4. Ferienintensivkurs Rumänische Sprache, Literatur u. Kultur
Zwischen dem 17.-28. März 2003 an der
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Es werden Sprachkurse auf 3 (bei Bedarf 4) Niveaus
angeboten: Grundkurs (für Anfänger ohne Vorkenntnisse), Kommunikativer
Kurs für Anfänger mit geringen Vorkenntnissen (nur bei ausreichenden
Anmeldungen), Fortgeschrittenenkurs und Aufbaukurs. Vorgesehen
sind auf jedem Niveau etwa 60 Unterrichtseinheiten zu 45 Minuten vorgesehen:
Sprachunterricht, Grammatik, Konversation, Lektüre und Hörverstehensübungen.
Jeder Teilnehmer erhält ein Zertifikat über den Besuch des Kurses. Je nach
Interessengebiet der Teilnehmer werden zudem Seminare und Vorträge zu
ausgewählten Themen der rumänischen Literatur- und Sprachwissenschaft, zur
Geschichte, Gesellschaft und Politik angeboten. Für den Erwerb von
Leistungsnachweisen besteht die Möglichkeit, sich an einer Abschlussprüfung zu
beteiligen. In Absprache mit dem rumänischen Bildungsministerium wird für die
Teilnehmer eine Anzahl von Stipendien zum Besuch von Ferienkursen im Sommer
2003 in Rumänien bereitgestellt.
Gebühren für 2 Wochen Kurs (einschließlich Unterrichtsmaterial) und
Rahmenprogramm:
Studenten und Dozenten der Universität Jena: 25 Euro Studenten und
Dozenten anderer Universitäten: 75 Euro Sonstige Teilnehmer: 250
Euro Preiswerte Unterbringung wird auf Wunsch von der Kursleitung vermittelt.
Ausführliche Informationen und das Anmeldeformular finden Sie ab dem 15.11.2002
unter http://www.romanistik.uni-jena.de/rumaenisch
Anfragen an: Wolfgang.Dahmen@uni-jena.de
Fundatia Romhelp
Hilfe für Straßenkinder und Familien in Bukarest
Wer wir sind: Romhelp ist eine in Rumänien amtlich anerkannte Stiftung
mit Tätigkeitsfeld in Bukarest, die sich um die dortigen Straßenkinder und in
Not geratene Familien kümmert, Patenschaften vermittelt und eine eigene kleine
Schule unterhält. Romhelp entstand aus der Interessengruppe "Hilfe für
Straßenkinder in Rumänien", die in Rumänien seit 1990 bis Ende 1999 tätig
war. Im gleichen Jahr wurde die Stiftung gegründet, welche die Arbeit
fortsetzt. Unterstützt wird sie dabei dabei von der Gruppe Romhelp-Deutschland
in München und dem Verein Romhelp-Austria in Wien, die Sach- und Geldspenden
sammeln, Hilfsgütertransporte organisieren und Informationsarbeit leisten.
Spendenkonten: Kto.30-728104-9 POFICHBE, Swiss Post,
Deutschland: Kto.31685702, BLZ 700 202 70, HypoVereinsbank München,
Österreich: Kto. 20010-705-321, BLZ 14200, easybank
Webseiten:
www.romhelp.ro, www.romhelp.de, www.romhelp.at, www.romhelp.com
Weil wir Hoffnung haben, hoffen wir für diese Welt
Leben und Arbeiten in einem kleinen rumänischen Dorf
Seit über sieben Jahren leben wir in Siebenbürgen, auch
Transilvania genannt, in Rumänien, nahe bei Schäßburg (Sighisoara) in
Deutsch-Weißkirch (Viscri).
Zunächst wollten wir uns selbstversorgen – Maria kommt aus
der Naturkostbranche -, Kenntnisse und Fähigkeiten im Bio-Anbau entwickeln.
Aus dem Mit-Leben aber auch Mit-Leiden ergaben sich mit der
Zeit vielfältige Aufgaben für uns. Zunächst nahmen wir Ioana auf, die gern mit
Dorothee eingeschult werden wollte, jedoch keine Möglichkeit zu haben schien.
Immer mehr Kinder versorgten wir bei uns – inzwischen sind
es in der Schulzeit außer Dorothee sieben Kinder zwischen 10 und 16 Jahren. Für
die vielen weiteren hungrigen Mäuler richteten wir eine Suppenküche ein, in der
jetzt Kinder während der Schulzeit täglich ein Schulbrot und eine warme
Mahlzeit erhalten. 25 – 30 Kinder werden dort beköstigt. Dafür wiederum
organisierten wir eine Kleinst-Bäckerei, die Vollkornbrot für uns und die
Suppenküche backt.
Damit mehr Kinder die Schule schaffen, bauten wir mit Frauen
aus dem Dorf eine Schularbeitenhilfe auf, in der viele Kinder in vielen Gruppen
Unterstützung erhalten.
Dorfbewohner, wir und Gäste im Gespräch am Brunnen:
„Warum holt Ihr kein Wasser mehr von hier?“ „Es ist
schmutzig, er müsste gereinigt werden, das ist teuer, der Brunnen ist sehr
tief!“
Unsere Gäste bezahlen die Säuberung des fast 30 Meter tiefen
Brunnens und sechs Familien können in ihrer Nähe Wasser ziehen.
Eines Tages verkaufte uns Leana, eine Frau aus dem Dorf,
handgestrickte Socken, das war Ostern 1999.
Wir griffen dies auf – daraus wurde eine Organisation für
das ganze Dorf. 139 Frauen verdienen sich heute einen Teil, sogar einen
beträchtlichen Teil ihres Lebensunterhaltes mit dem Stricken von Socken.
Die Socken werden im westlichen Ausland gekauft, vor allem
mit Hilfe von Charlotte Willberg bei Nürnberg, unterstützt von ihrem Mann, Pfr.
Hans Harald Willberg.
Für die reichlich anfallende Schafwolle bauten wir eine
Spinnerei auf – dabei wurden wir sehr aktiv vom Deutschen Komitee des
Weltgebetstages der Frauen in Deutschland unterstützt. Zum Aufbau bekamen wir
12 500 DM und für Weiterbildungskurse der Frauen 4 000 DM.
Viele Freundinnen und Freunde halfen mit Geldspenden,
insgesamt bekamen wir von ihnen weitere 30 000 DM für die Spinnerei.
Eine Idee, die uns seit längerem beschäftigte, hat in den
letzten Wochen Annette umgesetzt. (Annette lebt mit Roman etwa so lange hier
wie wir.) Sie hat sich sehr aktiv für die Wiederbelebung des Dispensars, der
ambulanten Krankenstation, eingesetzt. Dafür hat sie eine Reihe von Menschen in
Deutschland gewinnen können, die dafür notwendige Gelder zur Verfügung stellen.
Unser Dorf ist vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten. Nun kommt, wenn es
denn klappt, wenigstens alle 14 Tage eine Ärztin.
Die vor allem durch die reizvolle Kirchenburg, unlängst ins
Weltkulturerbe aufgenommen, ins Dorf kommenden Besucher und Besucherinnen laden
wir in das mit Annettes Initiative eröffnete Café ein, und wir können uns dort
auch mit den Menschen treffen, die sich für die Arbeit hier besonders
interessieren. Und Überschüsse aus dem Café wandern ins Dispensar.
Im Mai d.J. zogen Tina und Ronni ins Dorf. Sie hatten sich
hier ein Haus gekauft. Tinas Interesse ist einerseits eine eigenständige
sozialpädagogische Arbeit aufzubauen, dazu gehört eine Straßenschule, aber auch
aktiv an dem mitzuarbeiten, was wir hier initiiert haben. Ronni wird eine
Tischlerei aufbauen. – und wir hoffen, dass sich dort eines Tages ein paar
junge Leute einarbeiten können, um dieses Handwerk zu erlernen.
„Weil wir von Hilfe leben, helfen wir an diesem Tag,
helfen wir dem ohne Hilfe und verändern den Tag.
Weil wir von Hoffnung leben, hoffen wir für diese Welt,
hoffen wir für Hoffnungslose und verändern die Welt.“
So klingt ein Lied – und so leben wir, denn all das
Geschilderte klingt so selbstlos, so als ob uns all das zugefallen ist, als ob
wir ohne Anfechtungen hier einen geraden Weg gehen können.
Und es gab und gibt viele Schwierigkeiten: sei es, dass die
Selbstorganisation in den verschiedenen Frauengruppen so viel Einsatz braucht,
sei es, dass uns die Gäste fordern und wir nicht das richtige Maß finden für
Einkehr und Stille.
Es braucht viel Gottvertrauen, um dieses Werk wirklich immer
wieder beleben zu können und nicht in den Unwägbarkeiten und Untiefen zu
stranden.
Es braucht Menschen, die für uns hier die Hände falten – und
viele tätige Menschen in Gruppen, Gemeinden, Einzelne.
Maria,
Harald & Dorothee in 3029 Viscri Nr. 57, jud. Brasov, România Juli 2002: wer uns
und unsere Arbeit unterstützen will, sende seinen Beitrag auf das Konto 3700
283 bei der Ökobank BLZ 500 90 100 Schalomdiakonat in Rumänien Harald Riese
Textilindustrie in Rumänien
aus RID – Blick nach Rumänien, Juni
2002, Ausgabe 2
Dieses Jahr war der Weltgebetstag der Frauen für die Frauen
in Rumänien bestimmt. Viele von uns haben im Zuge des Weltgebetstages Vorträge
gehalten, ihr Wissen weitergegeben und konnten Öffentlichkeitsarbeit betreiben.
Das Arbeitsbuch zum Weltgebetstag vermittelt in einer gebündelten und kurzen
Zusammenfassung die wichtigsten Informationen. Zum Lesen ist es auch jetzt im
Nachhinein zu empfehlen. Es kann unter folgender Adresse bestellt werden:
Bayerischer Mütterdienst der Evang-Luth. Kirche,
Schriftenversand Postfach 1240, 90544 Stein, Tel. 0911/6806 157 oder Fax
0911/6806 177 oder im Buchhandel unter der ISBN Nummer 3-87309-173-9. Es kostet
10,12 Euro.
Besonders interessant ist der Artikel über die
Textilindustrie in Rumänien. „Made in ... Rumänien“ von Bettina Musiolek
befasst sich mit den Problemen der Textilindustrie und der Ausbeutung der
Frauen, die damit einhergeht.
Viele von uns wissen um die Probleme der Arbeitslosigkeit in
Rumänien und wie froh man ist, wenn eine Frau einen Arbeitsplatz in einer
Näherei bekommt. Oft sind diese Frauen die einzigen Verdiener in der Familie
und der Lohn willkommen. Die Löhne liegen bei 200 – 300 DM im Monat und decken
aber oft nicht das Existenzminimum einer Familie ab.
Zusätzlich ist folgendes zu bedenken:
- die
NäherInnenlöhne liegen wie überall auf der Welt am Ende der Lohnskala,
- die
NäherInnenlöhne entsprechen oft nicht dem Mindestlohn von derzeit 1.400.00 Lei,
- der
Lohn wird oft nur willkürlich ausbezahlt,
- es
gibt keinen Überstundenbonus,
- die
Frauen arbeiten oft ohne Arbeitsbuch und Sozialversicherung 12 – 14 Stunden am
Tag,
- sie
dürfen sich nicht gewerkschaftlich organisieren,
- sie
sind mitunter sexuellem Missbrauch ausgesetzt, an den sehr oft eine
Weiterbeschäftigung oder Beförderung gebunden ist
- und
falls man sich beklagt, gibt es 10 andere Frauen, die schon auf diese Stelle
warten.
Die Textilindustrie war schon während des kommunistischen
Regimes der zweitgrößte Arbeitgeber in Rumänien und hatte eine lange Tradition.
Die ausländischen Produzenten, überwiegend Deutsche und Italiener, haben eine
gute Infrastruktur vorgefunden und die geographische und kulturelle Nähe sind
ideal. Anders als in asiatischen Ländern sprechen viele in Rumänien deutsch und
die Transportwege sind kürzer.
Der Textil- und Bekleidungsexport ist zwischen den Jahren
1993 und 1997 um 220 Prozent gestiegen. Nur ca. 5 Prozent des Umsatzes werden
für den heimischen Markt genäht. Der Anteil am Verkaufspreis liegt für die
rumänische Näherin bei etwa 5 Prozent.
Die rumänischen Nähereien sind auf die ausländischen
Aufträge angewiesen, denn je nach Auftragslage hat man Arbeit, man spricht von
„flexibel abrufbaren Werkstätten“. Wenn die Produktion in einem anderen Land
billiger ist, verlieren die Werkstätten ihre Aufträge. Viele Nähereien in
Rumänien haben die Aufträge an Nähereien in Polen verloren.
Das Produktionssystem verläuft folgendermaßen:
- die
zugeschnittene Ware wird nach Rumänien oder Polen exportiert,
- dort
zusammengenäht und verpackt,
- und
wieder nach Deutschland oder Italien reimportiert.
- Man
spricht deshalb von einem „Lohnsystem“, weil die rumänischen Nähbetriebe nur
ihre Arbeit beitragen.
Man fragt sich, ist dieses System denn eigentlich
kostendeckend? Es ist es, wenn man sich die Zahlen, die von der Kampagne „Clean
Clothes Campaign“ – abgekürzt CCC – herausgegeben werden, anschaut.
