ganz Osteuropa bis 1989 herrschte (S.17). Zur Charakterisierung eines Landes wie Ungarn kann diese Aussage nicht akzeptiert werden. Der Vergleich von Nomenklatura mit faschistischer SS (S.18) erfährt keine Erläuterung. Die Darstellung des rumänischen Dorfes als Ort aller revolutionären Ideen und nicht der Rückständigkeit (S.27), ist in Frage zu stellen. An letzterer Aussage offenbart sich ein mangelndes Wissen rumänischer Geschichte, entsprang doch die faschistische Eiserne Garde als radikalste Apologetin dieser Vorstellung vom rumänischen Dorf.
Oschlies führt den Leser durch einen ungeordneten Exkurs vom 23. August 1944 bis hin zur Revolution 1989. Die Zeittafeln zur Regierungszeit Iliescus vermitteln nur ungenügende Einblicke in die politische Lage.
Daß dem Autor nicht an einer Klärung der unterschiedlichen Funktionen und Motivationen der Aufarbeitung des Kommunismus gelegen ist, verdeutlicht seine unklare Position gegenüber dem Nationalen Institut für Studien des Totalitarismus, das er als vielversprechendes Unternehmen bezeichnet (S.85). Oschlies übersieht, daß die Diktatur Ceausescus in den Veröffentlichungen des Institutes keine Beachtung findet. Hingegen wird der antikommunistische Charakter und Widerstand Rumäniens hochstilisiert. Aus diesem Blickwinkel erfolgt die Darstellung der faschistischen Eisernen Garde.
Den Niedergang 1992/93 versucht Oschlies durch eine Aneinanderreihung unzusammenhängender Ereignisse nachzuweisen. Zu diesen zählt der Autor die Drohung Ioan Ciobăs, Roma auf den Weg in die Bundesrepublik zu schicken. Oschlies, der 1992 einen fragwürdigen Bericht über die Lage der Roma in Rumänien verfaßte, übergeht die dramatischen, gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Mehrheitsbevölkerung und dieser Minderheit.
Den Regierungswechsel des Jahres 1996 flankiert er mit Rückblicken auf die Vergangenheitsaufarbeitung, womit die Hauptthese seines Buches, daß sich mit dem Regierungswechsel im Zuge der Wahlen 1996 auch ein Wandel in der Aufarbeitung des Kommunismus markieren läßt, gestützt werden soll. Seine These erfährt durch die Ausführungen jedoch keine Unterstützung. Die angeführten Organisationen waren alle bereits vor dem politischen Szenenwechsel aktiv und haben unter der neuen Regierung keine Ausweitung ihrer Tätigkeiten vorgenommen.
Mit der folgenden Ausführung fügt sich der Autor als Wissenschaftler und kritischer Beobachter schweren Schaden zu: Der vermutlich interessanteste Aspekt der rumänischen Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit ist der, daß man mit wachsender Souveränität die rumänischen Staatsgrenzen "vergißt" und [...] über den Prut ostwärts blickt (S.136). Hatte Oschlies bereits vorher von der souveränen und international anerkannten Republik Moldova als der sogenannten Republik Moldova gesprochen (S.60/65), äußert er hier offen völkerrechtswidrige Ansichten.
Im nachfolgenden Kapitel zu den Securitateakten klingt die Dimension der Aktenöffnung an. An dieser Stelle wären prononciertere Aussagen, weshalb diese nicht erfolgte zu erwarten. Das Schlußkapitel hat die Krisen der Regierungen nach 1996 zum Thema. Der Autor bescheinigt diesen eine höchst unvollständige Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit. (S.166). Somit führt er die Hauptthese des Buches ad absurdum.
Abschließend sei der Anhang "empfohlen". Anhand eines Verzeichnisses von Schlagetot-Wörtern, das mit Securitate-Rumänisch überschrieben ist, versucht der Autor die Perfidität des Systems (die Totschlag-Realität des Kommunismus) zu verdeutlichen. Der Erfolg ist fraglich, sind doch Worte wie: Taran-Bauer, Radio, Puscarie-Gefängnis, Vinovatie-Schuld(igkeit), Ungaria-Ungarn, urgent-dringend, tara noastră-unser Land u.v.a.m. in aller Munde.