Preiszusammensetzung von Jeans aus Osteuropa:
- 50 %
Handelsgewinn, Verwaltung u. andere Ausgaben, incl. 15 % MwSt
- 25 %
Markenname, Verwaltung und Werbung
- 14 %
Materialkosten, Gewinne und Löhne der Fabrik in Osteuropa, die Arbeiterinnen
haben einen Anteil von 1 %
- 11 %
Transport, Steuern Import
Wer sich näher über die Arbeit von CCC informieren will,
kann dies auf der Internetseite http://www.saubere-kleidung.de tun. Dort kann
man auch Bücher, Broschüren, Videos und Faltblätter bekommen. Die Telefonnummer
ist: 0211/4301 317, Faxnummer 0211/4301 387. Sehr informativ ist auch die
Homepage des europäischen Sekretariates der CCC in Amsterdam: http://www.cleanclothes.org
Das Europäische Haus „Hermannstadt“
Das Europäische Haus „Hermannstadt“ wurde im Mai 1996 auf
Initiative hochgestellter Intellektueller – Mitglieder der Organisation –
geschaffen. Dies ist eine non-profit- Organisation, politisch und religiös
neutral, und für die Staatsbürger aller Länder gedacht. Es zielt auf die
Schaffung eines Zentrums für Information, Ausbildung, Forschung und
Dokumentation. Die Programme beschäftigen sich mit den europäischen Problemen
im historischen, ökonomischen, juristischen, sozio-politischen, kulturellen und
sprachlichen Kontext und nimmt die Gestalt von Treffen, Seminaren, Kolloquien,
Vorlesungsreihen, Veröffentlichung von Texten und periodischen Bulletins an.
Das Casa Europei „Hermannstadt“ agiert unabhängig oder in
Zusammenarbeit mit anderen Vereinigungen oder Institutionen in der öffentlichen
oder privaten Sphäre in Sibiu oder außerhalb, deren Ziele ähnlich seinen
eigenen sind. (...)
Die Mitglieder unserer Organisation nahmen an vielen von
WORLD LEARNING organisierten Seminaren teil, aus dem von USAID (United States
Agency of International Development) von Oktober 1995 bis Mai 1999
subventionierten Rahmenwerk „Demokratienetzwerkprogramm“ mit dem Hauptthema
„Das Management von Nichtregierungsorganisationen“ teil.
REGIONALINITIATIVE "MENSCHEN AUS SIBIU FÜR FRIEDEN"
Die von den amerikanischen und rumänischen Moderatoren
benutzten Methoden, die der detaillierten Analyse verschiedener Situationen,
darunter Kampagnenarbeit und das Ausarbeiten eines tragfähigen Finanzkonzepts,
repräsentierten wertvolle Erfahrungen für die Mitglieder unserer Organisation.
Die Regionalinitiative „Menschen aus Sibiu für Frieden“
wendet sich durch die von ihr entwickelten Aktivitäten an alle Personen, die
daran interessiert sind, zur Förderung der Idee einer friedlichen
Zusammenarbeit beizutragen, zum Verständnis zwischen den Nationen der Welt, zu
Verteidigung und Respektierung der Menschenrechte, wie auch der Veränderung der
Mentalitäten durch die Wendung von einer Kultur des Krieges zu einer
Friedenskultur. Wir wünschen auch, die Optik der Produzenten der
Fernsehprogramme zu verändern. Wir finden diese Vorstellung zweckdienlich
angesichts dessen, dass die Nachrichten über Konflikte in der Welt einen Anteil
von 80% ausmachen.
Die zu entwickelnden Programme / Projekte
Wir müssen die Tatsache unterstreichen, dass kein Programm
oder Projekt von irgendeiner qualifizierten Institution finanziell unterstützt
worden ist. Alle unsere Projekte sind durch die freiwilligen Beiträge der
Mitglieder unserer Organisation sowohl durch Mitgliedsbeiträge als auch durch
gelegentliche Spenden finanziert worden. Aufgrund der Naturen unserer Aktionen
und Aktivitäten können wir keine Programme mit festgelegter Dauer akzeptieren.
Wir entfalten in Korrespondenz mit den Notwendigkeiten der geographischen
Region die folgenden Programme:
Das Programm bezüglich der totalen Eliminierung nuklearer
Bewaffnung und der Ernennung von Sibiu und den umgebenden Gebieten zur
Atomwaffenfreien Zone; Das Programm bezüglich der NICHTZUGEHÖRIGKEIT zu
irgendeiner Struktur militärischer Art, und zuallererst der NATO, ohne eine
vorhergehende Konsultation der rumänischen Menschen und ohne ein Referendum zu
organisieren; Das Programm der Verteilung des Europäischen Passes gegen
Rassismus; Das Programm der Erziehung für Frieden und Toleranz; Das Programm
der lokalen Beiträge zu Rumäniens Integration in die zivilen Strukturen
Europas; Das Programm der Ausbildung und Information der Jugend bezüglich der
Möglichkeit, eine zivile Alternative zum obligatorischen Wehrdienst zu wählen.
Die Regionalinitiative „Menschen aus Sibiu für Frieden“
(Initiativa Zonal Geografica „Sibienii Pacifisti“) wurde im Dezember 1989 während der
Tage der Rumänischen Revolution gegründet. Der Gründungszweck wurde bestimmt
von speziellen Bedingungen unserer geographischen Region.
Den Angriff einiger Terroristen motivierend, eröffnete die
Armee, zurückgezogen in den Militärkasernen oder den Einrichtungen der höheren
Militärausbildung, das Feuer auf einige mutmaßliche „Ziele“, die in der
unmittelbaren Nachbarschaft Zuflucht gesucht hatten. Dann wurden fast 100
Gebäude teilweise oder völlig zerstört, zivile Bürger getötet oder verletzt.
Die vernünftige Schaffung einer Form des Protestes der Bürger gegen die
Armeeübergriffe, ein organisiertes Gegengewicht der Position der Bürger wurde
erwogen. Die offizielle Beurkundung wurde im Januar 1990 begonnen, zusammen mit
der Veröffentlichung des mit „Postrevolutionismus“ betitelten Artikels in der
lokalen Zeitung „Der Morgen“, welcher das Manifest unserer Organisation
konstituiert.
Nach Erhalt der zustimmenden Mitteilung seitens des
Justizministeriums, Nr. II/20525/1990, und der Nr. 913/1990 als juristische
Person vom Gerichtshof Sibiu haben die 24 Gründungsmitglieder beschlossen dass
strukturell nicht nur Bürger aus und um Sibiu als Vereinsmitglieder akzeptiert
würden, sondern aus dem ganzen Land. Derzeit, 2002, beträgt die Zahl der
eingetragenen Mitglieder 1.264, von denen 726 Beiträge zahlen. Unsere
Hauptziele sind mit besonderer Betonung der spezifischen Probleme unseres
geographischen Gebietes, Transsylvanien, des Zentrums von Rumänien, definiert.
In Übereinstimmung mit der Satzung kann die Organisation den
Titel eines „Ehrenmitglieds“ an Persönlichkeiten oder Institutionen verleihen,
die durch dem Frieden gewidmete sozio-humanitäre Aktivitäten, die Verteidigung
der Menschenrechte, der Förderung von Zusammenarbeit und Verständnis zwischen
Nationen und Menschen auffielen.
Die aktuelle Aktivität wird von drei voll bezahlten Personen
in Vollzeit, zwei externen Mitarbeitern mit halber Arbeitszeit und vier bis
fünf Freiwilligen in periodischer Anwesenheit anlässlich wichtigerer
Aktivitäten getragen. Diese Gruppe ist de facto der Herausgeberkern des
Periodikums „Mâine, Morgen, Holnap“ – morgen.
Als Friedensorganisation arbeiten wir für Frieden durch vier
Programmthemen: Antimilitarismus, Antirassismus und Verteidigung der
Menschenrechte, Erziehung für Frieden und Aufbau des Ansehens der Region Sibiu.
Erlebnisbericht zur Fahrt nach Rumänien Sylvester 2001/2002
Die Hinfahrt
Am Abend des 26. Dezember startet der Treck aus dem Herzen
der Stadt Weimar. Über Passau, Wien, Budapest, Kecskemet geht es schließlich
nach Ineu. Die Fahrt dauert 26 Stunden und wird durch anhaltendes schlechtes
Wetter und längere Zollaufenthalte in die Länge gezogen.
Unser Renault Transporter hat eine Reisegeschwindigkeit von
max. 120 km. Die hinteren beiden Rückbänke sind bis unters Dach (in dem Bus
kann man stehen) mit bunten Päckchen jeglicher Größe vollgestopft, - es sind
etwa 250 im Wert von 740 €. Erster Zollaufenthalt in Ungarn. Wir müssen eine
Kaution von 300 € dafür zahlen, dass wir die Päckchen, obwohl ausdrücklich mit
„humanitärer Hilfe“ gekennzeichnet (durch mindestens 5 Papiere, die teilweise
von der Stadt Weimar beglaubigt sind), durchs Land fahren dürfen. Können wir am
anderen Ende nachweisen, dass alles noch da ist, bekommen wir das Geld
wieder.
Ungarn zu durchqueren dauert etwa 8 Stunden, der
Zustand der Straßen wird je weiter östlich wir kommen immer schlechter – der
Winterdienst kommt nicht mehr hinterher. In einer Mühle stärken wir uns durch
Palatschinken, sie schmecken sehr gut, die Karte ist deutsch, die Preise auch.
Ich schäme mich, der Toilettenfrau nur Rest DM geben zu können. Sie macht mir
klar, dass sie die erst umständlich umtauschen müsse. Ein Paar geborgte
Forinten schaffen Abhilfe, die DM darf sie natürlich behalten. Ein verstecktes
Lächeln blitzt auf.
An der Grenze warten wir etwa 40 min, bis jemand kommt, um
unseren Bus zu inspizieren. Ein kleiner Blick, wir dürfen durch. Nur etwa 30 €
bleiben als „Bearbeitungsgebühr“
in Ungarn.
Rumänien beginnt mit der Grenze.
Seit etwa einem Jahr brauchen EU-Bürger keinen Passport
mehr, der Ausweis reicht. Diese Grenzer scheinen das nicht zu wissen, wieder
Warten. Auf dem Seitenstreifen stehen wir. Unverhofft klingelt das Handy, eine
SMS trudelt ein. „Willkommen bei Connex Rumänien ‘bei Problemen aller Art‘
wenden Sie sich an die Nummer...“ Etwa zwei Minuten klingelt es wieder, das
zweite rumänische Netz „Dialog“ meldet sich mit ähnlichem Text (alles in
deutsch). Für mich prallen zwei Welten aufeinander!
Schließlich nähern sich zwei Grenzer mit ein paar Zettelchen
in der Hand: Die Reisepässe! Ein abgerissener, dünner Block A6 Zettel als
Träger eines roten Stempels, der meine Ausweisnummer und das Autokennzeichen
umrahmt.
Die Einreise ist geschafft, nun noch der Zoll. In dem
Häuschen tummeln sich 5 Leute, die ins Gespräch vertieft sind. Das Einreichen
der Papiere bewirkt, das sich einer der Leute aus der Gruppe löst und in den
Bus sehen will. Er vermißt die aufgelisteten 7 Fußbälle (die sind im bereits
eingereisten Auto) wir erklären, natürlich, dass sie ganz unten liegen. Das
stört niemanden, hier gibt es keine Zeit. Wir fangen an das Auto auszupacken,
ein paar wackelige Wagen stehen mitten auf der Straße bereit. Etwa 10 min.
packen wir aus. Die Zöllner sind ins Gespräch vertieft. Wir beschließen die
Taktik zu ändern und den Zöllnern vor der Nase ein Päckchen aufzumachen. Es
klappt, die Fußbälle sind vergessen und Medizin haben wir auch nicht. Wir dürfen
durch.
Etwa 6 km nach der Grenze, die Polizei hält uns an. Wir hätten
ein Stoppschild übersehen und die Führerscheine möchte man sehen. Unserer
Fahrerin stellt entsetzt fest, dass sie diese vergessen hat. Mehr als gegen
ihre Angst, hat sie gegen ihre Wut sich selber gegenüber zu kämpfen. Wir stehen
auf dem Seitenstreifen und suchen das Auto nach dem Führerschein ab – etwa 30
min. Der Polizist hat Zeit, sein Kollege ist mit der Streife weggefahren, er
muß jemandem den Weg zeigen. Es ist schweinekalt im Auto, inzwischen wieer
dunkel; wir sind seit 24 Stunden unterwegs. Taktikänderung! Wir quatschen den
Polizisten voll. Es fallen mal 50 € als Strafe. Doch mit einem Polizisten gibt
es viele Themen zu besprechen, der neue Grenzübergang, die wunderschöne Schiller
und Goethe Stadt Weimar, das Kinderheim und schließlich Weihnachten. Das Ganze
artet in ein Weihnachtsständchen aus und fröhlich fährt der Polizist mit dem
wiedergekommen Polizisten davon. Keine Rede von einer Strafe. Wir können es
nicht fassen!
Das Kinderheim
Der erste Anblick des Kinderheimes ist verschieden, im
Dunkeln sieht das neue Heim VON AUSSEN gar nicht so schlecht aus. In drei
Häusern gibt es 3 Sektoren, auf denen sich jeweils 9 Zimmer befinden, in denen
die Kinder leben. Ein Zimmer ist etwa 15 2m groß, wobei davon etwa 3
2m für „sanitäre Anlagen“ abgezogen werden müssen. In einem solchen
Zimmer leben mindestens 5 Kinder oder Jugendliche. Das Zimmer ist mit drei
Doppelstockbetten, (derb, selbstgebaut), zwei Stahlspinten und einem alten Ausläufer
„ausgestattet“. Alle Türen: Haustür, Spindtür Stahlschrank für den Fernseher
sind mit Vorhängeschlössern gesichert. Eine „klassische“ Tür mit Schloß und
Schlüssel habe ich nirgendwo gesehen. Die Türen schließen auch nicht, sie
lehnen an.
Ein so beschriebener Sektor ist im „Gefängnisstil“ gebaut.
Langer Flur, links und rechts gehen die Zimmer ab. Die jeweils ersten Zimmer
sind für die Erzieher oder stellen den Gemeinschaftsraum dar.
Ansonsten gibt es auf dem Gelände noch eine
Turnhalle, die Schule, ein Heizhaus (einmal pro Woche kommt hier das warme
Wasser her, ich hatte nie welches), die „Kantine“(Essensraum, so charmant wie
eine Sporthalle), ein großes Haus in dem die Ausbildung der jugendlichen
Schulabgänger stattfindet und ein paar Gewächshäuser, sowie ein, total
verfallenes Schloß, in dem früher mal das Heim war. Das alles quetscht sich auf
etwa 2 ha Fläche. Zu dem Heim gehören noch 5 Außenwohngruppen, denen teilweise
16 Personen angehören. Hier werden dann auch die Abgänger aufgefangen, die keinen
Job nach der Ausbildung bekommen haben (leider sehr viele). Jeder beschriebene
Bereich wird von Tristesse
überzogen. Immer wieder bemerke ich, dass die Gestaltung daran schuld
ist. Es scheint sich keiner Gedanken über das Wie zu machen. Die Funktionalität
steht im Vordergrund. Von daher ist es nirgendwo schön; weder draußen noch
drinne.
Die Kinder und Jugendlichen
Das Heim ist Lebens - und Ausbildungsstätte von ca. 550
Kindern und Jugendlichen. Etwa 60 von ihnen sind Mädchen. Das Alter der Kinder
liegt zwischen 6 und deutlich über 20 Jahren. Viele Kinder sind Waise oder
haben keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern. Im Heim bekommen sie ein Bett,
Unterricht (pauschal alle an der Hilfsschule), Essen, Kleidung und einen
Aufpasser. Individuelle Fürsorge existiert hier nicht, höchstens nach
Vor-/Belieben. Die wenigsten Erzieher haben eine
pädagogische Ausbildung, da es in Rumänien jedem Abiturienten möglich ist, als
Erzieher zu arbeiten. Das Verhalten der Kinder und Jugendlichen ist sehr
verschieden. Von den Kinder, die ich erlebt habe (es waren etwa 200), würde ich
sagen, sind mehr als die Hälfte entweder geistig zurück geblieben, oder richtig
geistig behindert. Der Jüngste (6)(der uns stolz vorgeführt wurde) äußert
meiner Meinung nach erste Anzeichen, autistisch zu werden. Viele Kinder und
auch Jugendliche sind sehr anhänglich, versuchen sich auf jede erdenkliche
Weise Geltung zu verschaffen, vornehmlich durch „Posing“ zum Fotografieren.
Einige sind sehr schüchtern oder haben ausgeprägte Macken. Auffallende Charakter,
eher die Größeren, äußern sich vor allem durch Lautstärke, bewusstes
Provozieren oder unangemessenes Fordern. Die meisten Kinder sind jedoch
gutwillig und „hören“. Angesichts der großen Sprachbarriere ist es allerdings
sehr schwer in irgendeiner Weise mit den Kindern umzugehen. Meist hilft da nur
eine überdeutliche Artikulation der Sprache und Gesten. Man soll es nicht
glauben, aber es ist erstaunlich, wie viel man versteht, verstanden wird, wenn
man deutlich spricht und gestikuliert. Auf jeden Fall würden die Kinder nicht
auf die Idee kommen jemanden einfach so zu beklauen, oder sonst wie zu schaden.
Einige wenige Jugendliche können richtig gut Englisch, so
dass man sich wenigstens etwas unterhalten kann. Fragt man sie dann, wie sie
das Englisch lernten (sie haben es nicht in der Schule), so sagen sie, dass sie
es sich untereinander beigebracht haben.
So I should
spend my hole respect to this youth!!
Äußerst zu respektieren ist auch die Haltung gegenüber der
Zukunft. Hier überragt ein ungebrochener Wille, so viel wie möglich lernen zu
wollen. Erste Priorität sind Deutsch und Englisch. Die Chancen wirklich gut zu
werden sind jedoch äußerst gering, da, selbst wenn der Wille da ist, die
Jugendlichen nicht gefördert werden können. Alle gehen, wie schon gesagt,
pauschal auf die Hilfsschule. Laut der Jugendlichen im Heim kosten andere
Schulen Geld, - das dass Heim nicht hat.
Unsere Hilfe
Ein Weihnachtsmann, jemand von uns, verteilt die Päckchen,
aus mehreren Säcken, auf den verschiedenen Sektoren und den Außenwohngruppen.
Dabei stellt er vorher Fragen wie: „wart ihr alle artig“ oder „kann ich ein
Lied von euch hören“. Egal welches Alter, die Kinder und Jugendlichen sind
begeistert, machen ohne zu zögern mit. Ist das Programm absolviert kommen die
randvollen Säcke ins Spiel.
Interessant ist zu beobachten, nach welcher Priorität die Kinder die
Päckchen „leeren“. Das Öffnen ist eine Fetzparty ohne Vergleich. Ein geöffnetes
Päckchen wird systematisch nach wertvoll, nicht wertvoll durchsucht. Dieses
Wertgefälle bewegte sich zwischen Ü-Eiern als das Wertvollste, alles was
irgendwie technisch aussieht und die weichen Sachen, wie Socken oder Handschuhe
als das was es nach unten zu packen gilt. Schulzeug wird zunächst nicht als
solches erkannt. Erst nach schriftlichem Verdeutlichen ist den Kindern klar was
das soll.
Irgendwie unbeschreiblich ist auch das Gefühle, das
mal erlebt, wenn die oberste Grußkarte von Familie Meier „Wir wünschen Dir viel
Spass beim Auspacken mit Deinen Freunden! Alles Gute! Deine Familie Meier“ ohne
jegliche Beachtung im hohen Bogen durch das Zimmer fliegt. Wie soll man so was
deuten? Mir tut das weh, - warum?
Einige Kinder gehen ruhig in ihr Zimmer um das Päckchen
langsam auszupacken, andere sind so fixiert, dass sie sich nicht von der Stelle
bewegen.
Die Erzieher bekommen jeweils ein Päckchen Kaffee.
Die restlichen mitgebrachten Güter, ein Sack mit
Spielzeugen, mindestens 7 kg Schokolade, Schulzeug, besagte Fußbälle, Duschbad
und diverse Privatpakete warten noch auf eine gerechte Verteilung. Gerade an
der offenen Schokolade hängt das Gewissen. Sollte ich es mir erlauben davon
etwas zu nehmen? Ein Kind bekommt im Jahr vielleicht ein Handvoll. Die Hälfte
davon liegt jeweils vor mir.
Sylvester soll etwas besonderes werden. Wir proben mit den
Jugendlichen „Frau Holle“, um dieses dann am 31. aufzuführen. Einen Tag vorher
backen wir Plätzchen. Die Küche hat ihren Namen nicht verdient. Es ist alles so
versifft, dass wir hoffen, die Hitze möge uns beistehen und die Gasflasche, die
zum Glück für fast 10 kg Teig ausreicht. Beim Formen der Plätzchen erlebe ich
immer wieder Überraschungen. Die Kinder können kreativ sein. Das hatte ich
vorher noch nicht beobachtet. Und die Kinder haben Spass an der Sache, auch
wenn es einige zu weit treiben.
Am Sylvesterabend wird Frau Holle vor den Kleineren
aufgeführt, es macht allen Spass. Ein kleiner Junge im Abseits wird von keinem
Erzieher beachtet. Er sitz da, wie als ob er in die Ecke gestellt wurde um sich
gefälligst zu schämen. Ich hole ihn mit zur Bühne, er freud sich. Nach Frau
Holle gibt es Disko für die Kleinen. Fast exakte ATB, Sylver und Scooter
Adaptionen, aber eben Rumänisch! Danach beschließe ich, im kleinen Kreis,
privat mit ein paar Rumänen außerhalb des Heimes ins neue Jahr hineinzufeiern.
Rückfahrt
Ab dem 01.01.2002 dürfen Rumänen ohne Visa in die EU
einreisen, wenn sie in bar beweisen können, dass sie pro EU-Tag mindestens 100
€ umsetzten können. Nicht zu rechtfertigende Schweinerei, wie ich finde! Wir
haben dem entsprechend schlimme Erwartungen für die Grenze. Im Auto nehmen wir
einen Rumänen mit nach Deutschland, er wurde nach Weimar eingeladen. Kurz vor
der Grenze besorgt er sich noch eine Auslandskrankenversicherung, die er in einem
Bauernhäuschen neben der Straße kauft. An der Grenze muß er sich Sachen wie „Du
begehst ja Landflucht, warum stehst Du nicht für Dein Vaterland ein?“ (etwas
interpretierte Übersetzung) anhören. Die Ungarn lassen uns erstaunlich schnell
passieren und die EU gibt sich mit den Pässen zufrieden, wir hatten Schlimmes
wegen des Rumänen erwartet. In Österreich tauschen wir in einer Edelraststätte
unsere DM in Euro. Am nächsten Morgen sind wir zuhause.
Jakob Held, Dortmund den 14.01.2002
Mehr Infos natürlich nach Anfrage an mich oder unter: www.junge-gemein.de
Copilul e.V. Hilfe für notleidende Kinder in Fagaras/Rumänien
Ahrensburger Redder 21, D-22926 Ahrensburg - im Juni 2002
-Spenderbrief Nr. 19
„Erbitte Gottes
Segen für Deine Arbeit, aber verlange nicht auch noch, dass er sie tut.“
Dieser Aphorismus des österreichischen Schriftstellers Karl
Heinrich Waggerl beschreibt, wie ich finde, sehr gut die Situation in unserem
Kinderhilfe-Verein:
Die Berichte der beiden Delegationen, die im April
(„Wolle-Projekt“) und Mai (Hilfsgüterfahrt zusammen mit der „Siebenbürgenhilfe
Großhansdorf“) in Fagaras waren, haben wieder soviel Not gezeigt – aber auch so
viele Möglichkeiten, Hilfe zu leisten ...!!
Aus dem Bericht der Reisegruppe „Wolle“ (hier geht
es darum, im Spätsommer sechs MultiplikatorInnen die Technik des Wolle-Filzens
so beizubringen, dass sie es danach an ihre Klientel weitergeben können): „...
Viele Familien (aus dem Projekt ‚Pflegefamilien’) sind zusätzlich in Not
geraten, da die Energiepreise drastisch gestiegen sind: Familie E.,
Sozialbericht vorhanden, Mutter mit 3 Kindern, ohne Einkommen, wohnen im Block,
sollten ausziehen, da sie Gas, Wasser und Strom nicht bezahlen konnten; Mutter
wollte Kinder ins Heim geben. Copilul hat Gasflasche und Kocher bezahlt. ...
Schwester H.: mussten wegen Schulden aus der Wohnung ausziehen, wohnen jetzt
bei der Tante, die ... eine sehr kleine Rente hat; kleine Schwester hat
Hautkrankheit, Medikamente sehr teuer ... Familie M.: ... Sie haben mit dem
Stadtgas Heizlampen betrieben; ... das Copilul-Geld wurde auch hier für die
Gasrechnung verwendet. ... eine Zigeunerfam8ilie die im Chemiekombinat in einem
verlassenen Gebäude einen ca. 10 qm großen Raum ohne Fenster und Türen für sich
hergerichtet hat. Die Familie besteht aus 14 Personen (3 Erwachsene, 11 Kinder)
und lebt dort unter unbeschreiblich ärmlichen, unhygienischen Verhältnissen.
... Copilul lässt 100 Euro bei Pfarrer Klein, die er nach eigenem Gutdünken in
Form von Geld, Lebensmitteln oder Kleidung in den nächsten 4 Monaten an diese
Familie geben kann, quasi als neue Pflegefamilie. ...“
Im Bericht der Mai-Reisegruppe heißt es über ein Kinderheim
in Rupea, etwa eine Autostunde von Fagaras entfernt: „Den Heimkindern geht es
... besser als vielen Kindern in deren Familien. Während wir das Haus
besichtigten, bekamen wir selbst einen Eindruck: Ein Kind aus dem Dorf war über
die Mauer geklettert und wühlte in der Mülltonne des Waisenhauses, um etwas zu
finden, das es zu Hause abliefern konnte ... Den Kindern der armen Familien
gilt Hellwigs (des Heimleiters) Sorge: Er möchte ihren Familien mindestens ein
Brot am Tag (kostet 35 Cent) garantieren und braucht dafür Sponsoren.“
Und vom Bürgermeister von Victoria, einer anderen Kleinstadt
etwas weiter entfernt von Fagaras, lesen wir: „Den Kindern (des Waisenhauses)
geht es (mittlerweile) gut ... – viel besser als vielen Kindern, die in ihren
Familien leben. Die Armut dieser Familien lässt ihn nicht schlafen. Er hat aus
seinem mageren Sozialetat einen Mittagstisch für 170 (!) Kinder organisiert;
kostet pro Kind/Essen 45.000 Lei (1,50 €). Er hat auch schon Einzelspenden
bekommen, jedoch keine regelmäßige Zuwendung. Im August wird sein Etat
erschöpft sein und er weiß noch nicht, wie er dieses Projekt weiter finanzieren
soll. Ein hochwertiges Essen, das nicht zu teuer ist, soll es sein – darauf
legt er großen Wert. Wir sind beeindruckt von diesem Mann. Er sorgt dafür, dass
die Hilfe wirklich bei den Kindern ankommt. ...“
Außer den beiden Nahrungshilfe-Ersuchen von Victoria und
Rupea hat die Reisegruppe noch 5 weitere Bitten um finanzielle Unterstützung
mitgebracht:
- Schulspeisung
täglich für mittellose Kinder in Sercaia
- Täglich
1 Brot für 93 Familien
ohne Einkommen mit 3 u. mehr Kindern in Fagaras
- Pflegegeld
für einen vagabundierenden Jungen in Felmern
- Kauf
einer Einzimmerwohnung für eine Pflegefamilie in Not
- Deutschkurs
für rum. Pflegehelferinnen im Waisenhaus „Canaan“/Sercaia
Jede einzelne dieser Bitten um Hilfe ist berechtigt und
müsste eigentlich erfüllt werden ... aber dafür wären Finanzmittel ihn Höhe von
etwa 120.000 € nötig – und das übersteigt unsere Möglichkeiten bei weitem. Wir
haben feste finanzielle Zusagen für unsere mittel- und langfristigen Projekte
(die Dystrophie im Kinderkrankenhaus, das Pflegefamilienprojekt, die kommunale
Sozialarbeit), daneben so förderwürdige und ‚hilfsbedürftige’ Einrichtungen wie
die Sonderschule im Chemiekombinat und die Jugendbegegnungsstätte in
Seligstadt. So bleibt nur ein geringer Teil unseres jährlichen
Spendenaufkommens für „Extra“-Projekte verfügbar. Aber: Wir können vielleicht
noch einige zusätzliche Spender rekrutieren!!