Als Fazit ist festzuhalten, daß das von wissenschaftlichen Unzulänglichkeiten durchzogene Buch der selbst gestellten Aufgabe nicht gerecht werden kann. Die unvollständigen und mitunter unzuverlässigen Darlegungen vermitteln ein diffuses Bild Rumäniens, das Fehlinterpretationen zuläßt.
Jo. Krauß
Wolfgang Gerts: Unsere kleine Rumänenbande.
Kirchturm-Verlag, 31535 Neustadt-Helstorf, ISBN 3-934117-00-7, Preis 22,-DM, bei der Redaktion oder im Buchhandel erhältlich.
Ein frisch verheiratetes Ehepaar fährt in ein rumänisches Waisenhauzs, um ein Kind zu adoptieren. Aus "einem kleinen Kind" wird ein Geschwisterpaar, 7 und 8 Jahre alt. Ein aussichtsloser Kampf um die Adoption beginnt: Nach Deutschland kann kein rumänisches Kind adoptiert werden, internationale Vereinbarungen, Gesetze und ein System von Korruption stehen dagegen. Parallel zum Kampf um die Kinder beginnt ein Kampf gegen das Heimwesen "Kein Kind gehört in ein Heim". Waisenhäuser, und besonders rumänische, zerstören jedes Kind seelisch, geistig und körperlich. Aus dem familiären Interesse wird der Kampf um eine Systemveränderung im Land der verlorenen Kinder. Für nur 8-10 Kinder werden unter großen Anstrengungen Familienhäuser gebaut, wo Kinder individuelle Zuwendung und Liebe erfahren können.
Als das Manuskript entsteht, verändern sich die Dinge rasant: Die Gesetzgebung erlaubt und fördert diesen Weg. Der erste Landesbezirk läßt sich ermutigen, die Heima abzubauen. Das erste ist schon geschlossen worden. Die Kinder eines berüchtigten Heimes leben in Familien und blühen auf. Die kurze Beschreibung eines langen, dornigen Weges.
Der Autor ist verheiratet in 2. Ehe, Vater einer leiblichen Tochter und dreier adoptierter Kinder, im Rumänien-Rundbrief veröffentlichte er diverse Beiträge (u.a.zur Situation der Sozialwaisen in Nr.6).
Kontaktadressen: Eine umfangreichere Adressenliste ist in unserer Ausgabe "Extra 1998" zu finden, die kostenlos bezogen werden kann. Eine aktuelle Liste ist für Ende 1999 geplant. Der Eintrag ist kostenlos, alle Interessenten bitte melden!
Rumänien-Rundbrief: Bestellungen für Leser/innen in Rumänien (kostenlos): Klaus-Dieter Untch, str. Libertaţii 7, RO-2300 Făgăraş, Tel.+Fax 068 / 213 460. Artikel für den Rundbrief in rumänischer Sprache werden dort übersetzt, deutsche Beiträge können auch direkt an die Redaktion geschickt werden.
Gemütliche Privatunterkünfte im Bauernhaus / Region Sibiu am Fuße des Făgăraşgebirges:
Ardelean Toma, Nr. 222, RO-2426 Sebeşu de Sus
Sinu Iosif, Nr. 138, RO-2426 Sebeşu de Sus
und weitere in diesem Dorf - nach grünen Schildern "Retea Turistica" gucken
Internet- und Email- Adressen
Rumänienrundbrief u.a.: René Thiel (Tel.0351 / 471 679-2, Fax-4): http://rennkuckuck.de / reti@rennkuckuck.de
Die HZ im Internet: http://www.wad.org/Sibiweb
Universitätszeitung Kamelion RO-2400 Sibiu, str. G. Enescu 15, Fax 069 / 215723:
Email aipotu@logon.ro (deutsch, englisch, rumänisch)
kostenlose Mitfahrzentrale u.a.: http://golem.laser.physik.uni-muenchen.de/~hilu/html/sws/
Roger Michael MEIERHOFER, Bukarest, Tel.+Fax 0040 1 7456 176
E-Mail (Adresse: Fundeni@gmx.net, Internet: http://Ilfreeweb.fx.rolstrassenkinder.