Wir haben beschlossen, ein weiteres Projekt – wahrscheinlich
zusammen mit „agape e.V.“ in Lockhausen und mit der Diakonie in Fagaras
anzupacken:
Schulspeisung für arme Kinder in Sercaia:
In der Elementarschule des Dorfes Sercaia nahe bei Fagaras
gibt es bereits eine kleine Schulmahlzeit für Kinder, deren Eltern dafür bezahlen
können. Wir wollen, das auch die anderen, die armen Kinder, in den Genuss einer
solchen Mahlzeit kommen. Darunter sind Kinder, die oft tagelang keine einzige
Mahlzeit bekommen haben – wir haben davon nicht nur gehört, sondern so etwas
selbst erlebt! Für diese tägliche Vesper wollen wir die Bezahlung übernehmen,
die Bäckerei der Diakonie kann das Brot liefern ... nun müssen wir nur noch
genügend Menschen finden, die uns ihr Geld dafür anvertrauen. Ab dem nächsten
Wochenende (Stadtfest in Ahrensburg!!) verkaufen wir Brotmarken à 40 Cent bzw.
Brotkarten im 10er-Block zu 4 € mit der Aufschrift „Brot für Fagaras“ – wir
sind optimistisch und hoffen, dass genügend Menschen hier etwas abgeben für
jene Kinder dort in Rumänien. Unser Optimismus ist nicht völlig unbegründet,
erfahren wir doch immer wieder erstaunliche Beispiele menschlicher
Hilfsbereitschaft: so z.B. die 10.000-Mark-Spende der Firma André Tonn
GmbH/Ahrensburg oder die Übernahme einer Patenschaft durch Betreute und
Betreuer der sozialtherapeutischen Wohn- und Arbeitsgemeinschaft „Auf’m Hof“ in
Belm/Osnabrück.
Der eingangs zitierte Gedanke findet auch im
„24-Stunden-Buch“ der Anonymen Alkoholiker seinen Ausdruck: „Verfalle nicht in
den Fehler, ‚Herr, Herr’ zu rufen, ohne die Dinge zu tun, die getan werden
müssen.“ In diesem Sinne: Lasst uns die Dinge tun, die getan werden müssen –
und Seinen Segen dazu erbitten!
Ihr und Euer Achim Keßler-Binder
Spendenkonto: Sparkasse Stormarn, BLZ 230 516 10, Kto.-Nr.
900 33 293; e-mail: info@copilul.de; Info: www.copilul.de
Eine Chance für Waisen im „Land der verlorenen Kinder“
Instrumente gesucht! Vom 18. bis 27.
April 2003 wird eine Gemeinschaft hannöverscher Bläserinnen und Bläser nach
Rumänien, genauer nach Siebenbürgen reisen, und zwar in eine Region, in der nur
noch wenige Deutsche, aber viele Ungarn, Szekler und Roma leben. Musik von
Posaunenchören kennt man dort überhaupt nicht. Man kennt Blaskapellen. Sie
spielen zu Festen auf, manchmal dürfen sie auch vor einem Gottesdienst draußen
spielen. Die Bläsergruppe wird erstmalig in den großen ehemals deutschen
Städten in die Kirche hinein dürfen, um zu Ostern Gottesdienste in Schäßburg
und Hermannstadt zu blasen, oder um Kirchenkonzerte in Medias, Kronstadt oder
Szeklerkreuz zu geben. Eines der größten europäischen Waisenhäuser löst sich
inzwischen in „Familienhäuser“ auf. In diesen Häusern werden wir leben. Und
jeden Vormittag übt jeder von uns mit den Kindern das chorische Blasen und wir
hoffen, auch für jedes Kind, das Interesse hat, ein Instrument zurücklassen
(Altinstrumente gesucht!) zu können. Diese Kinder haben Liebe und Zuwendung,
weil sie aus dem Heim ins Familienhaus gekommen sind. Aber sie hätten auch so
gerne Anregungen, um was auch immer zu lernen, sich zu entfalten, aufeinander
zu achten und miteinander etwas zu tun. Warum nicht Blasen? Die Erzieher sagen:
alles, was geschieht, ist besser, als wenn nichts geschieht. Es handelt sich
also um ein sozialtherapeutisches Projekt mit den Mitteln, die uns Bläsern
gegeben sind. Ein Erzieher dort hat Pädagogik und Trompete studiert. Er ist ein
ungarischer reformierter Christ. Seine Qualifikation entspricht genau der
unserer „Landesposaunenwarte“ – nur, dass man es dort nicht kennt, in Gruppen
von „Laien“ zu musizieren. Er wird eingesetzt, zunächst 6 Jahre lang diese
Kinder zu unterrichten (und gleichzeitig eines der Familienhäuser mit zu
führen) und den ersten balkanischen Posaunenchor ins Leben zu rufen, und
damit vielleicht eine ungeahnte Entwicklung zu fördern. Ungeahnt für alle
Beteiligten. In ihren weiteren Entwicklungsmöglichkeiten werden die Kinder von
Hannover aus gefördert (Rumänien-Arbeitsgruppe Hemmingen)
Träger des Projektes: Posaunenwerk der Ev.-luth. Landeskirche
Hannovers (besonders die Konferenz der Landesposaunenwarte),
Rumänien-Arbeitsgruppe Hemmingen, Dekade zur Überwindung von Gewalt im Amt für
Gemeindedienst. Angefragt: Aktion „Hilfe für den Osten“. Gegenstand des Projektes: Konzertreise
nach Siebenbürgen, aus der eine Bläserausbildung für eine große Zahl von
Kindern (Sozialwaisen) erwachsen wird. Für ein Land im Osten etwas
Unvorstellbares. Für die Kinder eine Chance, sich zu entfalten. Kosten des Projektes: 37.000 €, auf 6
Jahre gerechnet. (Aus DOV-Mitteln wurden bereits 7.500 € bewilligt; eine
weitere vierstellige Summe ist durch Spenden aufgebracht. Natürlich würden wir
uns sehr über weitere finanzielle Hilfen freuen. Noch mehr aber suchen wir nach
Instrumenten, die Sie dem Projekt zur Verfügung stellen könnten. Wir nehmen sie
auch dann gerne, wenn begrenzte Reparaturen erforderlich sind.
Literatur zum Hintergrund des Projektes:
Wolfgang Gerts, Unsere kleine Rumänenbande – Kinder a u
s dem Heim! ISBN 3-934117-00-7
–bei der Red. Rumänienrundbrief erhältlich
Weitere
Informationen geben:
Wolfgang Gerts und Michael Junker in unserem Posaunenwerk. Auch Einzelspenden
sind mehr als willkommen! E-Mail: m.gerts@t-online.de
michaeljunker@gmx.de ; Telefon: 0511/1241-460
(Posaunenwerk); 05085/981633 (Gerts) 0491/99239220 (Junker);
Spendenkonto: AfG Hannover Posaunenwerk, Ev. Kreditgenossensch. EG Hannover;
BLZ 25060701, Kto.: 6955; Stichwort: “Projekt Rumänien”: 6213.14.1910
Knappe
Projektbeschreibung:
1. Projekt
des Posaunenwerkes
Vom 18. bis 27.4. möchte eine Gruppe, bestehend aus zwei
Landesposaunenwarten, Landesobmann und erfahrenen Bläsern nach Siebenbürgen
fahren, Einerseits soll der Kontakt zu den traditionellen großen Gemeinden der
Ev.-luth. Kirche Augsburgischen Bekenntnisses hergestellt werden, es soll über
Ostern in Gottesdiensten geblasen und darüber hinaus einige Bläserkonzerte
veranstaltet werden, andererseits soll ein sozialpädagogisch orientiertes
Projekt eingeleitet werden, das über mindestens 6 Jahre ehemaligen Heimkindern
durch Instrumentalunterricht helfen soll, sich zu entfalten und zu entwickeln,
gleichzeitig eigene Möglichkeiten in einer Bläsergruppe gemeinsam zu gestalten.
Dieses Projekt wird in einem besonderen Blatt näher beschrieben. Es sei
erwähnt, das zwar „Blasmusik“ auch in kirchennaher Gestalt auch den ungarisch
reformierten und unierten Gemeinden bekannt ist, aber die Gestalt der Musik und
des Auftretens von Posaunenchören, die z.B. auch Gottesdienste bereichern,
völlig unbekannt und für die Menschen dort unvorstellbar sind.
Da die Kinder der Waisenhäuser, die mittlerweile durch die
Arbeit der RAGH in familiäre Situationen gefunden haben, bereits wesentlich in
ihren Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt, leiblich und seelisch geschädigt
wurden, betrachten wir dieses Projekt als einen Beitrag zur Überwindung
„struktureller Gewalt“.
2. Die
„Ostkirchenarbeit“
als Fachgebiet im AfG unserer Landeskirche veranstaltet
jährlich eine „Rumänien-Konsultation“. Hier finden sich Gruppen in unserer
Landeskirche zusammen, die sich miteinander austauschen. In der Regel wird auch
ein Vertreter des Kirchlichen Lebens der Kirche eingeladen. Mein Auftrag liegt
darin, einmal einen eher zwar kirchlichen, aber auch gesellschaftspolitisch
kritischen Vertreter der Kirchengemeinschaft einzuladen. Gedacht wurde an einen
Mitarbeiter der „Hermannstädter Zeitung“.
3. Der
Verein „Ein Haus für morgen“ (RAGH)
leistet ebenfalls einen sehr wertvollen Beitrag zur
Überwindung struktureller Gewalt. Das einstmals drittgrößte Waisenhaus Europas
steht vor seiner Einstellung, weil viele der Kinder in Familien oder in
familiengleiche Wohnsituationen (Familienhäuser) einen Platz finden, wo sie
Liebe, Zuwendung und Entfaltungsmöglichkeiten erfahren. Dieses Beispiel wurde
in ganz Rumänien aufgenommen, wird mittlerweile durch den Europäischen Rat mit
erheblichen Mitteln gefördert und bedeutet eine wesentliche Alternative zur
zerstörenden Existenz „abgegebener“ Kinder im Waisenhaus. Die RAGH setzt ihre
Arbeit sowohl in praktischer Kleinarbeit als auch in sozialpolitischer Hinsicht
fort. Diese Entfaltung zur Entwicklung einer menschlichen Jugendhilfe bedeutet
eine wesentliche Voraussetzung für eine Annäherung Rumäniens an Europa. Die
kleine praktische Wirkung von bald fünf Familienhäusern unserer Gruppe mit
ihren konkreten Kindern und die politische Auswirkung des Tuns der Gruppe, die
von Anfang an versuchte, auch andere von diesem Modell zu überzeugen, sind kaum
in einem Atemzug zu beschreiben. Die Gruppe von mir als Teil der Gemeindearbeit
gegründet und ist nach meinem Weggang aus Hemmingen ein Verein, der von einem
fünfköpfigen Vorstand geführt wird, in dem besonders der Arzt Johannes
Leonhardt hervortritt.
4. Holzwerkstatt
Es gibt auch unsere Verantwortung für Jugendliche, die das
Waisenhaus verlassen. Eine von uns seit Anfang geförderte Einrichtung ist eine
Werkstatt für Holzspielzeug, in der sowohl Jugendliche und junge Erwachsene aus
der Stadt wie aus dem Heim eine Existenzmöglichkeit finden. Die Werkstatt
beschäftigt derzeit 31 Mitarbeiter. Der Kirchturm-Verlag Martina Gerts e.K.
vertreibt Holzkreuze in vielen Gemeinden unserer Landeskirche. Dieser Einsatz
bedeutet etwa 10-20 % der Einnahmen der Werkstatt, die gegenwärtig nach
Möglichkeiten sucht, die Arbeitsmöglichkeiten mit einem neuen Gebäude zu
verbessern. Überschüsse der Einnahmen gehen an den Förderverein „Lasst die
Kirche im Dorf“ in Ehlershausen.
5. Socken
aus Viscri (Weltgebetstags-Projekt)
Ein Projekt, in dem durch Eigenarbeit (Herstellung von
Wollsocken) ca. 130 Frauen – und damit Familien – eines ehemaligen sächsischen
Dorfes namens Viscri (Deutschweißkirch) sich etwa die Hälfte eines
durchschnittlichen Monatsgehaltes dazu verdienen können. Das
Weltgebetstagskomitee hat die Erstellung einer Spinnerei zum Projekt ernannt.
Gegenwärtig werden monatlich ca. 1000 Paar Socken hergestellt, was zur
Entwicklung eigener Entfaltungsmöglichkeiten von Menschen, die sonst unter der
Armutsgrenze leben würden, wesentlich beiträgt.
6. Persönliches
Engagement
Vier
meiner Kinder stammen aus Rumänien, und es ist absolut notwendig, dass sie zur
Entfaltung ihrer Identität den Kontakt zu ihrer Herkunft nicht verlieren. Dies
ist der persönliche Anteil dieses und jedes anderen Besuches. Ich versuche, dem
zu entsprechen, indem ich zwar um Genehmigung von „Dienstreisen“ für die
Fortführung all der genannten Tätigkeiten bitte, aber die Kosten der Reisen
größtenteils selbst trage. Die Vernetzung von Dienst, Familie und persönlichem
Engagement erscheint mir als unauflösbar.
Das "Brukenthal-Park-Projekt" zu Freck / Avrig
Quelle: www.muenster.org/romania
In Avrig/Freck am Fuße der Südkarpaten nahe
Sibiu/Hermannstadt, befindet sich die barocke Parkanlage Samuel Brukenthals
(1721-1803) mit Schloss, Orangerie, Garten- und Grünflächen sowie Sumpf (16
ha). Die gemeinnützige Brukenthal-Stiftung in Hermannstadt, seit 1924
unter Vorsitz des jeweiligen Stadtpfarrers (z.Z. Pfr. Dörr) erhielt 1999 die
Parkanlage aus staatlicher Hand zurück. Im Schloss befinden sich ein
staatliches Sanatorium und Arztpraxen. Für den ungenutzten Teil sucht die
Stiftung zeitgemäße Nutzungskonzepte im Sinne Brukenthals, der unter Maria
Theresia als Gubernator nicht nur das Steuersystem reformierte, sondern auch
Probleme in der Landwirtschaft und im Sozialsystem mit Innovationen löste.
Große
Probleme im Land sind, dass nach der Reprivatisierung der Landwirtschaft (LW)
sehr viele Flächen brach liegen. Heute gehört das Land ehemaligen, meist
arbeitslosen Industriearbeitern, welchen aber das LW-Wissen fehlt, wodurch sich
aus der LW kein Einkommen ergibt und die Verarmung fortschreitet. Als weiteres Problem ist die übliche, oberflächennahe
Trinkwasserentnahme durch fehlende Kläranlagen bedroht, was die Lebensgrundlage
der Menschen zusätzlich verschlechtert.
In
enger Zusammenarbeit mit der Brukenthal-Stiftung, deren Partnerverein
Initiative Rumänien e.V. Dresden und mit zwei jungen Freiwilligen
(Diplomingenieurin/Diplomand für Ökol. Landwirtschaft), die das gesamte Projekt
in der Anfangsphase begleiten sollen, entstand nach ausführlicher
Problemanalyse folgendes Konzept.
In
der Orangerie besteht Wohnraum für die Freiwilligen. Weiterhin soll in der
Orangerie eine Bäckerei als finanzielles Standbein für das Projekt eingerichtet
werden, welche die bestehende Marktlücke ,Schwarzbrot' abdeckt, sowie später
eine Käserei für eventuellen Exportbiomozarella. Die Grünflächen und vorhandene
Stallungen sollen wirtschaftlich durch die Büffel- und Schafhaltung genutzt
(Käse, Fleisch) werden. Die Reststrukturen der Gärtnerei sollen zur
Jungpflanzenanzucht von Gemüse wieder in Betrieb genommen und ausgebaut werden.
Das Gemüse soll im Straßenkinderprojekt zu Hermannstadt und im Sanatorium
Verwendung finden. Die vorhandenen Obstbestände sollen genutzt und mit der Zeit
durch einen Sortengarten, Baumschule und Imkerei erweitert werden. Der
durch Hausabwässer entstandene Sumpf soll zur Pflanzenkläranlage umgebaut
werden und kann für einen zukunftsweisenden Abwasserumgang werben und
Verantwortungsbewusstsein wecken. Mit Pflanzenkläranlagen ist es möglich, mit
einfachen Mitteln die Lebensqualität im Bereich Trinkwasser zu sichern. Mit den
neusten Erkenntnissen des Ökologischen Landbaus und in Zusammenarbeit mit der
Universität Kassel sollen auf zugepachteten Ackerflächen bodenschonende,
ertragssichernde Anbausysteme standortangepasst entwickelt werden, die
zukunftsweisend für einen nachhaltigen Landbau sind.
Die
vielseitigen Landwirtschaftsbereiche für ertragssichernden, umweltschonenden
Pflanzenbau, kostensenkender artgerechter Tierhaltung, sowie einer direkt
angeschlossenen Weiterveredelung der Produkte sind die beste Voraussetzung, um
eine pädagogisch /didaktisch erfolgreiche Schulung für Landwirte und
Umweltbildung für jedermann in Theorie und Praxis durchzuführen. Das breite
Spektrum an Arbeitsbereichen schafft zum anderen die Möglichkeit, aus dem
Projekt finanzierte, individuelle Arbeitsplätze und Beschäftigung für die in
Hermannstadt bestehenden Arbeitslosen- und Straßenkinderprojekte
bereitzustellen. Die im Sommer von der Brukenthal-Stiftung durchgeführten
internationalen und interethnischen Jugendworkcamps sollen ausgebaut werden.
Durch die auf Marktlücken orientierten Wirtschaftsbereiche und eine zur
Selbständigkeit anregende Mitarbeiterführung soll das Projekt von externer
Unterstützung unabhängig werden.
Zielsetzung und Zielgruppe des Projekts
Das Hauptziel des Frecker-Park-Projektes ist es,
für die genannten Probleme Lösungsansätze zu bieten. Da diese Probleme
großteils aus Unwissenheit resultieren, sind sie nur durch gezielte Aufklärung
lösbar. Dazu soll das Frecker-Park-Projekt mit einem Bildungszentrum beitragen.
Bildungsseminare werden in Rumänien vereinzelt angeboten. Meist ist es aber
nicht machbar, die Lehrinhalte auch praktisch zu demonstrieren. Ohne dieses ist
es unmöglich, Wissen überzeugend zu verbreiten.
Die
Vorrausetzungen für eine gezielte Bildungsarbeit im Frecker-Park-Projekt sind
deshalb, vielfältige beispielgebende Wirtschaftbereiche zu etablieren. So soll
mit dem Angebot von Schwarzbrot das Bewusstsein in Richtung gesunde Ernährung
gelenkt werden. Zusammen mit der Käserei soll die Bäckerei durch die
Weiterveredelung neue Wirtschaftswege aufzeigen. Die Büffel- und Schafhaltung
hat zum Ziel, ein Allround-Gesundheitsmanagement in Zusammenhang mit
artgerechter Tierhaltung zu demonstrieren. Mit der Gärtnerei soll deutlich
werden, dass es in Intensivkulturen möglich ist, grundwasserschonend und
ertragssichernd zu wirtschaften. Aus dem Bereich des Obstbaus soll resultieren,
dass durch standortangepasste Sortenwahl und Sortenkunde einheimisches,
vitaminreiches Obst das Jahr über bezahlbar auf den Markt lieferbar ist. Die
Pflanzenkläranlage hat zum Ziel, für Ressourcenschutz durch
verantwortungsvollen Umgang mit den Abwässern zu werben. Aus dem Bereich des
Ackerbaus sollen Anbausysteme hervorgehen, die auf den Erkenntnissen des
Ökologischen Landbaus in Deutschland beruhen, aber dem Standort Rumänien
angepasst werden und somit den einheimischen Bauern in Rumänien hilfreich sind.
Bei den beschriebenen Wirtschaftbereichen besteht der Anspruch, sie am
Markt zu orientieren, damit eine schnelle wirtschaftliche Selbständigkeit
erreicht wird und aus dem Projekt bezahlte Arbeitsplätze entstehen. In diese
Arbeitsplätze sollen Arbeitslose vor Ort, mit dem Ziel der
eigenverantwortlichen Ausführung eingelernt werden und die kontinuierliche
Weiterführung der Bereiche übernehmen. Hierzu bestehen auch Beziehungen zum
Arbeitslosenprojekt in Hermannstadt. Die Menschen sollen wieder die Erfahrung
machen, dass sie in der Lage sind aktiv an der Gestaltung ihrer Situation
mitzuwirken. Die Freiwilligen können sich so auf die Etablierung neuer Bereiche
konzentrieren.
An
die Aufbauarbeiten anschließenden sollen mit Gastdozenten fruchtbringende
Seminare für Privatpersonen, Landwirte, einkommenslosen Landbesitzern bis hin
zu kommunalen Abwasserverantwortlichen u.a. durchgeführt werden. Die Teilnehmer
wirken ihrerseits als Multiplikatoren, wodurch sich der Zielpersonenkreis
zusätzlich erweitert.
Die
Integration der im Hermannstädter Kinderschlupf aufgefangenen Straßenkinder in
das Frecker-Park-Projekt hat das Ziel, dass die Kinder die Schönheit der
Parkanlage genießen, Spaß an kleinen Arbeiten haben, somit spüren, dass sie
gebraucht werden und in einem neuen Umweltbewusstsein aufwachsen. Die von der
Brukenthal-Stiftung geleiteten Sommercamps sind darauf ausgerichtet, dass sich
Jugendliche verschiedener Kulturkreise in Arbeit, Spiel und Freizeit näher kennen
und besser verstehen lernen.
Durch
Bildung sollen die Menschen wiedererlernen, wie es sich lohnt die fruchtbaren
Äcker zu bewirtschaften und dass ihre Arbeit ein Einkommen erbringt und neue
Perspektive soll aufgezeigt werden, so dass aus den dargelegten
Frecker-Park-Projekt ein Stück Hoffnung für Osteuropa wächst.
Weitere
Informationen zu diesem Projekt erhalten sie von Susanne und MartinKlemm (klemm@logon.ro).
Erster Bericht von Susanne und Martin aus Avrig/Freck
Die Vorgeschichte: Nach dem Studium für Ökologische Landwirtschaft an der Universität
Kassel/Standort Witzenhausen beschlossen wir, Martin und Susanne Klemm, in
Rumänien tätig werden zu wollen. Meine Großmutter stammt aus Hermannstadt in
Siebenbürgen und auf sieben Rumänienreisen habe ich Land und Sprache Stück für
Stück kennen gelernt. In Rumänien ist gerade im Bereich Landwirtschaft sehr
viel zu tun. Die ehemaligen, nun oft arbeitslosen Industriearbeiter haben nach
der Revolution 1989 nun ihr Land zurückerhalten, jedoch sind große Teile
landwirtschaftlichen Wissens im Kommunismus verloren gegangen, so dass sich aus
der Bewirtschaftung der Felder kein bzw. ein geringer Gewinn ergibt. Oft heißt
es, nicht einmal das, was ich für Traktor beim Pflügen, Säen und Dreschen
bezahle, verdiene ich am geernteten Korn. Große Teile des Ackerlandes liegen brach. In Zusammenarbeit mit der Initiative
Rumänien e.V. Dresden und dem Partner in Siebenbürgen, nämlich Stadtpfarrer von
Hermannstadt und Vorsitzender der Brukenthalstiftung Kilian Dörr ist ein
Projekt ins Leben gerufen worden, um im Bereich landwirtschafter Bildungsarbeit
tätig zu werden. Es entsteht ein Zentrum für Ökologie und Landbau, wo Seminare
zu landwirtschaftlichen Themen abgehalten werden, deren Inhalte anhand von
Theorie und praktischer Anschauung vermittelt werden sollen. Aus diesem Grund
wollen wir einen, den rumänischen Verhältnissen entsprechenden Lehrbetrieb
aufbauen, anhand dessen Winterschulungen für Landwirte durchgeführt werden. Für
die Bauern ist der Winter die Jahreszeit, wo Zeit für solche Dinge ist. In
Freck/Avrig nahe Hermannstadt/Sibiu befindet sich ein 16 ha großer Barockpark,
welcher der Brukenthal-Stiftung (Vorsitz Kilian Dörr) 1999 zurückgegeben wurde.
Die Planung dieses Projektes begann Mitte März 2002.
Die ersten Schritte in Stichworten: Zuerst haben wir ausgearbeitet, was genau wir
vorhaben, um danach bei Stiftungen, Förderprogrammen und sonstigen
Finanzquellen anzuklopfen. Wir bekamen großzügige Unterstützung von einer
Gemeinde in Lennep, die Stadtpfarrer Kilian Dörr bereits gut kennen, von der
Robert-Bosch-Stiftung sowie von Spendern der Initiative Rumänien e.V. Dadurch
war es möglich, sich nun um die Anschaffung der benötigten Gerätschaften samt
dazugehörigen Zollpapieren, einen LKW sowie um unsere versicherungstechnische
Absicherung zu kümmern. Über Pfarrer und Freunde konnten im Stadtrodaer Raum
(nahe Hermsdorfer Kreuz) 70 Plakate aufgehängt werden, auf denen nach
Landmaschinen für tierische Anspannung gesucht wurde. Dies war Mitte Juli 2002.
Aus dem Stadtrodaer Umkreis, Witzenhausen und sogar Cuxhaven bekamen wir
geschenkt oder günstig fünfzehn, gut erhaltene, funktionierende Landmaschinen
zusammen, sowie eine Teigknetmaschine und einen Holzbackofen für 60 kg Brot.
Viele haben uns geholfen, z.B. ein Spediteur, der als Pferdenarr unsere
Landmaschinen bei nicht voll beladenen Touren für ein Fahrer-Trinkgeld mitnahm.