Stiftung zur Entwicklung der bürgerl. Gesellschaft (Fundaţia pentru Dezvoltarea Societăţii Civile)
zielt auf die Entwicklung rumänischer NGOs als ein Bestandteil der bürgerlichen Gesellschaft.
Adresse: Bdul. Carol I nr. 78, et.3, Bucureşti 2, Tel 0040 1 3100177, Fax 3100180, eMail office@fdsc.ro Internet: http://www.fdsc.ro
http://ourworld.compuserve.com/homepages/Peter_Fettich/ :Auf der Seite "Logistikbörse" Infos für Hilfstransportfahrer (notwendige Dokumente, Grenzen, Zoll etc.).Wird regelmäßig aktualisiert, entsprechende Hinweise beachten.
http://domino.kappa.ro: auf der Seite "Superlex" Sammlung von Gesetzestexten, rumänisch (leider nicht sehr aktuell)
Justiz online. rumänische Gesetzestexte http://domino.kappa.ro/mj/superlex.nsf
"Verein Arche Noah", Frau Maria Luise Roth-Höppner, str. Someşului 13, RO-2400 Sibiu, Tel. 069 / 211839, 212588, Fax 211839, e-Mail: hoeppner@logon.cjnet.ro.
Die Deutsch-Rumänische Gesellschaft e.V. ist zu erreichen über: Alexander Kaufmann, email: alga95@zedat.fu-berlin.de.
Rumänien InfoDienst, Postfach 1122, 74370 Sersheim
per Fax: 07042 830139 oder per eMail: RID-Germany@t-online.de.
Anfrage von Monica Manişor aus Seica Mare (Großschelken) - Rumänien
Monica M. ist Ärztin in Sibiu und möchte in şeica Mare ein Laboratorium einrichten. Dazu werden folgende Ausrüstungsgegenstände benötigt:
1. Stoppuhr, elektronisch
2. Zentrifuge (Bauform noch klären, aus der Pharmazie ??)
3. Empfindliche Waage 0.002 bis 200 Gramm
4. Wasserbad - elektronisch geregelt
5. Elektrophorese-Apparat
6. Aglutinoscop zum Auszählen von Leukozyten
7. Pippetten jeder Größe
8. Hämatologie-Geräte zur Blutuntersuchung
9. Probiergläser, allgemeines Laborglas, Becher, Kolben
10. Glasrohre, Schläuche usw.
11. Dichtemesser für urologische Untersuchungen
12. AVL - Apparat um Ionenkonzentration zu messen
13. Sterilisator(en) Thermostat
Wer kennt sich mit solchen Geräten aus - kann Hinweise zu Typen und Bezeichnungen geben?
Wer da helfen kann, ruft mich bitte an. Uwe Steinweg, Mitglied der OstEuropHilfe Halle e.V., Osnabrücker Str. 24, D-06126 Halle, Tel 0345-6871294
"WO SICH HIRSCH & BÄR GUTE NACHT SAGEN"
Vărşag Eine Erlebnisreise in das Tier - und Pflanzenreich
des Harghita- und Gurghiu-Gebirges
Sommer 1999: Reise zur Sonnenfinsternis
OUTDOOR - HOBBY - SPORT
Freebird Erlebnis-und Abenteuerreisen
Rumänienreisen - Reiseberatung
Informationen bei:
Uwe Steinweg, Osnabrücker Str. 24, D-06126 Halle (Saale)
Tel. 0345 / 68 71 294
oder
Peter Weber, str. Kogălniceanu 19, RO-3125 Mediaş
Tel. + Fax 0040 69 / 820 506
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