Gehortet wurde alles bei Martins Eltern in Quirla nahe dem Hermsdorfer Kreuz,
einem "strategisch günstigen Fleck". Die Zollgeschichte zog sich nun
eine Weile hin. Am 24.August stand im Kalender ABFAHRT! Den Transport übernahm eine Spedition, die Leerfahrten nach Rumänien
koordiniert. Aber am festgesetzten Tag waren alle Helfer da, nur der LKW kam
nicht. Dafür kam er dann zwei Tage später (Montag) völlig unverhofft, als keine
Helfer mehr da waren. Es ging trotzdem alles gut, am Abend passierte unser TIR
den dt. Zoll Jena und der Transport war aus unser Hand. Wir selbst fuhren am nächsten Tag mit einem Kommilitonen und seinem PKW
dem TIR voraus, um in Freck die Lage zu erkunden und das Abladen vorzubereiten. Der rum. Zoll sah sich ca. 2 min die rostig erscheinenden Landmaschinen
und die robuste Teigknetmaschine und entließ uns nach Freck zum Abladen. Auch
hier warteten viele helfende Hände und ein Gabelstapler. Am Abend 22 Uhr war
alles in der Garage verstaut und wir machten am nächsten Tag frei.
In Freck: Nun
ging es erstmal dran sich einzurichten. Dabei fiel auf, dass das Licht dunkel
wurde, sobald man den Wasserkocher angeschaltete und die Sicherungskästen in
gefährlichen Zustand waren. Ebenso waren die Wasserleitungen sehr marode und an
ein Winterfestmachen der Orangerie war nicht zu denken. Es mussten Holzöfen
eingebaut (Heizen, Kochen), sowie Möbel beschafft werden. Die Anwesenheit von
Arbeitern verschiedener Handwerke hielt uns ca. 4 Wochen in Bewegung. Da
Handwerker hier erstens besonders wichtige Werkzeug zu vergessen pflegen, und
sich auf des Hausherrn Werkstatt verlassen, und zweitens es nach langen
Besprechungen trotzdem so machen, wie es sich ergibt (mit Ausnahmen), empfahl
es sich, immer in Nähe zu bleiben und die eigenen Aufgaben nach Abrücken der
Handwerker zu erledigen. Da wir Respekt vor dem Winter haben,
denn "In Freck erfrieren die Hunde" so dass Sprichwort, begannen wir
als nächstes, eine große, abgestorbene Birke zu fällen und auf Meter zu sägen.
Jetzt heizt sie uns wunderbar die Stube. Auch weitere Bäume, die in den letzten
10 Jahren wild auf dem zukünftigen Gartenland gewachsen waren, fällten wir und
nun trocknen sie auf dem Dachboden dem Kachelofen entgegen. Durch den Park
fließen 4 Bäche. Einer davon grenzt an das Gartenland und war versumpft und
aufsedimentiert. Also haben wir ihm mit Hilfe der Kirchgemeinde Hermannstadt
und Freunden sein altes Bett zurückgegeben. Dies war eine recht anstrengende
Aufgabe aber seit dem 20.10. ist es fertig.
In einer nächtlichen
Aktion haben wir Suru, den Schimmel des Sanatoriums dem Schlachter vor der Nase
weggekauft und päppeln in nun auf. Er hat unser ganzes Holz zum Dachboden
gezogen, ist sehr vernünftig, aber nicht mehr der Jüngste und auf einem Auge
blind UND er war ungeheuer abgeklappert. Aber er macht sich. Neben Kontakten
zum Viehhändler bemühen wir uns, Kontakt zu knüpfen, z.B. zu Bauern im Dorf, Landwirtschaftlichen
Organisationen in Rumänien usw.
Wie ´geht's weiter: Im Herbst und Winter werden wir die Ställe für Büffel und Pferd
herrichteten, die Anbauplanung machen und Saatgut besorgen. Weiterhin soll die
Bäckerei (Schwarzbrot) in Betrieb kommen. Wir hoffen zu Weihnachten, Plätzchen
für die Kinder der Hermannstädter Gemeinde backen zu können. Aber das ist noch
ein gewundener Weg über Architektin, Bauabteilung, und Denkmalpflegeamt uä.. Im
Frühjahr wollen wir 2 Büffelkühe mit Kalb, sowie einen jungen Büffelstier für
die Feldarbeit und zum Melken kaufen. Danach kann es richtig losgehen mit der
Bewirtschaftung des Ackerlandes. Schritt für Schritt können wir uns dann um
Referenten und wichtige Themen kümmern für den Winter 2003.
Weitere Informationen zu diesem Projekt erhalten sie von Susanne und
Martin Klemm (klemm@logon.ro)
Letzte Änderung dieser Seite am 20.11.2002
Rumänien – Ökologie aus dem Blickwinkel der Mütterchen?
von Stephan Drube, veröffentlicht in „Ökozid-Journal“
2001. Der Autor erhielt die meisten Informationen durch die Zeitung „Romania
Libera“ bzw. durch das Leben auf dem Land.
Stephan Drube ist seit über 20 Jahren intimer
Rumänienkenner. Er hat mehrere Dokumentationen insbesondere über das Leben der
Bauern und über sozioökonomische Probleme erstellt; darunter auch die
Ausstellung „STRAINUL APROPIAT“ (Nahe Freunde), die in mehreren rumänischen
Städten gezeigt wurde. Seit 1999 ist er mit einer Rumänin verheiratet. Stephan
Drube ist langjähriger Mitarbeiter im Rumänienkomitee (Berlin).
Zwölf Jahre nach dem Sturz von Ceausescu sind viele Hoffnungen zerschlagen. Das
betrifft nicht nur das gesellschaftliche Leben in Rumänien, sondern auch die
Umweltsituation des Landes. Nachdem Iliescu, der Meister der Wasserabzapfung
und des Staudammbaus, mit seinen Helfern seit einem halben Jahr wieder an der
Macht ist, wird sich die Umweltsituation Rumäniens eher noch weiter
verschlechtern. Natürlich mangelt es nicht an vollmundigen Versprechen – aber
an weiterhin korrupten Beamten auch nicht.
Die „Babele“, d.h. die alten Frauen, Mütterchen, sitzen am Abend und an
Sonn- und Feiertagen auf der Bank vor ihrem Haus. Sie reden mit ihren Nachbarn
über Gott und die Welt, schauen, was sich auf der Straße tut. Was sie sagen und
denken, wie etwas geschaffen und beschaffen sein muss, ist für viele
Dorfbewohner Befehl. So hatten es alle früher gemacht und so machen sie es
heute – in einer Art vorauseilendem Gehorsam.
Auf der Straße fahren Autos. Sie haben vier Räder,
rollen und sehen von weitem wirklich wie Autos aus. Einige laufen nicht in der
Spur, verlieren Öl, haben nur ein Auge, zerborstene Scheiben und stoßen Qualm
aus. Trotzdem sind sie äußerst nützlich und jeder, der so etwas besitzt,
schustert und flickt daran solang es geht. Diese Mangelsituation findet man nur
noch in Albanien etwas krasser; sie ist ein Kennzeichen der rumänischen
Gesellschaft.
Die Erklärungen der Politiker klingen vollmundig. Ihre Taten
allerdings dienen meist nur de Bereicherung der jeweiligen Familienclans. Und
man wechselt die Parteizugehörigkeit wie einen Mantel – eben nach Bedarf.
Dabei wären die Voraussetzungen gerade für ökologisches
Denken eigentlich günstig in einer Gesellschaft, in der jeder alte Nagel so lange
gerade geklopft wird, bis er wieder verwendbar ist.
Die Berggebiete kennzeichnet nach der Rückgabe des
vorher kollektivierten Landes eine kleinparzellige Landwirtschaft, die in
unseren Augen die Landschaft angenehm konturiert. Rumänische Betriebswirtschaftler
rufen jedoch nach einer Flurbereinigung.
Die Bauernfamilien bearbeiten ihre ein bis zwei
Hektar Land meist in Handarbeit und verdienen dabei so wenig, dass keinerlei
Investitionen, auch nicht für Dünger- oder Chemikalienkäufe, getätigt werden können.
Der Abnahmepreis für einen Liter Milch liegt bei 2800 Lei
(28 Pfennig). Ein Liter Coca-Cola kostet im Laden ca. 11.000 Lei (1,10 Mark).
Bei einer derartigen Preisgestaltung kann das Geld für den nötigen Futterzukauf
nicht verdient werden.
Korrupte Landbesitznahme
Jeder, der sein Land zurückerhalten hat, ist sorgsam darauf
bedacht, nicht durch eine Flurbereinigung übervorteilt zu werden. Zu recht,
denn bei der Aufteilung der „CAP-urile“ und „IAS-urile“ (landwirtschaftliche
Produktionsgenossen-schaften) wurde in vielen Gebieten der beste Grund von den
Leitern und Agronomen der Unternehmen in Besitz genommen, die oft gar nicht aus
der Gegend stammen. Der Rest wurde unter den Altbesitzern aufgeteilt.
In einigen Bezirken wurde der Waldbestand schon an die
früheren Besitzer zurückgegeben. Im Kreis Harghita belaufen sich aber die
einschlägigen Forderungen auf 200.000 Hektar Wald, bei einem derzeitigen
Bestand von 160.000 Hektar. Das Problem liegt darin, dass einige der Flächen
inzwischen aufgeforstet, andere geschlagen sind. So etwas könnte nur durch
finanzielle Entschädigungen ausgeglichen werden.
Die Rückgabe des Waldes wird nicht von allen gut geheißen:
Einige befürchten massiven Kahlschlag und mangelnde Wiederaufforstung, was die
Alten schon aus der Vorkriegszeit kennen. Die überall entstehenden
Kleinstsägewerke hinterlassen ihre Spuren nicht nur in den Taschen ihrer
Besitzer, sondern auch in Flüssen, an Straßenrändern und auf Wiesen, die voller
Schwarten und Sägespäne sind. Nur zögernd werden für die Holzrückstände Öfen
und Heizwerke entwickelt.
Italienische Aufkäufer haben den Edelpilzbestand in weiten
Gebieten schon fest in ihrer Hand. Früchte werden nicht mehr organisiert
gesammelt wie in kommunistischen Zeiten. Statt dessen sprießen an
landschaftlich reizvollen Stellen und in Naturschutzgebieten wild gebaute
Dörfer und Städtchen – ohne jede Baugenehmigung. Der Versuch des Präfekten in
Retezat, eine derartige Ansammlung wild gebauter Villen wieder abzureißen, ist
gescheitert. Sie sind erneut entstanden – ohne jede Abfall- oder
Abwasserbeseitigung, mit Riesenzäunen und Kahlschlägen.
Der Einzug der westlichen Plastikkultur hinterlässt Abfallberge, die es
früher nicht gab. Im Juli 2000 reicht das Hochwasser am Großen Somesch 10 Meter
an die Uferbefestigung der Müllhalde der Stadt Nasaud heran, die nicht
repariert worden war.
Für die Wiederherstellung der durch Bergwerksaktivitäten
beeinträchtigten Flüsse (durch die Absetzbecken von Baia Mare und Baia Borsa)
hat sich im Kreis Maramesch ein Konsortium aus Nicht-Regierungs-Organisationen
gegründet, dem neben Forschern aus Großbritannien auch Wissenschaftler von der
Universität Wels angehören. Hoffentlich kümmert man sich auch um die Zechen in
Cavnic und in den Westkarpaten.
80 Kilometer toter Fluss:
Der in den Westkarpaten entspringende Fluss Ariesch ist
durch Schadstoffeinleitungen aus Minenbetrieben auf einer Länge von 80
Kilometern bis kurz vor der Mündung in den Muresch als tot zu bezeichnen. Als
Folge der fehlenden Abwasseraufbereitung sind die meisten Flüsse eher Kloaken.
Müll wird überhaupt gerne an Flussufern abgeladen. Sicher gibt es auch einige
saubere, sogar kristallklare Flüsse; meistens aber nur im Oberlauf und nie
flussabwärts einer Stadt.
Ein anderes noch zu klärendes Umweltproblem ist das
rätselhafte Blattsterben bei Gurken und Tomaten in den Gebieten Maramuresch und
Westkarpaten.
Ceausescus Manie, die Gewässer des Landes durch Staudämme
für Strom und Bewässerung nutzbar zu machen, ist kaum nachvollziehbar. Im Olt-
(Alt) Tal zeigen sich bei Fagarasch deutliche Klimawechsel von einem trockenen
zu einem feucht-kalten Klima mit starken Nebelbildungen und Nachtfrösten, was
nicht nur die Obsternte beeinträchtigt.
Durch stark zunehmendes Schafwollwaschen im Fluss Saliste
(Kreis Sibiu) hat sich dessen Wasserqualität in den letzten Jahren dramatisch
verschlechtert. Forellen und Krebse sind verschwunden. Gemeinsame Kontrollen
von Wasserschutz-, Forstbehörde und Polizei sowie eine aus deutschen Mitteln
finanzierte Wollwäscherei in Cristian sollen jedoch Abhilfe schaffen.
In Copsa Mica (Kleinkopisch) arbeitet noch das Kupfer und
Zink verarbeitende Kombinat. Die Rußfabrik, der man gerade erst neue Filter
verpasst hatte, wurde versehentlich als Schrott ins Ausland verkauft, Ursache:
mangelhafte Vertragsgestaltung von staatlicher Seite. Die Zerstörung des
Waldbestandes ist dort durch andauernde Emissionen trotz eines sehr hohen
Schornsteins so schlimm, dass die Forstverwaltung für teure Dollars
säureresistente Baumsorten im Ausland einkaufen muss, um die Erosion zu
stoppen.
So etwas ist möglicherweise auch bald in Zlatna und Baia
Mare von Nöten, denn auch dort mangelt es an Filteranlagen und außerdem wird
mit alten Technologien gearbeitet.
Chemiekombinat rottet Fauna aus
Das Chemiekombinat „Azomures“ (Tg. Mures) hat durch seine
Abwässer in den letzten Jahren trotz umfangreicher Kontrollen sechs Fisch- und
zehn Weichtierarten ausgelöscht. Die auferlegten Strafen dafür sind so gering,
dass man gleichwohl in Ruhe weiterproduzieren kann. So oder ähnlich geht es den
meisten Kombinaten.
Was vom Atomkraftwerk Cernavoda zu halten ist, muss
sich erst noch zeigen. Von den bisher geplanten Blöcken II und III des AKW
Cernavoda hängt auch das Schicksal des rumänischen Uranbergbaus ab. Dessen
Produktionskosten übersteigen den Weltmarktpreis um ein Drittel und müssten von
daher umgehend geschlossen werden. Aber: was folgt aus der Schließung, wie
überwacht man sie und verhindert die Kontaminierung der Gewässer?
Die Uranverarbeitungsfabrik in Feldioara müsste umgehend
Anteile aus Mitteln der Weltbank erhalten, damit ihre Abraumhalden besser
kontrolliert werden können und Abwässer nicht in den Olt (Alt) gelangen.
Die städtischen Heizanlagen schauen eher wie das Höllenfeuer
aus und müssen dringend nachgerüstet werden. Viele Haushalte in den Hochhäusern
haben sich wegen hoher Heizungskosten von der offiziellen Versorgung abgenabelt
und einen mit Holz beheizten Kachelofen in die Wohnung gestellt. Die Städte
ersticken in deren Abgasen und denen des Verkehrs. Auch die Einrichtung eines
TÜVs hat dem noch nicht Einhalt bieten können, weil sich jeder, so gut es geht,
mit „Bakschisch“ um Kontrollen drückt.
„Wasserspechte“ am Werk
In jüngster Zeit hat der rumänische Erfindungsreichtum die
Pipelines als sprudelnde Einnahmequelle entdeckt: Diesel- oder Benzin-führende
Rohre werden angezapft. Überall, wo die „Rohrspechte“ tätig waren, sind
hektarweise die landwirtschaftlichen Flächen vergiftet worden. Die
Wiederherstellung bereitet dem Energiekonzern Petrom so hohe Kosten, dass der
jetzt ganze Streckenabschnitte von Wachleuten absichern lassen will.
Aber solche Aufpasser hatten schon bei anderer
Gelegenheit versagt: als nämlich in der Nach-Wendezeit die Bewässerungssysteme
gestohlen wurden, von denen jetzt nur noch ein Bruchteil in Funktion ist. Der
Berater der Rumänischen Landwirtschaftsgesellschaft, Dr. Harms, glaubt
allerdings, dass man mit den künstlichen Bewässerungssystemen ohnehin nur die
Böden versalzen würde. Aus rumänischer Sicht stellt das Fehlen allerdings einen
großen Verlust dar, vor allem bei solch heißen Sommern wie im Jahr 2000, mit
Temperaturen bis 42° Celsius.
Neben den „Kraftstoffspechten“ gibt es noch jene
„Wasserspechte“, die im Kreis Braila die städtische Wasserzuführung für ihre
Gärten anzapfen. Ein darauf angesprochener Kleingärtner sagt lapidar: „Wenn der
Staat uns kein Wasser für unsere Gärten zuteilen kann, müssen wir uns eben
selbst helfen.“
Eine Trinkwasserleitung, die die Städte Sibiu, Copsa Mica,
Medias und Dumbraveni aus dem Harghita-Gebirge versorgen soll, kann wegen
Geldmangel nicht weiter gebaut werden. So hofft man jetzt auf EU-Unterstützung.
Sieht man sich das Dilemma auf der Landkarte an, wird einem
das Problem der Wasserabzapfung im Raum Fagaras – Sibiu klar. Hier hat die
schnelle Verstädterung mit hohem Wasserkonsum (in welchem rumänischen Haushalt
läuft kein Hahn dauernd?) weite Gebiete trockengelegt; und dies vor einer
Bergkette mit ca. 2000 Meter Höhe! Bis nach Alba Julia klagen Betreiber von
Wassermühlen über zu geringe Wassermengen durch die Staudammbetreiber. Die
Mehrzahl der Müller musste ihre Betriebe aufgeben.
Während in einigen Gebieten des Landes noch das Fischen mit
Dynamit und Strom „gepflegt“ wird, streiten im Donau-Delta die Ökologen mit den
Fischern und Pächtern über Fangquoten; über die Wilderer allerdings schweigt
man.
Insgesamt ist Rumänien immer noch ein faszinierendes Land mit weiten, unbesiedelten Hügel-
und Berggebieten und einem in Westeuropa unbekannten Artenreichtum an Pflanzen
und Tieren – was westliche Forscher immer wieder dazu bewegt, Teile davon
illegal auszuführen.
Und die rumänischen Umweltgruppen? Viele davon wurden nur in
der Hoffnung auf eine schnelle Fahrkarte in den Westen gegründet und darauf
fiel man bei uns auch gehörig. Gute Umweltarbeit wird in kleinem Kreis gemacht,
von wirklich Engagierten. In den „grünen“ Parteien scheint sie „anstößig“ zu
sein – hier zählen nur die Worte ...
Ökologie als Schulfach gibt es bisher nicht und das ist aus
Sicht der Lehrer auch gut so. Wäre es Unterrichtsfach, würden die Inhalte nur
für die Prüfung auswendig gelernt und dann vergessen. So kann behutsam daran
gearbeitet werden, die Kinder zu erziehen, dass sie nicht mehr alles aus der
Hand fallen lassen oder zerschlagen, was Verpackung war – so wie es Väter und
Mütter, Großväter und Großmütter bisher taten.
Ein verwunschenes Bad im Karpatenbogen
Von Stephan Drube (Von diesem Bericht fehlte im letzten Heft
leider das Ende, deshalb hier noch mal in voller Länge)
Wenn der Zug sich so
langsam zum Dealul Stefanitei hochwindet, könnte der Fremde glauben, es läge an
der starken Steigung. Aber dem ist nicht so: Drei Jahre vor dem Tod Ceausescus
war die Strecke zur Reparatur vorgesehen und dabei ist es auch geblieben. Genauso
gemütlich, mit allen Variationen an Bremsgeräuschen, geht es dann wieder
bergab. Schließlich läuft der Zug im „Gara Iza“ ein, den Namen der Station
entdeckt man nur, wenn man sein Wagenfenster direkt davor hat, auf einem
kleinen Schild.
Aber wir sind noch
nicht am Ziel. Wir müssen noch zwei Dörfer weiter mit einem Sammeltaxi,
eigentlich nur in die nächste Gemeinde. Aber die, an welcher der Bahnhof steht,
fängt hier gerade erst an, und ein Dorf kann sich leicht 5-6 km am Fluss und an
der Straße entlangstrecken und so wie der Bahnhof heißt, nennt sich das ganze
Tal hier: „Valea Izei“, das heißt Tal der Isa. In eine rumänische Dubita
einzusteigen, ist nicht jedermanns Geschmack, aber wir haben keine andere Wahl
und so schaukeln wir auf Holzbrettern im Laderaum zwischen Flaschen und Taschen
im Geruch des Motors und der Waren unserem Ziel entgegen. Gleich am Anfang von
Dragomiresti, kurz hinter der Kurve, wo die Auffahrt zu dem kleinen Kloster
links nach oben führt, biegen wir nach 300 Metern ebenfalls links ein und
tasten uns vorsichtig zwischen einigen großen Steinen auf dem ungeteerten Weg
zum Bad vor, in eine Sackgasse: linker Hand das unscheinbare zartrosa-fleckige
Gebäude, da Bad, rechts oben auf der Anhöhe das gleichfarbige Gästehaus, wo
auch Leute aus den Nachbarkreisen preisgünstig übernachten können.
Vor dem Badehaus sitzen die beiden Alten, Ion und Maria, auf
einer Bank. Sie führen das Bad, was der Gemeinde gehört. Das heißt, sie kümmern
sich um das Wasser und dessen Erwärmung, putzen die Wannen so gut sie können,
führen Buch über die Anzahl der Gäste und nehmen das Geld an. Umgerechnet DM
1,50 zahlt man für ein Bad, die Übernachtung im sehr bescheidenen Gästehaus
macht 3 DM, das wären 30.000 Lei. Von dort aus sieht man über das Badehaus
hinauf zum Teich, wo sich die Quelle mit dem „pacura“ (Erdwachs) sammelt und
von wo es je nach Bedarf in einen großen höhergelegenen Tank gepumpt wird. In
den Heizkessel fließt s durch Gefälle, der mit Holzscheiten den ganzen Sommer
von Mitte Mai bis Mitte September erhitzt wird und an jedem Tag ist man zum Bad
willkommen. Gäste, die von weither kommen, machen 2-3 Bäder am Tag und loben
die Heilwirkung des Erdwachses.
Aber was ist das nun eigentlich? Wie ist die
Zusammensetzung? Kein Mensch kann uns Auskunft geben bis wir schließlich zum
„Primar“, dem Bürgermeister gelangen. Wir finden ihn in einem graublau
verputzten Haus mit drei rumänischen Trikoloren davor und er glaubt, wir
wollten das Bad gleich kaufen, Investoren aus „Germania“ und er preist die
Heileffekte in der gleichen Art wie die Badegäste. Schon in seiner ersten
Amtszeit hatte er einen neuen Kessel einbauen lassen und die Verheizung von
Reifen eingestellt. Die neuen Wannen und Leitungen gehen auch auf sein Konto.
Eine Wasseranalyse? Davon weiß er nichts, es ist Schwefelwasser und für
allerlei Krankheiten gut, vor allem für Rheumatismus, aber welche
Zusammensetzung? Er zuckt mit seinen Schultern und sieht uns ganz
verständnislos an, als wir ihm bedeuten, dass ohne so etwas wohl kein Investor
zu finden ist.
An der orthodoxe Kirche und einigen kleinen Läden vorbei
gehen wir die Straße zum Bad zurück, fast bis zum Holzschild der rumänisch -
belgischen Dörferpartnerschaft. Dann biege wir rechts in eine kleine Straße
ein, gehen ein paar schindelgedeckte Häuser entlang, durch Obstgärten und
Felder auf die Anhöhe zum Gästehaus. Von dort oben gibt es den schönsten Blick
über Dragomiresti, die silberne Spitze der orthodoxen, danach der Holzturm der
griechisch - katholischen Kirche im traditionellen Stil der Maramuresch, in der
Ferne glänzt der Spitzturm der orthodoxen Kirche von Bogdan Voda, welcher das
Riesenschiff noch überragt, bei gutem Wetter gekrönt von einem Hügelrücken und
einer Bergkette, welche die Grenze zur Ukraine hin bildet. Im feinen Licht des
Abends (oder auch des Morgens) kann man lange den Blick schweifen lassen und
sieht sich nicht satt, so vielfältig sind Besiedlung und Landschaft. Fuhrwerke,
Lieferwagen und Busse lärmen von der Straße her, Rufe der Viehhirten und
Kinderstimmen mischen sich dazwischen.
Auf den Feldern arbeiten noch die Leute, hacken Kartoffeln
und Mais, mähen Gras, stellen bizarre Astkonstruktionen zum Heutrocknen auf und
bereiten sich langsam aufs Nachhausegehen vor. Rauch steigt vom Bad auf und
gemahnt uns, endlich zur Tat zu schreiten und ein erstes Bad zu nehmen. „Vreti
sa faceti baia?! – „Wollen Sie ein Bad nehmen?“, fragt Maria und versichert
uns, alles ist geputzt. Nach den hiesigen Maßstäben vielleicht schon; insgesamt
sieht alles sehr ärmlich und heruntergekommen aus: Die sanitären Anlagen
verrostet, die Wanne steht auf dem Betonfußboden mit einem kümmerlichen
Holzrost mit Bank davor, ein Garderobenbrett an der Wand, eine Glühbirne. Das
ist alles.
Das Wasser ist heiß, hat eine gräulich-opaleszierende Farbe
und riecht nach Schwefel. Reichlich kaltes Wasser zulaufen zu lassen empfiehlt
sich bei den ersten Bädern und – nur zehn Minuten!
Die Augen verweilen auf dem Fleck an der Decke, der wie ein
Mandala die Aufmerksamkeit anzieht, aus den Nachbarbädern klingen rumänische
Stimmen.
Die Wirkung spürt man
erst, wenn man die Wanne verlassen hat. Nach etwa zehn Minuten schießt einem
die Hitze in den Kopf und die Beine versagen bei Kreislaufschwäche den Dienst.
Wie man bei solch starker Wirkung zwei bis drei Bäder täglich machen kann, ist
unerklärlich. Aber es muss für etwas gut sein, denn die Badegäste kommen jedes
Jahr wieder hierher, einige sogar aus dem 300 Kilometern entfernten Sibiu.
Ein Vierteljahr später fahren wir wieder in den Ort und
machen einen Besuch bei Ion und Maria. Ion war schwerkrank und liegt noch auf
dem bett, aber er freut sich genauso über unser unerwartetes Kommen wie seine
Frau. Schnaps und Kuchen wird angeboten und bald die Frage gestellt, wie uns
denn die Bäder bekommen seien?
Wir sind sehr zufrieden und Ion rät uns, beim nächsten Mal
gleich zwei Bäderfolgen einzuplanen, eine am Anfang und eine am Ende des
Aufenthalts, „dann werden Sie’s vielleicht ganz los.“ Das ist noch zu erkunden.
Winterüberquerung des Fogarascher Gebirges
Von Reinhold
Gutt, (neu aufgeschrieben von Ioana Maruntel)
Eine
Kammwanderung durch das Fogarascher Gebirge im Winter ist eine beachtliche
Leistung!
Zu den bekannten Schwierigkeiten
einer Wintertour kommt der Umstand hinzu, das im Kammbereich Nordwestwinde
vorherrschen und es somit empfehlenswert ist, die Route vom Westen nach Osten
in Angriff zu nehmen.
Die Marschdauer für die Strecke
zwischenden extrem gelegenen Schutzhütten SURU im Westen und Plaiul Foii im
Osten lässt sich nicht genau
vorhersagen. Es ist vorgekommen, das eine Seilschaft, vom Schneesturm behindert
und Schönwetter abwartend sogar 13 Tage brauchte; bei äußerst guten
Schneeverhältnissen ist die strecke
Suru Schutzhütte - Simbata
Schutzhütte in zwei Tagen
zurückgelegt worden. Somit läßt sich weder eine etappenmäßige Gliederung des Kammes vornehmen, noch
der benötigte Proviant abschätzen. Es kann auch sein, das nicht alle
Schutzhütten bewirtschaftet sind, Notunterkünfte sind aber gewährleistet.
Auskunft erteilt der Bergrettungsdienst SALVAMONT in Sibiu Tel : 0269 / 216
477
Eine bewährte Erfahrung lehrt
uns, die Wintertraversierung im
Monat März vorzunehmen, da dann der Tag bereits länger ist, die Temperatur
höher liegt und der Schnee sich schon gesetzt hat. Selbstverständlich soll eine
Überquerung nach grossen Schneefällen nicht unternommen werden.
Auf einige Wegabschnitte soll aufmerksam gemacht werden. In
den Wanderkarten oft blau eingezeichnet, mit Buchstaben versehen und im
folgenden Text beschrieben:
A .
Von der Abflachung des Frutea – Moaşei – Bergrückens , wo sich das Denkmal des Bergretters
Robert Ungurean – Baltres befindet , folgt man nicht der Sommerroute durch den
Găvanul – Kessel, sondern steigt
den Grat bergauf zum Hauptkamm des Gebirges . Falls es die Schneelage
gestattet, kann man den Suru –Gipfel aber auf seinen Südhang umgehen.
B. Den Kammabschnitt der Hohen Scharte ( Virful
Ciortea ) pflegte man winters äußerst selten zu besteigen. Vom Seesattel ( Şaua Lacului )
steigt man zum Frecker See ( Avrigului –Lac) über den sehr abschüssigen Berghang hinab, wo sich während großer Schneefälle sehr
leicht Lawinen bilden !. Es gibt aber Perioden, in denen der Abstieg leicht
ist, weil der Wind den Schnee völlig verweht hat. Information beim
Salvamont Bergrettungsdienst in Sibiu / Hermannstadt einholen. ist der
daraufolgende Anstieg in den Girbova-Sattel (Şaua Girbovei )
Diese Stecke darf man nur nach reiflicher Überlegung in Angriff nehmen. Üblicherweise überquert man nicht
diesen Nordhang, sondern beginnt ungefähr 300 m nach dem Avrig – See einen
direkten Aufstieg auf eine schmalen Bergkante dem östlichen Gipfel der Hohen
Scharte zu.
Vom
westlichen Girbova –Sattel umgeht
man den Girbova - Gipfel möglichst
nahe der Kammlinie und wechselt auf den Südosthang hinüber, wo wegen der starken
Neigung eine der schwerste Strecken zu bewältigen ist.
C. Von dem Şerbota-Gipfel gibt es, je nach Wetter- und
Schneelage Möglichkeiten den Negoui-Gipfel zu besteigen:
- Überquerung
des Kirchendaches (Custura Sărăţii). Diese Route wird selten und
nur von sehr guten Bergsteigern gewählt.
- Bergsteiger
pflegen das Kirchendach im Winter zu umgehen, in dem sie in den sehr
abschüssigen Steinkessel und nachher in den Mioarelor – Kessel hinabsteigen
oder:
entlang
des südlichen Ausläufers des Şerbota –Gipfels
das Neguoi -Tal durchqueren und sich direkt dem Frauenkamin ( Strunca
Doamnei ) zuwenden. Für den
Aufstieg wählt man jenen Abschnitt wo die Felsen aus dem Schnee herausragen .
D. Um den dunklen, einem Dom ähnlichen
Paltinul Turm zu umgehen, steigt man aus dem Doamnei-Sattel in nordwestlicher
Richtung in den steilen Doamei – Kessel hinunter. Nachher schwenkt man nach
rechts in den Bălea
–Sattel hinauf, aus welchen man
mit Leichtigkeit zum Bălea – See
absteigt wo an der Ostseite das neu erbaute BERGHOTEL Cabana Bălea Lac, Tel.
0788-609930 u. 0269-523517
mit Komfortzimmern wartet. Am Bălea – See, rechts neben dem Eingang zu
Tunnel findet man auch das
Refugium des Bergrettungsdienst SALVAMONT – eine an den Felsen gebaute
Unterkunft, die man am Roten Kreuz auf weißem Grund auf dem Dach erkennt. Auch
dort kann übernachtet werden. Ebenso in der Paltinul – Hütte. (ehemals Jagdhaus
der Parteielite)
E. Der
Aufstieg in den Gemsensattel soll am frühem Morgen erfolgen, um der
Lawinengefahr zu entgehen. Vom zugeschneiten Gemsensee (Bergsteigerdenkmal )
steigt man auf dem südlichen Ausläufer des Gemsen – Gipfel hoch , um unterhalb
einer krummen Felsnadel, die Revolver genannt wird, in den Fundul-Caprei –
Kessel hinab zu steigen. Bei der Ost-West Trassierung des Fogarascher Gebirges
ist diese Felsennadel ( Revolver) - bei schönem Wetter ein markantes
Orientierungsobjekt.
Die Kammwanderung im Fogarascher Gebirge erfolgt im
restlichen Abschnitt meist am Südhang, so dass zu größter Vorsicht ermahnt
wird, das der Schnee hier an wärmeren Tagen ( Sonnenschein ) und besonders 24
Stunden nach Neuschnee zu Lawinenbildung neigt.
Eine Winterüberquerung – es handelt sich immerhin um ein
Hochgebirge und das ohne die in Europa üblichen Sicherheitstandards - sollte nur von geübten Bersteigern, in
der Gruppe und oder in Begleitung von Salvamontisten (=Mitglieder der
Bergwacht, Kontakt in Sibiu: Salvamont, str. N. Balcescu 9 – Büro im
Hinterhof, Tel. 0269 / 216 477, mobil 0744 / 691334) erfolgen.
Ein Handy leistet gute Dienste im Notfall ! Einen
Reserveakku mitnehmen!
Nachrichten in Kurzform
ADZ 30.3.2002: Ab Juli sollen neue Postleitzahlen (6
Ziffern) eingeführt werden.? (davon wusste im Juli niemand etwas – d. Red. )
RID - Blick nach Rumänien März 2002: RO-Vignette: Neue
Straßengebühr ab 1. 7. 2002 sowohl für rumänische als auch ausländische
Transportunternehmen. Für PKW soll die Vignettenpflicht erst ab 1. Januar 2005
gelten.
HZ 2.8.02: 45% aller Rumänen leben 2002 schlechter
als im Vorjahr, 76% halten die Politiker grundsätzlich für korrupt, 72-80%
haben kein Vertrauen in die Regierung, das Parlament und die politischen
Parteien.
Bukarester Gerichtshof verbietet Umbenennung: Die rum. Arbeiterpartei darf sich
nicht in Kommunistische Partei umbenennen, weil das Gesetz der nationalen
Sicherheit extremistische Aktivitäten kommunistischer und faschistischer
Observanz verbietet
HZ 9.8.02: Als erstes Land der Welt hat Rumänien mit den
USA ein Abkommen geschlossen, das die Nichtauslieferung amerikanischer
Militärangehöriger an den Internationalen Strafgerichtshof vorsieht.
HZ 16.8.02: Auch in Rumänien schwere Schäden durch
Unwetter: vom 26.7. bis 12.8. elf Tote. Die Gemeinde Berlesti im
Krs. Gorj wurde von einer 10 Meter hohen Flutwelle heimgesucht, die zum Glück
nur Ställe und eine Brücke zerstörte. Wahrscheinlich am stärksten getroffen hat
es die Gemeinde Facaeni, Krs. Ialomita, wo ein tornadoartiger Wirbelsturm 15
Häuser dem Erdboden gleich machte, von 237 Anwesen die Dächer wegriss, Mauern
umlegte und Bäume umknickte. Ein Bus mit Soldaten wurde regelrecht in die Luft
gehoben und auf die andere Straßenseite gekippt. Hier starben 3 Personen, 20
wurden verletzt.
HZ 4.10.02: Der IWF berichtet, dass Rumänien 2002
voraussichtlich 4,3% und 2003 sogar 4,9% Wirtschaftswachstum haben wird. Die
Inflationsrate wird für 2002 auf 24,2%, für 2003 auf 19,1% geschätzt (2001
waren es 34,5%).
72% der Rumänen vertrauen der Presse (vgl. USA 52%, D 49%, Japan 21%).
(Gallup-Umfrage).
Die Deutsch-Rumänische Gesellschaft Berlin trauert um
ihren Präsidenten und Gründer, Herbert Siebold. Er verstarb am
14.11.2002 nach langer Krankheit.
Texte
von der Internetseite www.hermannstaedter.ro
Mehr
Stimmen, mehr Macht: Der
Minister für öffentliche Verwaltung, Octav Cozmanca, gab am Dienstag bekannt,
daß vorgezogene Parlamentswahlen im Mai oder Juni 2003 stattfinden könnten.
Würde die Verfassung geändert, was beabsichtigt ist, kämen als Termin der
September oder Oktober 2003 infrage. Nach Ansicht der Regierungspartei PSD wäre
angesichts der umfangreichen Vorbereitungen auf den für 2007 ins Auge gefassten
EU-Beitritt Rumäniens eine Regierungskontinuität bis zu jenem Jahr
wünschenswert. Sie erhofft sich aber auch einen Machtzuwachs: Im Jahr 2000 hat
sie nur ein knappes Drittel der Wählerstimmen erreicht, wären am Sonntag Wahlen
- hat kürzlich eine Meinungsumfrage ergeben -, würde die PSD mehr als die
Hälfte der Stimmen erzielen. (....) Präsident Ion Iliescu ist ein ausgesprochener
Gegner von vorgezogenen Wahlen, und er hat das letzte Wort. (22. November 2002)
Ost-Erweiterung der NATO schließt Rumänien ein
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat gestern in Prag
ein zweitägiges Gipfeltreffen der NATO begonnen. Es nehmen 46 Staats- und
Regierungschefs daran teil, darunter auch Ion Iliescu und Adrian Nastase, der
Präsident bzw. Premierminister des Beitrittskandidaten Rumänien, dessen
Bevölkerung zu über 70 Prozent auf eine NATO-Mitgliedschaft des Landes hofft.
Zwei wichtige Themen stehen in Prag auf der Tagesordnung: die
Terrorismusbekämpfung und damit eine neue Standortbestimmung der NATO und die
Ost-Erweiterung des Bündnisses. Diese hatte 1999 mit Ungarn, Polen und
Tschechien begonnen und soll nun - nach den zuletzt geäußerten Wünschen der USA
- mit gleich sieben Ländern fortgesetzt werden: Estland, Lettland, Litauen,
Rumänien, Bulgarien, Slowenien und Slowakei. Lange Zeit wurde darüber
gerätselt, ob fünf oder sieben Staaten aufgenommen werden würden. Rumänien und
Bulgarien galten als Wackelkandidaten, doch es scheint, die Regierungen der
beiden Länder haben Zusicherungen erhalten, daß sie in Prag nicht vergessen
werden. Vor allem die geringen Reformfortschritte und die endemische Korruption
schienen Rumäniens Beitrittschancen zu schmälern, doch nach dem 11. September
2002 ist das Land den Amerikanern geostrategisch interessant geworden: Sie
könnten die Militärbasen an der Schwarzmeerküste für einen Schlag gegen den
Irak nutzen (diese sind ihnen von Bukarest auch versprochen worden). Außerdem
hat sich der Beitrittskandidat Rumänien loyaler als ein vollwertiges
NATO-Mitglied verhalten: Es unterstützte die Luftangriffe auf Serbien, steht in
Bosnien und im Kosovo im Einsatz und hat nach Afghanistan, wie vor wenigen
Tagen die Londoner Times feststellte, nicht wie das NATO-Mitglied Ungarn etwa,
eine Handvoll Sanitäter geschickt, sondern ein Bataillon Kampftruppen, deren
Schlagkraft und Zuverlässigkeit von den Amerikanern gelobt wird.
Rumänien hat somit gute Chancen, Aufnahme in das westliche Verteidigungsbündnis
zu finden und einen Schritt weiter zu tun auf dem Wege seiner euroatlantischen
Integration. Auf gute Chancen verweist auch der Umstand, daß einen Tag nach dem
Prager Treffen, also morgen, der amerikanische Präsident George W. Bush für
vier Stunden nach Bukarest fliegen wird. Er wird hier mit Präsident Iliescu
sprechen und auf dem Platz vor dem Senatsgebäude eine Ansprache ans rumänische
Volk halten.
Die Stadt, berichten die Bukarester Zeitungen, gleicht schon
seit Tagen einer Festung. Auf der Besuchstrasse wurden aus Angst vor
Bombenattentaten die Kanaldeckel zugeschweißt und die Abfallkörbe beseitigt. Am
Besuchstag wird die Straße vom Flughafen stadtwärts gesperrt sein, es ist auch
mit weiteren Verkehrsbehinderungen und mit Verspätungen im Flugverkehr zu
rechnen.
(Horst Weber) Hermannstädter Zeitung Nr. 1805/22. November
2002